Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Einige Aufklärer unter Führung eines Kapi— 
täns beschießen auf 1800 Yards einen Eisenbahn— 
zug und 50 Reiter, erzielen hierbei die Glanz- 
leistung von fünf Toten, werden dann aber plötz- 
lich von dem außerdem noch zurückgegangenen 
Gegner auf 70 Dards beschossen, der auf diese 
gewaltige Entfernung nur zwei Verwundete erzielt, 
worauf man sich natürlich zurückzieht. Merk- 
wücdigerweise läßt während des Vorfalls die in 
Garub befindliche Hauptabteilung gar nichts von 
sich hören, tat auch anscheinend nachher nichts. 
Man erfährt auch nichts darüber, ob die Truppen 
Dewes in Garub blieben oder nun auf Aus 
weiter vorrückten — wo doch der Feind festge- 
stellt war —, oder was sonst geschah. Die Wahr- 
heit wird wohl die sein, daß ebenso wie am 
16. Dezember v. Is. die Engländer an dieser 
Stelle wieder einen Mißerfolg aufzuweisen 
hatten. 
Im Anschluß daran meldet Reuter dann 
noch, daß die Deutschen die Bahnlinie zwischen 
Garub und Aus an mehr als hundert Stellen 
mit Dynamit gesprengt hätten. 
Aus allem geht hervor, daß also bis 
jetzt die englisch-südafrikanischen Truppen, 
trotz ihrer angeblichen dortigen Stärke 
von mehreren tausend Mann, noch nicht 
über die nähere Umgebung von Lüderitz- 
bucht hinaus vorgedrungen sind. 
Über die Ereignisse in Swakopmund, dem 
Ausgangspunkt der Bahn nach Karibib—Windhuk 
wäre folgendes zu berichten: 
Am 21. Oktober v. Is. erschien, wie hier 
erst Mitte Januar auf Umwegen amtlich bekannt 
geworden ist, von Walfischbay aus der englische 
Hilfskreuzer „Kinfauns Castle“ auf der Reede von 
Swakopmund und beschoß diese gänzlich un- 
verteidigte und unbefestigte Stadt, nach- 
dem der Kommandant des Kreuzers schon mehr- 
fach mit der Beschießung gedroht hatte. 
Was die Veranlassung hierzu geboten hat, ist 
nicht bekannt. Ebensowenig liegt ein Grund zu 
der Annahme vor, daß ein Irrtum im Datum 
vorliegen köonnte. Wenn Reuter sich darauf aus 
Kapstadt melden läßt, daß nach einer deutschen 
Erklärung Swakopmund am 24. November be- 
schossen worden sei, und daran die Bemerkung 
des Londoner Oberbefehlshabers Simons knünpft, 
daß die Beschießung die Strafe für den seitens 
einer deutschen Abteilung am gleichen Tage aus- 
geführten Überfall auf Walfischbay sei, so muß 
man dies als irreführend bezeichnen. Der 
Mitteilung lag wohl nur der Zweck zugrunde, 
einen Grund für die völkerrechtswidrige Tat 
zu konstruieren. Möglich ist es ja immerhin, daß 
am 24. November eine nochmalige Beschießung 
  
stattgefunden hat, von der hier noch nichts be- 
kannt ist. 
Außer Lüderitzbucht haben sich die Engländer 
auch Swakopmund und Walfischbay als Ope- 
rationsbasis für ihr Vordringen in Südwestafrika 
ausersehen. 
Weihnachten vorigen Jahres landeten sie in 
Walfischbay eine starke Abteilung südafrikanischer 
Truppen und begannen alsbald von hier aus 
eine Bahnlinie nach Norden zum Anschluß an 
die Bahn Swakopmund — Windhuk zu legen. 
Gleichzeitig schoben sie Truppen vor, die am 
14. Januar in Swakopmund einzogen, ohne 
Widerstand zu finden. Die Stadt war fast völlig 
verlassen, die Gebäude unbeschädigt (Beschießung 
vom 21. Oktober 19147), aber die Trinkwasser- 
vorrichtung, die elektrische Zentrale, die Krahne 
am Pier, die Kabelstation und die Telegraphen- 
leitungen waren sämtlich zerstört. JFast alle 
Lebensmittel waren nach dem Inneren des 
Landes geschafft worden. 
Anscheinend waren deutscherseits auf dem 
Anmarschwege des Feindes Tretminen gelegt 
worden; denn die englischen Berichte sprechen von 
einer Explosion von Landminen südlich Swakop- 
mund, wobei zwei Mann getötet, einer ver- 
wundet worden seien. Am 8. Januar soll dann 
eine Kavallerie-Abteilung von Walfischbay aus in 
südöstlicher Richtung, etwa 35 km weit, bis 
Ururas vorgeritten aber zurückgekehrt sein, ohne 
von den Deutschen etwas gesehen zu haben. Eine 
andere Abteilung, die etwa anfangs Februar auf 
Nonidas, 12 km östlich Swakopmund, an der 
Bahnlinie vorrückte, soll auf deutsche Streitkräfte 
gestoßen sein, die sofort einen Angriff auf die 
englischen Vorposten (soll wohl „Vortruppen“ 
heißen) eröffneten, von denen zwei Mann fieelen. 
Der Feind habe sich dann zurückgezogen und 
einen Gefangenen in englischen Händen gelassen. 
Der Erkundungsvorstoß habe äußerst wertvolle 
Informationen ergeben. 
Am 22. Februar scheint es dann wieder 
bei Nonidas und Goanikontes, etwa 30 km 
östlich Swakopmund, zu Zusammenstößen ge- 
kommen zu sein. Aus den vorliegenden 
Meldungen geht nicht klar hervor, wer der 
Angreifer auf diese beiden Plätze war, die 
nach der einen Lesart noch von den Deutschen, 
nach der anderen schon von den Engländern be- 
setzt waren. Reuter meldet jedenfalls, daß die 
Deutschen Verluste von fünf Gefangenen und 
einen Verwundeten hatten, während die der Eng- 
länder unbekannt seien (1). 
Schon in unserer letzten Veröffentlichung wurde 
erwähnt, daß es nach portugiesischen Meldungen 
im nördlichen Grenzgebiet zu kriegerischen 
Zusammenstößen zwischen unserer Schutztruppe
	        
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