Contents: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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richts ausgesprochene Erwartung günstiger Erträgnisse 
im Berichtsjabr vollkommen in Erfüllung gegangen 
ist. Dies ist um so freudiger zu begrüßen, als es an 
äußeren, störenden Momenten nicht gefehlt hat, welche 
einer günstigen Entwicklung der Handels= und Ver- 
kehrsverhältnisse hindernd im Wege standen. 
Wir erwähnen in dieser Bezgiehung im Hinblick 
auf das eine unserer Arbeitsfelder, das Schutzgebiet 
Togo, die Bennruhigung, welche durch die wenig 
glaubwürdigen Gerüchte über die beabsichtigte Ab- 
tretung der Kolonie an Frankreich in die am Handel 
mit Togo hauptsächlich interessierten Kreise getragen 
wurde; ferner den bedauerlichen, durch außergewöhn- 
lich heftigen Seegang verursachten Einsturz der Lan- 
dungobrücke in Lome, deren selbst nur provisorische 
Wiederherstellung noch längere Zeit in Anspruch nehmen 
wird, so daß man bei der Ein= und Ausladung von 
Gütern auch bis auf weiteres noch auf die mit grösserem 
Risiko und höherer Versicherungeprämie verbundene 
libernahme der Güter durch Boote angewiesen bleibt. 
Glücklicherweise ist das fatale Ereignis zu einer Zeit 
eingetreten, als schon der größte Teil der vorjährigen 
Ausfuhrprodukte zur Verschiffung gelangt war; sonft 
hätten sich die Kalamitäten des gegenwärtigen Lösch- 
und Ladebetriebs noch weit empfindlicher bemerkbar 
gemacht. 
Die in unserm vorjährigen Bericht bereits er- 
wähnte Eröffnung der Bahnlinie Lome — Atalpame 
scheint in kommerzieller Beziehung noch etwas ent- 
tänscht zu haben, indem nur bis zur Station Tsewie 
der Güter= und Personenverkehr lebhafteren Charakter 
trägt. Nach Ansicht maßgebender Kreise würde eine 
Steigerung des Verkehrs sofort eintreten, wenn die 
Bahn, die jetzt etwa 4 km vor der eigentlichen Stadt 
Atakpame endet, bis an diese herangeführt und wenn 
ferner durch den reichsten #r Olpalmengürtel des Schutz- 
gebietes im Ointerland von Anecho eine etwa 50 km 
lange Stichbahn gebaut würde. 
Die vorläufige Beendigung der Bahnbantätigkeit 
ist von wesentlicher Wirkung auf die Höhe der Cin- 
fuhrgissern sowohl in beang auf die Juantitäten wie 
auf den Wert gewesen: hat doch die Einfuhr an Eisen- 
bahnmaterial im Vorjahre, abgesehen von dem hohen 
Gewicht, einen Wert von ctwa 1½ Millionen Mark 
repräsemiert. Dies muß natürlich beim Vergleich der 
vorliegenden amtlichen Ziffern über die Einfuhr berück- 
sichtigt werden. 
Trotz dieses Rückgangs der Importwerte und des 
Ausfalls an Einnahmen aus den Verkehrsanlagen in- 
folge des Einsturzes der Landungsbrücke sind die 
Finanzen des Schungebiets in bester Entwicklung ge- 
blieben und die Zolleinnahmen weisen noch ein Plus 
von 150 0000 K auf, welches in der Hauptsache wohl 
auf die Einfuhr von Spiritus fällt. 
Erfreulicherweise findet die verminderte Einfuhr 
cinen vollen Ausgleich in einer von etwa 7 Millionen 
Mark auf elwa 9 Millionen Mark gestiegenen Ausfuhr. 
Hieran sind besonders beteiligt: Palmkterne, deren 
Anofuhr im Jahre 1911 etwa 13 000 Tons gegen eiwa 
8200 Tons in 1910 beträgt, und Palmöl mit etwa 
000 Tons gegen etwa 3000 Tous im Vorjahre. 
Von großer Bedeutung für die zukünftige Ausfuhr 
der Olpalmenprooukte werden die jetnt auch in Togo 
in der Cinrichtung begriffenen maschinellen Betriebs- 
anlagen sein. 
Auch die KakaKausfuhr 
deutende Steigerung von eiwa 
230 Tons auf. 
Die Andsiuhr von Kautschuk hat sich infolge der 
gewichenen Preise nicht über die Höhe des Vorfahres 
weist für 1911 die be- 
130 Tons auf ctwa 
  
erheben können, wogegen Baumwolle die vorjährige 
Ziffer etwas überschreiten konnte, bei sehr befriedigen- 
der Qualitätsverbesserung. 
