G 138 20
Gouvernement war daher über die weiteren Er-
eignisse in Bitapaka und in dem gesamten Vor-
lande ununterrichtet.
Die Funkentürme sind von den An-
gestellten der Telefunkengesellschaft gegen
Abend niedergelegt und die Anlagen de-
montiert worden. Aber die Angestellten haben
den Rückzug nach Toma nicht rechtzeitig angetreten.
Auch haben sie das Lastautomobil dem Feinde in
gebrauchsfähigem Zustande überlassen.
Die von Herbertshöhe auf dem Hauptwege
nach Toma vorgeschobene britische Abteilung von
30 Mann nistete sich in einem Fikuswald zwischen
Giregire und Paparatawa ein. Ihr wurde
der Leutnant d. R. Fiebig mit der ganzen, dem
Rittmeister von Klewitz bei Toma zur Verfügung
stehenden Mannschaft mit 28 Gewehren entgegen-
gesandt. Fiebig mit seinen Leuten, darunter
etwa 24 farbige Soldaten, legte sich der eng-
lischen Abteilung gegenüber in eine junge Kokos-
pflanzung. Zum Schießen ist es aber, abgesehen
von einem Rekognoszierungsritt des Polizeimeisters
Heuer, nicht gekommen. Ob es technisch durch-
führbar gewesen wäre, die restlichen beiden Züge
der Abteilung Herbertshöhe, welche in Bitapaka
nicht eingriffen, dazu zu verwenden, um die
britische Abteilung aufzuheben, vermag ich nicht
zu beurteilen.
Gegen 1½ Uhr kam von Rakunai die Mel-
dung, daß große Mengen britischer Soldaten
gegenüber der Vulkaninsel ausgeschifft würden,
und daß eine Spitze den Vormarsch gegen das
Plateau angetreten habe.
Ich trat um die gleiche Zeit, um den Ritt-
meister von Klewitz von jeder Rücksichtnahme auf
das Gouvernement zu befreien, mit den Beamten
des Gouvernements und den Geheimakten den
Marsch nach Wunadidir an, von wo ich gegen
Abend weiter nach der Taulil-Niederung ritt.
Die britischen Verluste bei Kabakaul stehen
nicht fest. Anfänglich war die Rede davon, aus
britischer Quelle würden über 50 Tote und eben-
soviel Verwundete angegeben. Später wurde be-
hauptet, daß die britischen Verluste etwa 12 Offi-
ziere und Mannschaften an Toten und Ver-
wundeten betragen haben. Indessen hat der
landwirtschaftliche Sachverständige von Sigriz in
dem britischen Militärhospital in Herbertshöhe
mehr als 40 Verwundete gezählt.
Auf unserer Seite waren ein weißer Unter-
offizier tot, ein Weißer verwundet und etwa 30
farbige Polizeisoldaten erschossen und ein Dutzend
verwundet. Eine Menge farbiger Soldaten hatte
sich mit und ohne Waffen in den Busch zerstreut,
erschienen aber zum größten Teil wieder auf das
Signal zum Sammeln nach der Übergabe. Der
ganze Rest der Abteilung Bitapaka und des in
das Gefecht gezogenen Zuges der Abteilung
Herbertshöhe, 59 Farbige und 10 Weiße, darunter
3 Offiziere, wurde von den Engländern gefangen-
genommen.
Der Rittmeister von Klewitz zog noch in der
Nacht des 11. September den Rest der Abteilung
Herbertshöhe, nunmehr unter dem Befehle des
Oberleutnants d. R. Katzer, heran und sammelte
die bewaffnete Macht auf der Linie Toma—
Wunadidir. Nach seiner Mitteilung waren noch
vorhanden: 5 Offiziere einschließlich des Befehls-
habers der bewaffneten Macht. Ein sechster Offi=
zier, der Leutnant a. D. Paetsch, war krank in
Toma geblieben; 30 bis 35 weiße Unteroffiziere
und Mannschaften; 110 farbige Polizeisoldaten.
Einzelne wenige, zur Zeit abkommandierte
oder beurlaubte Weiße konnten noch herangezogen
werden. Auch trafen noch einige von Bitapaka
verschlagene Polizeisoldaten ein.
Es erschien von vornherein ausgeschlossen,
mit diesem Häuflein dem Landungskorps der
australischen Flotte und der an Bord der „Berrima“
befindlichen Brigade Milizsoldaten — großenteils
queensländischen Buschleuten — entgegenzutreten.
Ich erteilte daher dem Rittmeister von Klewitz
auf seinen Bericht die Weisung, sich auf ein ernstes
Gefecht nicht mehr einzulassen und beim Heran-
nahen überlegener feindlicher Kräfte fechtend auf
den Sammelplatz am Rande des Urwaldes
zurückzugehen. Die Hauptsache sei, daß der noch
vorhandene Bestand der Truppe zusammengehalten
werde, um mich in den Stand zu setzen, bei sich
bietender Gelegenheit zu Verhandlungen möglichst
viel Zeit zu gewinnen.
Am 12. September und am Sonntag, den
13. September, hat sich vor der Front nichts Be-
merkenswertes ereignet. Britische Patrouillen
durchstöberten das Gelände zwischen der Küste
und Toma und terrorisierten die ansässigen Weißen.
Mehrere Meldungen weißer Angehöriger der be-
waffneten Macht über das Auftreten britischer
Patrouillen auf dem Grasfelde von Rakunai ver-
anlaßten den Rittmeister von Klewitz, die Truppe
nach Vunadidir und schließlich in die anstoßende
Niederung zurückzunehmen. Diese Meldungen
haben sich indes nachträglich als nicht zutreffend
erwiesen.
Mittlerweile wurde an der Fertigstellung des
Weges durch die Taulil-Niederung nach dem Platze
beim Häuptlings-Dorfe am Rande des Urwaldes
gearbeitet und der Troß von Ochsenwagen mit
den Maschinen der Reservefunkenstation, den Vor-
räten und dem zahlreichen Gepäck voranbewegt.
Auch an der Telephonleitung nach jenem Platze
wurde goearbeitet.
Bei der militärischen Besetzung von Herberts-
höhe und von Rabaul am 11. und 12. Sep-