Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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düngerwirtschaft im Schutzgebiet. Das Fehlen 
eines Fruchtwechsels, die schnellere Auswaschung 
der Pflanzennährstoffe in tropischen Böden, der 
Zwischenfruchtbau bei Dauerkulturen sowie die 
Unmöglichkeit einer Stallmistdüngung machen eine 
geregelte Kunstdüngerwirtschaft notwendig, zumal 
Böden mit geringerem und mittlerem Nährstof- 
kapital vorherrschend sind. 
Die Versuche wurden nach dem Schema des 
vollständigen Differenzdüngungsversuchs angelegt 
und erstreckten sich auf die Ermittlung des Nähr- 
stoffbedürfnisses der wichtigsten Kulturpflanzen des 
Schutzgebiets. Als Düngemittel wurden Chlor- 
kalium, Ammoniumsulfat und Doppelsuperphosphat, 
in einigen Fällen auch Chilesalpeter und Thomas- 
mehl verwendet. 
Die Versuche wurden unter Leitung und Kon- 
trolle von Sachverständigen des Gouvernements 
teils auf privaten Pflanzungsunternehmungen, 
teils auf den Versuchsfeldern der landwirtschaft- 
lichen Stationen ausgeführt. Im Berichtsjahr 
wurden mit Baumwolle 19, mit Manihotkautschuk 
und Kokospalmen je 14 und mit Mais 13 Dün- 
gungsversuche angelegt. 36 Versuche erstreckten 
sich auf Kaffee, Kakao, Sisal, Getreide, Kartoffeln, 
Luzerne, Weide, Gemüse und Bohnen. Die Ver- 
suchsfelder liegen in den Bezirken Tanga, Wil- 
helmstal, Moschi, Mohorro, Mrogoro, Bagamoyo, 
Daressalam, Kilwa, Lindi und Muansa. 
Bei den Versuchen mit Dauerkulturen wurde 
von einer Mitteilung der zahlenmäßigen Ergebnisse 
des ersten Versuchsjahres abgesehen, da bei diesen 
Pflanzen Düngewirkungen erst nach längerer Zeit 
llar hervortreten können. Soweit Versuche mit 
einjährigen Pflanzen zur Zeit der Berichterstattung 
abgeschlossen waren, haben sie, besonders bei Mais, 
beachtenswerte Resultate ergeben. 
Sämtliche Bersuche müssen noch eine Reihe 
von Jahren hindurch fortgesetzt werden. 
ere Berichte, auch aus den übrigen Schutz- 
gebieten, sollen in zwangloser Folge veröffentlicht 
werden. 
Dle iiz des Botonischen Gartens. 
u Raboul 1911/12.) 
n zwei Abbildungen.) 
Allgemeines. 
Infolge der Beurlaubung des 
Obergärtners führten nacheinander zwei Assistenten 
ouvernements die Geschäfte des G# 
Monat November wurde die Leitung dem Landwirt. 
schaftlichen Sachverständigen übertragen. Der Ober 
Ertner kehrte noch vor Ablauf des Berichtsjahres vom 
schnittlich 
r ersten 
Verwaltung. 
Ar Eiterpersonal. Es waren dur 
bis 50 Mann im Garten beschäftigt. In 
*) Bagl. „D. Kol. Bl.- 1912, S. 81 ff. 
  
