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bildet er einen so gleichmäßig abfallenden Pfad,
daß man ihn mit Ausnahme nur weniger kür-
zerer Strecken mit geringer Mühe zu einem für
Maultiere und Pferde gangbaren Saumpfad aus-
bauen könnte.
Wir gingen nun auf der Ostseite der Insel
weiter und erreichten bei Katendan die Bezirks-
grenze zwischen Süd= und Nord-Neumecklenburg.
In Panakundu verließen uns unsere bisherigen
Begleiter, und wir marschierten zu Fuß auf der
sogenannten Boluminski-Straße weiter nach
Fissoa. Auf dieser Wegestrecke gibt es außer
einer Missionsstation keine Niederlassungen von
Europäern. Die Straße ist breit ausgeschlagen,
und die Bäche sind alle mit Holzbrücken versehen;
man kann den Weg daher sehr gut im Wagen
oder zu Pferde zurücklegen. Für den Fuß-
wanderer ist er besonders bei srischer Beschotte-
rung mit scharfem Korallensande, wie wir sie an-
trafen, eine Qual. Von Fissoa bis Käwieng
ist die Straße mit leichteren Lastwagen und
Automobilen befahrbar. Die Pflanzungen Nord-
Neumecklenburgs liegen nun auf dieser Wegestrecke
in kurzen Abständen nebeneinander. Es sind
meist Unternehmungen von 100 bis 300 ha
Größe. Wir besuchten die Pflanzungen Fissoa,
das Unternehmen von Metzner und Enders,
dasjenige von Assunto Constantini und die
Neuanlage von Nauer in Lakuremao. In
dem dortigen Rasthaus trasen wir dann mit dem
Leiter des Bezirks, Bezirksamtmann Boluminski,
zusammen. Von diesem erfuhren wir, daß die
„Sumatra“, die uns ursprünglich am 14. Februar
in Käwieng abholen sollte, nicht dorthin kommen,
sondern am folgenden Tage uns in Lakuremao
abholen würde. Es hatte also keinen Zweck,
weiter zu marschieren, und zu unserem großen
Bedauern konnten wir daher die weiteren Unter-
nehmungen, die gerade ihres Alters wegen be-
sonders interessant gewesen wären, nicht besuchen.
Die „Sumatra“ traf pünktlich ein, und durch
das Entgegenkommen des Kapitäns fuhr der
Dampfer dicht unter der Küste nach Käwieng
zurück, so daß wir dort das Gestüt und die Re-
gierungsplantage, wenn auch sehr flüchtig, sehen
konnten. Der Dampfer lief dann die Fischer-
und Gardnerinseln an, wo wir zum Besuche
der Pflanzung Teripax an Land gingen. Auf
dem Wege nach Rabaul leruten wir dann noch
die neue Pflanzung der Matandeduk-Gesell-
schaft sowie den Platz eines chinesischen Händlers
kennen, der zugleich auch eine Kokospflanzung
angelegt hat. Am 16. Februar waren wir wieder
in Rabaul.
Zwei Tage später fuhren Dr. Gehrmann
und ich in Begleitung des Gouverneurs auf dem
Dampfer „Prinz Sigismund“ nach Kaiser-
Wilhelmsland ab. Auf der Fahrt nach
Friedrich-Wilhelmshafen liefen wir die Fran-
zösischen Inseln an und gingen in Peter-
hafen an Land. Hier hat die Neu-Guinea-
Kompagnie einen Anbauversuch mit Kakao in
großem Maßstabe (250 ha) unternommen. Die
Zeit erlaubte es leider nicht, diese Anlagen ein-
gehend zu besichtigen. Der Gouverneur beab-
sichtigte in Friedrich-Wilhelmshafen dienstliche Ge-
schäfte zu erledigen und dann die Kaiserin-
Augustafluß-Expedition nach ihrem Bestim-
mungsort zu bringen. Hierdurch war uns Ge-
legenheit gegeben, einerseits den Plantagendistrikt
an der Astrolabebay kennen zu lernen und ander-
seits die im Dienste des Kolonial-Wirtschaftlichen
Komitees in der Nähe von Friedrich-Wilhelms-
hafen mit dem Einsammeln von Gutta und
Kautschuk beschäftigten Malaien bei ihrer Arbeit
aufzusuchen. Wir besichtigten die Pflanzungen
der Neu-Guinea-Kompagnie in Modilon und
Jomba und fuhren mit der Pinasse des Bezirks-
amts nach Alexishafen. Dort hat die katholische
Mission vom heiligen Herzen Jesu ihre Haupt-
niederlassung. Sie hat in neuerer Zeit eine um-
fassende wirtschaftliche Betätigung begonnen. Von
großem Interesse war für uns der Besuch der in
der Nähe im großen Stile angelegten Reisfelder.
Die Reiskultur ist vor wenigen Jahren hier auf-
genommen worden in der Absicht, den großen
Bedarf der Mission selbst durch eigne Kultur zu
decken und allmählich auch den Reisbau bei den
Eingeborenen einzuführen. Die ganze Anlage
befindet sich noch im Versuchsstadium; zur Zeit
war man damit beschäftigt, eine von einem Motor
angetriebene Reismühle aufzustellen. Mustergültig
ist auch das Sägewerk der Mission. Es arbeitet
mit modernen Maschinen und deckt seinen ganzen
Bedarf aus den benachbarten Wäldern. Durch
die Aufstellung von Holzbearbeitungsmaschinen ist
das Werk in der Lage, den ganzen Bedarf der
Mission an Brettern und Möbeln selbst herzu-
stellen. Während die Mission doch sonst sehr viel
für die Verbreitung des Handwerks unter den
Eingeborenen tut und vor kurzem sogar eine
Seilerei zur Herstellung von Tauwerk und Seilen
eingerichtet hat, siel es mir auf, daß in der
Tischlerei so wenig Eingeborene als Lehrlinge
beschäftigt werden.
Inzwischen traf der Regierungsdampfer
„Komet“ mit der Sepik-Expedition an Bord
in Friedrich-Wilhelmshafen ein. Am 27. Februar
konnten wir auf dem „Komet“ die Weiterreise
nach dem Augustafluß antreten und gingen
noch an demselben Abend im Fluß vor Anker.
Mir lagen bei dem Dorfe Kopar 2, wo am
nächsten Morgen Eingeborene als Dolmetscher an
Bord genommen wurden. Der Fluß hatte zur