Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Express-, der die Brücke befährt, dringt zwei- 
mal in der Woche von Kapstadt bis hierher vor. 
Der eiserne Überbau der Brücke wurde seiner- 
zeit von beiden Ufern aus ohne festes Gerüst 
kragträgerartig über die tief eingerissene Fels- 
schlucht vorgebaut. 
Auch die Überschreitung des Kafueflusses weiter 
nördlich erforderte einen größeren Brückenbau von 
500 m Länge. Der BWeiterbau über Brokenhill 
in nördlicher Richtung bis an die belgische Kongo- 
grenze und in das Gebiet von Süd-Katanga 
hinein bis nach Elisabethville wurde von der 
Aktien-Gesellschaft der Rhodesia— Katanga= An- 
schlußbahnen betrieben, und am 12. Dezember 
1909 die Kongogrenze bei Sakania, im November 
1910 Elisabethville mit seiner berühmten, an 
MNineralschätzen reichen Grube Etoile du Congo 
erreicht. 
Über die Bauausführung der Rhodesfischen 
Bahnen erzählt ein Herr vom Kolonialamt, der 
den Katanga-Bezirk kürzlich bereist hat, die Bahnen 
machten ihm den Eindruck, als gingen sie um 
jede kleine Erderhöhung, um jeden Termiten- 
hügel herum. Dies erkläre sich daraus, daß die 
Bahn dem Unternehmer mit einem festen Satz# 
für das Kilometer vergütet wurde. Der Unter- 
nehmer hätte also ein Interesse daran gehabt, 
die Bahn möglichst lang zu machen. Die Belgier 
in Katanga seien aber vorsichtiger gewesen und 
hätten ihrem Unternehmer gesagt: Wir bezahlen 
dir die wirklich geleistete Erdarbeit! Dies habe 
nunmehr zur Folge gehabt, daß die Bahn in 
Katanga nicht mehr, wie in Rhodesien, um die 
Erdhügel herum-, sondern gerade hindurch- 
ging, um recht große Erdmassen zu erhalten. 
Der Berichterstatter ist vielleicht nicht ganz 
wörtlich zu nehmen. Jedenfalls verdient das 
deutsche System den Vorzug, wo das Gou- 
vernement seine Techniker von vornherein beim 
Bahnbau beteiligt und dadurch sowohl unnütze 
Schlangenlinien der Bahn wie übermäßige 
Erdarbeiten zu verhüten sucht. 
.Mit Durchführung der Bahn von Kapstadt 
bis zur südlichen Kongogrenze wurde der süoliche 
Zweig der Kap — Kairo-Bahn auf ausschließlich 
britischem Gebiet mit einer Länge von 3456 km 
vollendet. Es bleibt noch zu überbrücken der 
Zwischenraum von im ganzen etwa 3000 bis 
3500 km von Sennar bis Elisabethville. Zunächst 
wird von Elisabethville bereits in nordwestlicher 
Kichtung weiter gebaut über Kambowe nach Bu- 
kama — 466 km —, die voraussichtlich in etwa 
wei Jahren vollendet sein werden. Bon Bukama 
bis Stanleyoille steht eine aus zwei schiffbaren 
ofluß- und zwei vollendeten Eisenbahnstrecken 
insammengesetzte Verkehrsstraße von 1440 km 
Länge zur Berfügung, nämlich die Kongofluß- 
  
strecken von Bukama bis Kongolo und von Kindu 
bis Ponthierville, und die Bahnabschnitte Kon- 
golo—Kindu — 355 km — und Ponthierville— 
Stanleyville — 127 km — der belgischen Kongo- 
Umgehungsbahnen. 
Von Goz abu Goma oder Kosti an, wo die 
Bahnlinie Sennar—Elobeid den weißen Nil kreuzt, 
ist dieser stromaufwärts noch weiter schiffbar bis 
zum Albertsee, mit Ausnahme der 150 km langen 
Strecke Réjaf—Dufilé. Ferner bleibt dann noch 
die durch eine Eisenbahn zu schließende Lücke 
von Stanleyville in östlicher Richtung bis Mahagi 
am Albertsee — 750 bis 800 km lang —, für 
die die Eisenbahn-Gesellschaft du Congo supérieur 
aux Grands Lacs Africains von der belgischen 
Regierung bereits eine Konzession erhalten hat. 
Es wären also nach Vollendung der Bahn 
Elisabethville— Bukama noch diese beiden Bahn- 
strecken: Réjaf—Dußilé (150 km) von England, 
und Stanleyville—Mahagi (750 bis 800 km) von 
Belgien, insgesamt 900 bis 950 km Bahn zu 
bauen, um die beiden fertigen Zweige der Kap— 
Kairobahn zu einem zusammenhängenden Ver- 
kehrswege zu verbinden. 
Ob Belgien und England sich in absehbarer 
Zeit für diese Ausführung der Kap—Kairobahn 
noch genügend einsetzen werden, erscheint aller- 
dings zweifelhaft, denn die Linie Elisabethville— 
Sennar ist einmal gegen die Hauptrichtung stark 
nach Westen ausgeschwenkt, und ihr künftiger Ver- 
kehr wegen des achtmaligen Wechsels zwischen 
Wasserstraße und Eisenbahn mit vielfacher Um- 
ladung belastet, so daß sie den Anforderungen 
einer möglichst geradlinig durchzuführenden ein- 
heitlichen Weltverkehrsstraße wohl nicht mehr voll 
entspricht. Zudem dürfte das Interesse Englands 
etwas erkaltet sein, weil es ihm nicht gelungen 
ist, auch das Mittelglied des Cecil Rhodesschen 
Planes auf ausschließlich britischem Gebiete durch- 
zuführen. Hiernach kann man also annehmen, 
d ß der nördliche und südliche Zweig der Kap— 
Kairobahn bis auf weiteres ohne das mittlere 
Verbindungsglied bleiben werden. * 
Bis jetzt noch unbeteiligt an der Kap—Kairo- 
bahn ist Britisch-Ostafrika, das indessen in 
seiner Ugan dabahn von Mombassa am Indischen 
Ozeon bis Port Florence am Viktoriasee seit März 
1902 eine Kolonialbahn von größter Bedentung 
erhalten hat. Die Länge — 940 km — ent- 
spricht der Entfernung Berlin—Zürich. Die Bahn 
durchschneidet den Großen ostafrikanischen Graben 
und erreicht am westlichen Grabenrand eine Höhe 
von 2545 m fl. M., also 40 m höher als der 
Säntis. Sie hat daher auf längere Strecken in 
der Uberschreitung des östlichen und westlichen 
Grabenrandes den Charakter einer Gebirgsbahn, 
und ihre Ausführung war mit sehr großen
	        
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