Hälfte des Berichtsjahres herrschte Arbeiternot. Als 
Aufseher bzw. Handwerker waren zwei nam -Einge- 
borene tätig, die 255 vabgelaufner Vertragscheit durch 
Tagalen ersetzt w 
Außerdem “ in Kinese als Gärtner angestellt. 
dem mnit Unterstũtzung einiger intelligenter farbiger 
Arbeiter die Pflege der Saatbeete, das Umsetzen der 
Pflänzlinge sowie die Behandlung einiger Kultur- 
gewaͤchle und dasEinsammeln der reisen Früchte oblieg. 
Arbeiten benötigen eine dauernde und. i 
tensive Honmole durch den weißen Beamten. m— 
Verlaß ist weder auf die Aufseher noch auf die Ar- 
beiter. Die farbigen Aufseher vermögen si einen 
rechten Respekt ickt zu verschaffen. Die schwarzen 
Arbeiter anderseits sind, sobell sie sich von Weißen 
nicht beobachtet ½ sehr lässi 
azu komm JP Ungleichheit der Arbeitsquali= 
täten. Da die len nach Ablauf ihres drei- 
jährigen Arbeitskontrakts in ihre Heimat zurückkehren. 
so ergibt sich daraus, daß ein bedeutender Prozentiav 
des Personals auf Neulinge fällt, meist junge, schwäch- 
“* die erst angefüttert, geheilt und sprechen 
gelehrt 
Der Gesnndheitsustand der Arbeiter war im all- 
gemeinen zufriedenstellend. Es ist nur ein Todesfall 
zu verzeichnen. Dysenterie kam nicht vor, dagegen 
während der Regenzeit Malariafieber 
Sehr häufig sind Haugerzwanlunegen. sowohl solche 
von der Natur der Mykosen, vor allem der Ringwurm, 
als auch die in Neuguinea „Kaskas“ genannte ge- 
schwürige Erscheinung. Beide Erkrankungen werden 
urch entsprechende Einreibungen dauernd im Garten 
auch behandelt. Der Ringwurm ist sehr hartnäckig. 
Für den Betrieb im Garten sind sehr unangenehm 
die Beinwunden, die offenbar infolge des Eindringens 
feinen Bimssteinstaubes in vorhandene Wunden ent- 
stehen und unter denen ein großer Prozentsatz der 
Arbeiter, ett. bis zur Hälfte der vorhandenen Kräfte. 
n Da die mit diesen Wuͤrnden behafteten 
Leute Z zweimal eine ambulante Behandlung 
im Krankenhause erfahren und auch sonst bei den Ar-- 
beiten berücksichtigt werden müssen, so geht viel Zeit 
und Arbeitskraft verlo- 
Ein Arbeiter —iut“ FFwiederhol einen Anfall von 
Amoklaufen, so daß er wegen Gemeingefährlichkeit vor 
Ablauf seines Kontrakts entlassen werden mußte. 
im übrigen günstige Gesundheltszuftand der 
Vebeiten ist mehreren Faktoren ihrer Lebenshaltung 
zschreiben. Die Arbeiter bewohnen ein in gesunder 
age erbautes Dorf, die Hütten sind nach der Sitte 
der einzelnen Stämme von den Leuten hergerichtet: 
um den Dorfplatz herum ist jedem Stamme ein 
Land angewiesen, auf dem seine Angehörigen neichliche 
Zukost an Gemüse ziehen. Neben spezifischen Ein- 
[G 
r 
  
  
  
  
zeborenen-Blattgemüsen bauen sie dort Taro, Jams- 
wuerdings a### pinnatifia, Manihor utilissims, 
papaya, Bohnen und Tabal. Besonderen An- 
Nang“ hat bei ihnen der As gefunden. Als besonders 
günstiges Moment ist das frische, reine Trinkwasser 
und die ständige GLilt d sei hervorzuheben. 
Es steht zu hoffen, daß sich mit der fortschreiten- 
den Entwicklung des Gartens, im besonderen durch die 
mit der Zeit geschaffenen geschlossenen Rasenflächen, 
die die eschoklerun der Wege un mnd die damit verbundene 
inderung einer Staubentwicklung der Gesundbeits- 
sherhi sich noch bedeutend heben wird. 
Witterungsverhältnisse. Entgegen dem Vor- 
jabre war in der Passatwindzeit keine aubaltende 
Dürre zu verzeichnen, so daß die Kulturen sich wi 
erholen konnten. Trotdem ist der Vassermanzee 7 
empfindlich, ein Umstand, der noch durch die am 
 
	        
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