Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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überhaupt zu kaufen war, oder Pachtverträge über- 
nommen werden konnten, schon über 100 Rup. per 
Hektar vollständig unbearbeiteten Neulandes gezahlt. 
In der Buschsteppe unterhalb der Hänge des Kili- 
manjaro und auf dem Alluvialschwemmland am llfer 
des Kikuletwa bei Aruscha-chini sowie am oberen 
Pangani besinden sich große Unternehmungen der 
Firma Leuz & Co. und der Disconto-Gesellschaft in 
Gründung. Weitere Baumwollunternehmungen, u. a. 
auch der Hanseatischen Kilimanjaro Handels-Gesell- 
schaft m. b. H., sind in der Gegend zwischen Rau und 
Himofluß und der Ortschaft Kahe am Rufu begonnen 
worden. 
Die Verkehrsverhältnisse standen durchaus unter 
dem Einfluß der Vollendung der Bahn bis Moschi. 
Wenngleich hierdurch für den Bezirk ein lang ersehntes 
ziel erreicht ist. dürfte der Weiterbau der Bahn wenig- 
stens bis Aruscha nicht nur für die wirtschaftlichen 
Betriebe des Meru, sondern auch für uns und die 
übrigen Farmen des Süd= und West-Kilimanjaro eine 
dringende Notwendigkeit sein. Diese Pflanzungen 
wären dann in der Lage. ihre Produkte in oder bei 
Boma la ugombe zu verladen. Gerade jetzt, wo ein 
aroßer Teil der Kilimanjaro-Pflanzungen zu produ- 
zieren beginnt, zeigt es sich besonders bei dem Trans- 
vort von Massengütern, wie Baumwollsaat, Bohnen, 
Mais usw., daß die Zufuhrwege zur Bahnstation 
Moschi besonders vom westlichen Rilimanjaro und vom 
Mern aus in einer Verfassung sind, die man nicht als 
fahrbar bezeichnen kann. 
Die Regenverteilung kann im allgemeinen als 
günstiger begeichnet werden als im Jahre 1910. So- 
wohl die grosie als auch die kleine Regenzeit waren 
ziemlich ergiebig, und die in der zwischenzeit fallenden 
Regen reichten aus. Dies tritt besonders dadurch zu- 
tage, daß der Kantschuk im Jahre 1911 überhaupt 
nicht die Blätier abgeworfen hat, auch nicht auf den- 
ienigen Feldern, die während des ganzen Jahres nicht 
bewässert wurden. ,„ 
— 
lber unsere Anlagen können wir folgende Mit- 
teilungen machen: 
Pflauzungen. 
Kautschuk (Janihot glaciorüy. Eine Vergröße- 
rung dieser Pflangung ist nicht erfolgt, sondern nur 
eine Ergänzung der Fehlfstellen, so daß die 412,75 hu 
ceinen Bestand von 200 000 Bäumen aufweisen, von 
denen reichlich die Halfte zapfbar ist. 
Gezapft wurden im Jahre 1911 1609,94 ku nasser 
Kamschuk, die etwa 800) kg Verkaufskautschuk ergeben. 
Im Laufse des Berichtsjahres haben wir eine Kautschuk- 
Wascheinrichtung hinausgeschickt. Da diese Anlage erst 
in den letzten Monaten des Jahres 1911 in Betrieb 
lam, haben wir von dem in dem Jahre geernteten 
Rautschuk erst eine Sendung von 331,75 kxg nach HLam- 
burg geschickt, wo derselbe zu dem guten Preise von 
8, 80) 4 per kg sofort Abuchmer fand. Die von uns 
angewandte Zapf= und Waschmethode hat sich als 
durchaus zweckentsprechend erwiesen. 
Mit Raffec sind, wie auch im Vorjahr 8 hu be- 
pflauzt, auf denen nun 17700 Bäume stehen. Wir 
erzielten im Jahre 1911 etwa 120 geniner Kaffee von 
11 000 bis 12 000 tragenden Bäumen. Mit einer Ernte 
von 1 Pfund pro Baum wird man dort wohl mindestens 
rechnen können. Bei sorgfältiger Pflege und Düngung 
denken wir noch erheblich mehr zu erzielen. Eine 
Vergrößerung der Kafscebestände dürfte sich nach den 
erzielten Resultaten sehr wohl lohnen. Einer Ver- 
großerung stehen dort aber insofern Schwierigkeiten 
eutgegen, als die Terrains mit den besten Böden bereits 
  
mit Kautschuk bepflangt sind. Wir werden jedoch die 
Weiterentwicklung unserer Kaffeepflanzung auch im 
laufenden Jahre im Auge behalten. 