Die Maisausfuhr ist dagegen im Jahre 1911 noch 
weiter um etwa 2000 Tons zurückgegangen, da die 
Regenmengen im zweiten Halbjahr gänzlich ungenügend 
waren. 
Als neues aussichtsreiches Ausfuhrprodukt aus 
Togo ist im abgelaufenen Jahre der Sisalhanf von 
der Plantagengesellschaft „Kpeme“ zu neunen. 
Bei den günstigen Ernte= und zufuhrverhältnissen 
der hauptsächlichsten und höher bewerteten Produkte 
machte sich naturgemäß besonders starker Geldbegehr 
der Handelskreise fühlbar, wodurch namentlich in der 
ersten Hälfte des Jahres sich unserer Niederlassung in 
Lome vielfach Gelegenheit zu nunbringenden Bank- 
transaktionen bot. Eine Begleiterscheinung der größeren 
Produktenzufuhr war auch eine verstärkte Nauftraft der 
eingeborenen Bevölkerung. die unserer Niederlassung 
steigenden Nunen im Inkassogeschäft brachte, so daß 
ihr Gesamerträgnis nicht unwesemtlich höher ist. alo 
im vergangenen Jahre, obwohl in der diesmaliagen 
Berichtsperiode die Wechseltrausaktionen mit der be- 
nachbarten Rolonie Dahomen bedentend reduziert waren. 
Die Umsätze unserer Niederlassung Lomc im ab- 
gelaufenen Jahre bielten sich mit etwa 30 Millionen 
Mark auf der Höhe des Vorjahres. Die Anzahl der 
Kontokorrent= und Depositenkonten ist dagegen auf 
liber 300 gestiegen. Die Sparkassenabteilung unserer 
Niederlassung in Lome umfaßte am Jahresende 275 Ein- 
leger mit einem Gesamtguthaben von eiwa 65 000.. 
Der Zuwachs von etwa 190 Sparern entfällt meistens 
auf eingeborene Angestellte des Gouvernements. In 
den übrigen Kreisen der farbigen Berölterung herrscht 
noch Abneigung gegen die Sparkasse, obwohl die Bank, 
um die Cinrichtung zu fördern, bei der Verzinsung der 
pargithaben ein Opfer bringt. 
zu erwähnen ist noch. das wir für unsore Nieder- 
lassuug in Lome auf einem käuflich erworbenen Grund- 
stück ein eigenes Gebände errichtet haben, welches kürz- 
lich bezogen worden ist. 
Die Umsätze und Erträgnisse unserer Niederlassung 
in Duala sind in erfreulichem Maße gewachsen. Die 
Umsätze erreichten die Höhe von etwa 45 Millionen 
Mark und entsprechen vollkommen dem Anwachsen des 
Gesamthandelo des Schutnzgebiets Kamernn im 
abgelaufenen Jahre. Nach den für die ersten 9 Mo- 
nate des Jahres 1911 vorliegenden amtlichen Ziffern 
beirug derselbe während dieser Zeit etwa 37 Millionen 
Mark gegen etwa 32½ Millionen Mark in der ent- 
sprechenden Periode des Vorjahres. Hiervon entfallen 
von den wichtigeren Auefuhrprodukten etwa 31, Mil- 
lionen Mark auf Palmkerne (im Vorjahr etwa 27. Mil- 
lionen), eliwa 1¼/4 Millionen auf Palmöl (im Vorfahr 
etwa 1 Million) und etwa 14 Millionen Mart auf 
Nakao (im Vorjahr etwa 11½ Millionen Diese drei 
Produkte weisen demnach in den Vergleichsperioden 
nicht unbeträchtliche Steigerungen auf. 
Das Hauptansfuhrprodukt Gummi ist dem Werte 
nach gegen die Ziffer von etwa 8600 0600 . für die 
9 ersten Monate des Jahres 1910 in der gleichen 
Periode 1911 um etwa 350 000 .Kx zurückgeblieben. 
Auch Elfenbein weist in der Ausfuhr einen Rückgang 
auf, wie auch die weiteren Auösichten für den Elien- 
beinhandel nicht günstig zu sein scheinen. 
Dagegen belebte sich neuerdings, wie in unserem 
vorjührigen Bericht in Ausicht gestellt. der Hol zerport 
wieder, hauptsächlich wohl infolge besserer Preise in 
Curopa.
	        
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