WG 132 20
Bergassessors Fiebig in Kaiser-Wilhelmsland be-
funden. Ich war mit den genannten Herren
auf dem Gouvernementsdampfer „Komet“ am
20. Juli von Rabaul abgereist und hatte Morobe
am 22. Juli erreicht. Von Morobe hatte ich
zunächst eine Bereisung des unteren Waria-
gebietes ausgeführt und am 27. Juli den Marsch
nach dem oberen Wariagebiete angetreten. Ich
befand mich in dem Glauben, daß alles in bester
Ordnung sei, und wollte, da ich am 7. und
8. August mit meinem Begleitkommando in
britischem Gebiet hatte marschieren müssen, dieser-
halb an den Lieutenant Governor des australischen
Territoriums Papua ein Entschuldigungsschreiben
richten. Da erreichten mich am 10. August mittags
beim Abstieg vom Hahlgebirge zur Küste Eil-
boten der Station Morobe mit der Nachricht vom
Ausbruch des Krieges. Als ich am 11. August
nachmittags in Morobe eintraf, berichtete der
Kapitän des „Komet“, daß nach funkentele-
graphischen Feststellungen sich zwei britische Kreuzer
in der Nähe befänden. Ich ordnete daher an,
den Hafen von Morobe noch am Abend des
11. August zu verlassen und mit dem Kurs auf
die Gazelle-Halbinsel nur nachts abgeblendet zu
fahren, am Tage aber Verstecke an der Südküste
von Neupommern aufzusuchen. Ich wollte in
Putput (Rügenhafen) an Land gehen und von da
über Land die Funkenstation Bitapaka erreichen.
In der Nacht des 13. August befanden wir uns
indessen mitten zwischen britischen Funkenstationen,
welche greifbar nahe klangen. Die Landung in
Rügenhafen, welche nur bei Tageslicht ausführbar
war, erschien daher ausgeschlossen. Ich beschloß,
nunmehr noch in derselben Nacht direkt nach
Herbertshöhe, und als dort infolge des starken
SO-Passats die Landung untunlich war, nach
Rabaul zu fahren, wo „Komet“ am 14. August,
3½ Uhr morgens, zu Anker ging. „Komet“
hatte nur noch 30 bis 40 Tonnen Kohlen. Der
Kapitän erhielt die Weisung, sofort wieder aus-
auszulaufen und das Schiff in einem Hafen an
der Nordküste von Neupommern zu verstecken.
Dorthin wurden mit dem Dampfer „Siar“ der
Neu Guinea Co. 250 t Kohlen aus dem Lager
der Firma Hernsheim & Co. und etwas Proviant
entsandt.
In Rabaul zitterte noch eine starke Erregung
nach. Im Laufe des 12. August war die
australische Flotte auf der Reede von
Herbertshöhe und im Hafen von Rabaul
gewesen. Man hatte nach der Lage der Funken-
station gefragt, ohne eine bestimmte Auskunft zu er-
halten. Auf die überall und sehr intensiv gestellte
Frage nach dem Gouverneur war die Antwort er-
folgt, er befinde sich auf einer Inspektionsreise.
Schließlich waren von Landungskommandos des
Torpedobootszerstörers die Telephonanlagen in den
Postämtern zu Herbertshöhe und Rabaul zerstört
worden. Dabei hatten die britischen See-
leute die Privatwohnung des Postbeamten
in Herbertshöhe, Hoheisel, geplündert.
Dann war die Flotte in südlicher Richtung wieder
abgefahren.
Beim Ausfahren aus dem St. Georges-Kanal
hatte die australische Flotte den von Naurnu
kommenden britischen Phosphatdampfer „Zambesia"
angehalten und aufgebracht.
Das Gouvernement befand sich bei meiner
Ankunft nicht mehr in Rabaul. Der Bezirks-
amtmann, welchem alle noch in der Stadt
anwesenden Beamten unterstellt waren, hatte eine
Signalstation auf der Spitze des Kambiu (Mutter)
eingerichtet. Er hatte nichts Neues zu berichten.
In der Dienstwohnung des Gouverneurs waren
eine Anzahl Engländer, die in Rabaul und Um-
gegend ihren Wohnsitz hatten, interniert. So
beschloß ich, mich sofort zu dem zeitweiligen Sitze
des Gouvernements auf der Erholungsstation
Toma zu begeben.
Die Verlegung des Gouvernementssitzes nach
Toma war von langer Hand für den Fall eines
Krieges ins Auge gefaßt. Bei der Unmöglichkeit,
Herbertshöhe bzw. Rabaul ohne Befestigungen
und ohne Streitkräfte gegen ein feindliches Ge-
schwader zu halten, hatte das Gouvernement
schon früher die Verlegung des Gouvernements-
sitzes ins Innere und den Schutz des verlegten
Gouvernements durch die Expeditionsabteilung
der Polizeitruppe beschlossen. Die Frage ist erneut
im Anschluß an die politische Spannung des
Jahres 1912 erörtert worden. Im Ergebnis ist
an der Verlegung des Gouvernementssitzes nach
Toma oder einem anderen geeigneten Platze fest-
gehalten worden, ebenso an dem Schutze des
Gouvernements durch die Expeditionstruppe. Die
Stadt Rabaul ebenso wie sämtliche Außenstationen
sollten einer feindlichen Besetzung keinen Wider-
stand leisten. Die Leiter der Außenstationen
sollten sich indes mit der Polizeiabteilung zurück-
ziehen und durchzusetzen versuchen, daß ihnen die
Leitung der örtlichen Geschäfte verbleibe. Durch
Neufassung des § 1112 der Wehrordnung war
die rechtliche Unterlage geschaffen worden, um die
am Gouvernementssitze vorhandene Expeditions-
abteilung der Polizeitruppe durch Angehörige des
Beurlaubtenstandes, soweit nicht die Kaiserliche
Marine ein Vorrecht auf sie besitzt, zu verstärken.
Die Nachricht von dem Ausbruche des Krieges
war von der Funkenstation in Bitapaka auf-
gefangen und am Abend des 5. August nach
Rabaul weitergegeben worden. Am 6. August
war eine entsprechende öffentliche Bekanntmachung
ergangen. Darin war auch die Verlegung des