Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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I nichtamtlicherceil 
Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollstndig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestaueet.) 
Deutsch-Ostafrika. 
Dle nordwestlichen Geblete Deutsch-DOstafrikas. 
Aus dem Reisebericht des Gouverneurs Dr. Schnee. 
I. Die deutschen Häfen am Viktoriasee. 
Am 28. Januar fuhr ich in Begleitung des 
Regierungs= und Baurats Allmaras und des 
Adjutanten Oberleutnants Gräff mit dem Gou- 
vernementsdampfer „Kaiser Wilhelm II.“ von 
Daressalam ab. Am 29. Januar wurde Mom- 
bassa erreicht und noch am gleichen Vormittag 
die Weiterreise mit der Ugandabahn angetreten. 
Am 31. Januar trafen wir in Kisumu am 
Viktoriasee ein und bestiegen den zur Abfahrt 
bereitliegenden Dampfer „Sybil“. Der erste 
deutsche Landungsplatz Schirati wurde am 
1. Februar erreicht, Muansa am 2. Februar, 
Bukoba am 5. Februar. 
Der Handel der drei Plätze Muansa, Bu- 
koba und Schirati ist in erfreulicher Entwicklung 
begriffen. 
Die Verminderung, welche die Fertigstellung 
der Mittellandbahn bis Tabora durch Ableitung 
eines Teils des früher über Muansa gehenden 
Handels für letzteren Platz mit sich brachte, ist 
durch die eigene Entwicklung des Bezirks Muansa 
schon nahezu wieder eingebracht, ja in der Aus- 
fuhr ist im Kalenderjahre 1912 die Gewichts- 
menge des Rekordjahres 1910 ganz bedeutend 
übertroffen und die Wertziffer dieses Jahres bis 
auf einen geringen Betrag erreicht. Es betrug 
1910 die Einfuhr 2292 t, Wert 3272000 M, 
die Ausfuhr 3618 t, Wert 2958000 ; 
der Handel insgesamt 
5910 t, Wert 6230000 . Dagegen 
1912 die Einfuhr 2080 t, Wert 2434000 /, 
die Ausfuhr 6317 t, Wert 2941000 ; 
der Handel insgesamt 
8397 t, Wert 5375000 .. 
Zu diesen Ausfuhrquantitäten treten noch 
538 t, die nach der deutsch-ostafrikanischen Küste 
verschifft sind, so daß der gesamte Umschlag in 
Muansa im Jahre 1912 8935 t betrug. 
Die Eingeborenen der in erreichbarer Nähe 
von Muansa gelegenen dicht bevölkerten Bezirke 
haben neben der Viehzucht besonders die Kultur 
von Erdnüssen (1912 3340 t gegen 1730 t 
1910) und Reis (3382 t gegen 615 t) gesteigert 
  
und daneben mit gutem Erfolg den Baumwoll- 
bau aufgenommen. Während die Produktion 
im Jahre 1909 erst 22 357 kg betrug, wurden 
1912 bereits 364 507 kg im Werte von 360 558. 
ansgeführt. 
Auch in Bukoba entwickeln sich die Verhält- 
nisse günstig. Wenngleich der überwiegende Teil 
der Ausfuhr von Fellen und Häuten noch auf 
Ruanda entfällt, so weist doch der Bezirk Bukoba 
selbst erfreuliche Steigerungen auf. Besonders 
hat der Anbau von Kaffee seitens der Eingebo- 
renen eine erhebliche Vermehrung erfahren; da- 
neben kommt der Anbau von Erdnüssen mehr 
und mehr in Aufnahme. 
Die Einfuhr betrug im Kalenderjahre 1912 
1712 t im Werte von 2595000 ¼, die Ausfuhr 
2509 t im Werte von 2827.000 „XX, der Gesamt- 
handel 4221 t im Werte von 5422000 M. 
Der dritte Handelsplatz Schirati, der dem- 
nächst nach der besser geschützten Musomabucht 
verlegt wird, weist ebenfalls bedeutende Steige- 
rungen auf; 1912 betrug die Einfuhr 280 t, die 
Ausfuhr 1531 t, der Gesamthandel 1811 t. 
Die gesamte Einfuhr und Ausfuhr der drei 
Plätze (einschließlich der Uberschiffung zur deutschen 
Meeresküste) betrug über 15.000 t; dazu kommen 
noch erhebliche, an den drei Plätzen liegende, für 
die Ausfuhr bereite Produktionsmengen, die wegen 
Verkehrsstockung nicht verschifft werden konnten. 
Muansa gewährt mit seiner malerischen Um- 
gebung und seinen sauberen, gut aussehenden 
Gebäuden einen sehr angenehmen Anblick. Insofern 
ist aber die Anlage nicht sehr zweckmäßig, als die 
Eingeborgenhütten zu nahe bei den Europêer= 
häusern liegen. Hierin und in der bisherigen Nicht- 
anwendung von Drahtschutz für die Häuser dürfte 
die Hauptursache der häufigen Malariaerkrankungen 
der Europäer zu erblicken sein, die zu einer weit- 
gehenden Anwendung von Chininprophylaxe ge- 
führt haben. In beiden Beziehungen unterscheidet 
sich Muansa unvorteilhaft von dem viel weniger 
gut aussehenden englischen Kisumu, wo eine 
völlige Trennung der Europäerquartiere von denen 
der Eingeborenen durchgeführt und jedes Beamten- 
wohnhaus mit Drahtschutz versehen ist. Ich habe 
die Verwendung von Drahtschutz in dem nötigen 
Umfange an den Beamtenhäusern angeordnet und
	        
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