Den im Jahre 1910 geernteten Kafsce (109 Sack) 
im Bruttogewicht von 4355 kg nach der Euthülsung 
3387,25 kx haben wir nach Hamburg geschickt und dort 
zum Preise von 1,.30.¼4 und 1.29.#¼¾ per kx im Frei- 
hafen verkauft. Die Inalität des Kaffees wurde als 
erstklassig bezeichnet. 
Baumwolle. 
Caravonica-Baumwolle in Kibohöhbe: Die 
Pflege dieser Pflan zung war nicht genügend. Die 
Qualität der Baumwolle wird hierdurch ungünstig be- 
einflußt und ebenso auch die Erntemenge. Wir pflückten 
im Jahre 1911 1259,5 kg. 
Caravonica-Baumwolle am Kikafu: Die 
Caravonica-Bestände blieben auf dem größten Teil der 
Anlage erheblich in ihrem Wuchse zurück. Dement- 
sprechend haben wir im Jahre 1911 auch nur 9248 kg 
Baumwolle pflücken konnen. 
Abassi-Baumwolle am Kikafu: Die Abassi- 
pflanzen wurden zu Anfang des Jahres 1911 zurück- 
geschnitten. Diese zurückgeschnittene Baumwolle ent- 
wickelte sich zunächst gut, hatte jedoch später auch unter 
Arbeitermangel zu leiden, da es nicht möglich war. 
die Felder dauernd frei von Unkraut zu halten. Gepflückt 
haben wir 1911 59 930,5 kg. 
Upland-Baumwolle am RKikafu: Wir pflanz- 
ten im Jahre 1911 versuchsweise 20 ha mit Upland- 
Saat, welche wir aus Amerika importiert hatten. 
Diese 20 ha waren zum grösiten Teil gepflügt. Das 
Wachstum der Baumwolle ließ in den Monaten Juni 
bis August zu wünschen übrig. was wohl an der be- 
sonders nassen, kalten und trüben Mitterung gelegen 
hat. Der Baumwolle fehlte die nötige Sonne, mit 
Eintritt der wärmeren geit entwickelte sic sich schnell 
und kräftig. Für den Ertrag ungünstig war jedoch 
der Umstand, daß die infolge der Ralle nur mäßig 
entwickelten Pflanzen bei Eintritt der warmen WMitte- 
rung zu blühen anfingen, als die Pflanzen noch nicht 
die nötige Größe erreicht hatten. Auffallend sind bei 
der Upland die außerordentlich großen Kapseln. Der 
Ertrag steht vorläufig noch nicht fest, jedoch scheint es 
zweckmäßig zu sein, die gewonnene Saat wieder zu 
verwenden, damit sich die Baumwolle dort akklimatisiert. 
Auch werden wir im Jahre 1912 einen Versuch mint 
einer etwas späteren Pflanzung machen, damit die 
Baumwolle nicht die lange Kälteperiode durchzumachen 
hat. Gepflückt wurden im Dezember 1911 noch 16., k. 
Baumwollverkauf. Außer der selbst geernteten 
Baumwolle haben wir auch Baumwolle von benach- 
barten Pflanzern aufgekauft. Im gan;zen haben wir 
im Jahre 1911 10/] Ballen Abassi und Caravonica im 
Nottogewicht von 27 303 ku verkauft und dafür im 
Durchschnitt in Bremen 1,66 &¾ per kg erlöst. 
Zwischen= und Nebenkulturen. 
Der Aubau von Mais in zwischenkulturen brachte 
verhältniomäßig gute Einnahmen: auch scheint der An- 
bau von Bohnen recht lohnend zu werden. Dagegen 
konnten wir mit Weizen wegen der vielen Vogel 
keinen Erfolg verzeichnen. 
Viehzucht. 
Die Cntwicklung unserer Rinderzucht kann als 
günstig bezeichnet werden. Wir hatten 70 v. H. der 
tragsfähigen Muttertiere als Jahresüberschuß. Ende 
1911 hatten wir einen Bestand von 757 Haupt Rind- 
vieh einschließlich Zugochsen. Da sich uns im Laufe 
des Jahres eine sehr günstige Gelegenheit bot, 300 
Mutterschafe mit 200 3, bzw. 11 Blut Merinolämmern
	        
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