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geben, zumal bewaffnete Kräfte zum Schutze der
Reserve-Funkenstation und des Gouvernements
an verschiedenen Stellen nicht vorhanden waren.
Ein geeigneter Platz wurde etwa 3 km südlich
des oben genannten Platzes auf einer Bodenwelle
von etwa 180 m über Meereshöhe im Urwalde
gefunden. Ein Fußpfad dahin wurde aus-
geschlagen und der Bau einiger Buschhäuser be-
gonnen. Mein Wunsch wäre gewesen, den
Gouvernementssitz jenseit des Kerawats in die
Bainingberge zu verlegen. Der einzige Beamte,
welcher die Baininggegend, die Bewohner und
die Verpflegungsverhältnisse kannte, nämlich der
Stationsleiter Adelmann in Herbertshöhe, war
aber krank. Kein anderer war in der Lage, Weg
und Steg zu finden und mit den noch gänzlich
kulturfremden Bainings Verbindungen anzu-
knüpfen.
Es ist auch erörtert worden, mit dem Gou-
vernementsdampfer „Komet“ den Kaiserin-Augusta-
fluß hinaufzufahren und an einer geeigneten
Stelle im kleinen Kreise ein Lager zu beziehen.
Der Plan ist aber verworfen worden, weil der
Auszug eine zu unvermittelte Preisgabe des
bisherigen Verwaltungszentrums und, wie die
Verhältnisse lagen, eine vollständige und vor-
zeitige Eliminierung des Gouverneurs aus der
Verwaltung bedeutet hätte. Die Funkenstation
auf „Komet“ reichte nicht bis Bitapaka.
Etwa 3 km nordwärts des Platzes für die
Reserve-Funkenstation, am Rande des Ur-
waldes, liegt im Tieflande ein Häuptlingsdorf.
Dieser Platz, von zahlreichen alten Eingeborenen-
pflanzungen umgeben, sollte als Sammelplatz für
Ochsenwagen, Pferde, Proviant und als letzter
Sammelpunkt für die bewaffnete Macht dienen.
Das Erholungsheim in Toma war telephonisch
mit Herbertshöhe und des weiteren mit Rabaul
und Bitapaka verbunden. Eine neue Telephon-
leitung wurde von Toma über Tobera nach Bi-
tapaka gelegt. Schließlich wurde auch noch eine
Telephonleitung von Toma über Wunadidir und
die Taulil-Niederung nach den 3 oben genannten
Plätzen hergestellt.
Entwicklung der Dinge.
In der zweiten Hälfte des August und im
Anfang September konnte Schiffsverkehr von und
nach Rabaul ungehindert stattfinden. Die kleinen
Dampfer der Neu Guinea Co. „Madang“ und
„Siar“ sowie die Dampfbarkasse des Bezirksamts
Kaewieng „Nusa“ haben daher einzelne Fahrten,
vornehmlich im Bismarckarchipel, ausführen
konnen. „Siar“ fuhr Ende August mit dem
Administrator der Neu Guinea Co. Täuffert an
Bord nach Holländisch-Neuguinea. Der Ge-
nannte wollte sich von dort nach Niederländisch-
Indien begeben, um Nahrungsmittel für das
Schutzgebiet zu beschaffen. Anfangs September
trat auch ein Beamter der Hamburgischen Südsee-
Aktiengesellschaft mit Motorschoner eine Reise zu
gleichem Zwecke an.
Die bei meiner Landung in Rabaul in der
Dienstwohnung des Gouverneurs untergebrachten
Engländer wurden auf Anordnung des Bezirks-
amtmanns in Rabaul nach der Nord-Baining-=
küste gebracht, um in dem Hause des Farmers
Batze untergebracht und bewacht zu werden. Es
waren das der Schwiegervater des Kapitäns
Möller vom „Komet"“, britischer Generalleutnant
Wylde, der frühere britische Konsul Jolley, dem
bei Ausbruch des Krieges die Ausübung seiner
Funktionen untersagt war, und eine Anzahl
Pflanzer, Kaufleute und kaufmännische Angestellte,
im ganzen 7 Personen. Ich erfuhr von den
getroffenen Maßnahmen durch Frau Möller,
welche ihren Vater reklamierte, und gab letzteren
gegen Parole sofort frei. Auf ihren Antrag habe
ich dann auch die anderen Engländer auf Parole
nach Rabaul entlassen. Der frühere britische
Konsul Jolley wollte indes sein Wort nur geben,
wenn ihm der Aufenthalt auf seiner Pflanzung
am Weberhafen gestattet würde. Das war un-
möglich, weil gerade im Hinterlande des Weber-
hafens unsere Vorbereitungen gegen einen etwaigen
Angriff ausgeführt werden mußten. Ich ließ ihn
daher nach Kaewieng bringen mit dem Auftrage
an den Bezirksamtmann, ihn gut unterzubringen
und auf Kosten des Schutzgebietes gut zu ver-
pflegen.
Was den Funken-Telegraphenverkehr an-
geht, so war Jap seit dem 12. August nicht mehr zu
hören. Indessen kamen noch Zeitungsnachrichten
über den Krieg von Samoa über Nauru. Von
Anfang September ab wurde Samoa nicht mehr
gehört. Von Nauru kam noch die Nachricht, daß
sämtliche Engländer, 47 an der Zahl, nach Ocean
Island abgereist seien. Dann schwieg etwa seit
dem 8. September auch Nauru.
Die Nahrungsversorgung der Europäer
war in allen Teilen des alten Schutzgebiets aus-
reichend. Es mangelte nur an Mehl und Salz.
Indessen war allenthalben nur wenig Reis für die
Farbigen vorhanden. Auf der Gazelle-Halbinsel
konnte man sich trotz außergewöhnlicher Dürre mit
Eingeborenen-Nahrungsmitteln behelfen. Aber in
Neu-Mectlenburg herrschte unter den eingeborenen
Pflanzungsarbeitern bittere Not.
Am Gouvernementssitz in Toma war frische
Stimmung. Es wurde ausgiebig und mit Lust
und Liebe gearbeitet. In Bitapaka war es dem
Oberingenieur Kleinschmidt gelungen, bis zum
4. September die eine Hälfte der definitiven
MWaschinenanlage zu vollenden. Die für die