Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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obachten, wie die Weiber mit Schlägel und Mörser 
beschäftigt sind, um die Kost zuzubereiten. Das 
Stampfen und Klopfen hört man weit durch die 
Büsche schallen. 
Im Dezember, wenn die wilden Apfelsinen 
reif sind, gibt es eine angenehme Abwechslung in 
der Beköstigung. Aus den vielen alten Schalen 
zu schließen, die in den Werften umherliegen, 
muß die Ernte in jedem Jahr recht beträcht- 
lich sein. 
Mutter Natur ist auch sonst noch freigebig 
mit vielen anderen Früchten, die dem Buschmann 
sozusagen in den Mund wachsen, so daß er sich 
nicht sehr zu bemühen braucht, um seinen Hunger 
zu stillen. 
Die Bewohner des südlichen Kankau-Veldes 
leben nicht unter so günstigen Bedingungen. Aber 
auch hier habe ich keinen Menschen gesehen, der 
schlecht genährt war. 
Der Buschmann ist ja kein Kostverächter, und 
es gibt in seinem Gebiet wenige Gewächse, denen 
er nicht Geschmack abzugewinnen vermag. 
Als wir in Gurä“ die Wasserstelle reinigten 
und die Wurzeln des Schilfs daraus entfernten, 
griffen die Buschleute sofort danach und ver- 
zehrten sie an Ort und Stelle. 
Wie schon früher erwähnt, werden auch die 
Stämme der Palmen gegessen. Wenn der Baum 
gefällt ist, wird der Stamm säuberlich von der 
Bastrinde entfernt und dann in Stücke von etwa 
30 cm Länge zerlegt. So kommt die Kost in die 
Werft. Hier werden die einzelnen Stücke noch 
weiter zubereitet und dann am Feuer geröstet 
und verzehrt. 
Natürlich kann es nicht wundernehmen, daß 
bei dieser unverdaulichen Nahrung, die die Leute 
in großer Menge zu sich nehmen, die Auftreibung 
des Unterleibes einen ganz furchtbaren Umfang 
erreicht. Diesen Sarmoed penz“ findet man bei 
allen Buschleuten. Ich habe ihn aber noch nie- 
mals so entsetzlich groß gesehen wie bei den 
Palmenessern von Geitza. Ganz besonders tritt 
er aber bei Weibern und Kindern hervor. 
Eine besonders beliebte Kost ist die melonen- 
ähnliche Frucht des Affenbrotbaumes. Um zu den 
Früchten zu gelangen, schlagen die Buschleute 
spitze Holzpflöcke stufenweise übereinander in den 
weichen Stamm und klettern mit Hilfe dieser 
primitiven Leiter bis in die höchsten Spitzen des 
Baumes. 
Diese Art der Ernte ist aber mit steter Gefahr 
verbunden. Es ist schon mehrmals vorgekommen, 
daß sich ein solcher Holzpflock gelöst hat und der 
arme Kerl aus der schwindeluden Höhe herab- 
gestürzt ist. 
Trotz der größten Versprechungen waren hier 
die beiden Buschleute nicht zu bewegen, noch 
  
etwas höher auf den Baum hinaufzuklettern. Sie 
zeigten immer bedeutungsvoll auf die großen 
Wurzeln und machten dabei die Geste des Schlafens, 
indem sie den Kopf neigten und in die rechte 
Hand legten. 
Hier also ruht einer jener Unglücklichen! 
Zwischen den beiden mächtigen Wurzeln, welche 
sich über dem Erdboden entlang ziehen, hat man 
ihm die letzte Ruhestätte bereitet. Außerlich war 
von dem Grabe nichts zu erkennen. Obenauf 
aber lagen fein säuberlich die Waffen und Geräte 
des Toten. Auch die Früchte, für die er sein 
Leben gelassen hat, hatte man ihm mitgegeben zu 
der großen Reise in das Zenseits. 
Niemand wagt hier etwas zu entwenden. 
Der Geist des Toten würde über ihn kommen. 
Passarge gibt an, daß dem Toten sein Hab und 
Gut mit in das Grab hineingelegt wird. 
Trotz des zeitig schlechten Wildstandes hatten 
die einzelnen Werften doch immerhin eine ganz 
gute Strecke zu verzeichnen. Sie haben eben mit 
Schlinge und Pfeil mehr Weidmannsheil gehabt 
wie wir mit unseren modernen Waffen. 
Aber als höchster erstrebenswerter Besitz gilt 
ihnen doch ein Gewehr. 
Bei unserem unerwarteten Besuch in Geitza 
fand ich ein solches in der Werft vor. Die er- 
schreckten Bewohner hatten nicht mehr Zeit ge- 
habt, es zu verbergen. Uber den Ursprung dieser 
Waffe wollte niemand Auskunft geben können. 
„Cs ist schon lange da“ erhielt ich immer zur 
Antwort. 
Da mir Garu keine Führer gegeben hätte, 
wenn ich ihm das Gewehr fortgenommen hätte, 
so mußte ich es wohl oder übel dort lassen. 
Ubrigens kann er kein großes Unheil damit an- 
richten, denn es ist ein alter klappriger Vorder- 
lader, zu dem jegliche Munition fehlt. 
Von Anßerlichkeiten ist mir besonders auf- 
gefallen, daß viele Leute die Haare vom Hinter- 
haupt ab lang trugen, also einen Schopf hatten, 
der sehr oft übermäßig mit Fett eingesalbt war. 
In der südlichen Kalahari habe ich dies niemals 
beobachtet. Andere wieder trugen das Haar kurz 
geschoren und ließen einzelne Teile lang stehen, 
je nach persönlichem Geschmack. Eine besondere 
Frijur schien nicht vorgeschrieben zu sein. Die 
meisten trngen das Haar halblang, den so- 
genannten Wollkopf. Jedenfalls scheint das Haar 
dichter zu stehen als bei den Buschleuten der süd- 
lichen Kalahari. 
Tätowierung sah ich hauptsächlich in Karaku- 
wisa, aber doch recht verschieden. 
Einige Männer begnügten sich mit einem 
senkrechten Strich mitten auf der Stirn. Andere 
wieder fanden es schön, über jedem Auge noch 
einen solchen hinzuzufügen. Die Weiber trugen
	        
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