Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

G 138 20 
Gouvernement war daher über die weiteren Er- 
eignisse in Bitapaka und in dem gesamten Vor- 
lande ununterrichtet. 
Die Funkentürme sind von den An- 
gestellten der Telefunkengesellschaft gegen 
Abend niedergelegt und die Anlagen de- 
montiert worden. Aber die Angestellten haben 
den Rückzug nach Toma nicht rechtzeitig angetreten. 
Auch haben sie das Lastautomobil dem Feinde in 
gebrauchsfähigem Zustande überlassen. 
Die von Herbertshöhe auf dem Hauptwege 
nach Toma vorgeschobene britische Abteilung von 
30 Mann nistete sich in einem Fikuswald zwischen 
Giregire und Paparatawa ein. Ihr wurde 
der Leutnant d. R. Fiebig mit der ganzen, dem 
Rittmeister von Klewitz bei Toma zur Verfügung 
stehenden Mannschaft mit 28 Gewehren entgegen- 
gesandt. Fiebig mit seinen Leuten, darunter 
etwa 24 farbige Soldaten, legte sich der eng- 
lischen Abteilung gegenüber in eine junge Kokos- 
pflanzung. Zum Schießen ist es aber, abgesehen 
von einem Rekognoszierungsritt des Polizeimeisters 
Heuer, nicht gekommen. Ob es technisch durch- 
führbar gewesen wäre, die restlichen beiden Züge 
der Abteilung Herbertshöhe, welche in Bitapaka 
nicht eingriffen, dazu zu verwenden, um die 
britische Abteilung aufzuheben, vermag ich nicht 
zu beurteilen. 
Gegen 1½ Uhr kam von Rakunai die Mel- 
dung, daß große Mengen britischer Soldaten 
gegenüber der Vulkaninsel ausgeschifft würden, 
und daß eine Spitze den Vormarsch gegen das 
Plateau angetreten habe. 
Ich trat um die gleiche Zeit, um den Ritt- 
meister von Klewitz von jeder Rücksichtnahme auf 
das Gouvernement zu befreien, mit den Beamten 
des Gouvernements und den Geheimakten den 
Marsch nach Wunadidir an, von wo ich gegen 
Abend weiter nach der Taulil-Niederung ritt. 
Die britischen Verluste bei Kabakaul stehen 
nicht fest. Anfänglich war die Rede davon, aus 
britischer Quelle würden über 50 Tote und eben- 
soviel Verwundete angegeben. Später wurde be- 
hauptet, daß die britischen Verluste etwa 12 Offi- 
ziere und Mannschaften an Toten und Ver- 
wundeten betragen haben. Indessen hat der 
landwirtschaftliche Sachverständige von Sigriz in 
dem britischen Militärhospital in Herbertshöhe 
mehr als 40 Verwundete gezählt. 
Auf unserer Seite waren ein weißer Unter- 
offizier tot, ein Weißer verwundet und etwa 30 
farbige Polizeisoldaten erschossen und ein Dutzend 
verwundet. Eine Menge farbiger Soldaten hatte 
sich mit und ohne Waffen in den Busch zerstreut, 
erschienen aber zum größten Teil wieder auf das 
Signal zum Sammeln nach der Übergabe. Der 
ganze Rest der Abteilung Bitapaka und des in 
  
das Gefecht gezogenen Zuges der Abteilung 
Herbertshöhe, 59 Farbige und 10 Weiße, darunter 
3 Offiziere, wurde von den Engländern gefangen- 
genommen. 
Der Rittmeister von Klewitz zog noch in der 
Nacht des 11. September den Rest der Abteilung 
Herbertshöhe, nunmehr unter dem Befehle des 
Oberleutnants d. R. Katzer, heran und sammelte 
die bewaffnete Macht auf der Linie Toma— 
Wunadidir. Nach seiner Mitteilung waren noch 
vorhanden: 5 Offiziere einschließlich des Befehls- 
habers der bewaffneten Macht. Ein sechster Offi= 
zier, der Leutnant a. D. Paetsch, war krank in 
Toma geblieben; 30 bis 35 weiße Unteroffiziere 
und Mannschaften; 110 farbige Polizeisoldaten. 
Einzelne wenige, zur Zeit abkommandierte 
oder beurlaubte Weiße konnten noch herangezogen 
werden. Auch trafen noch einige von Bitapaka 
verschlagene Polizeisoldaten ein. 
Es erschien von vornherein ausgeschlossen, 
mit diesem Häuflein dem Landungskorps der 
australischen Flotte und der an Bord der „Berrima“ 
befindlichen Brigade Milizsoldaten — großenteils 
queensländischen Buschleuten — entgegenzutreten. 
Ich erteilte daher dem Rittmeister von Klewitz 
auf seinen Bericht die Weisung, sich auf ein ernstes 
Gefecht nicht mehr einzulassen und beim Heran- 
nahen überlegener feindlicher Kräfte fechtend auf 
den Sammelplatz am Rande des Urwaldes 
zurückzugehen. Die Hauptsache sei, daß der noch 
vorhandene Bestand der Truppe zusammengehalten 
werde, um mich in den Stand zu setzen, bei sich 
bietender Gelegenheit zu Verhandlungen möglichst 
viel Zeit zu gewinnen. 
Am 12. September und am Sonntag, den 
13. September, hat sich vor der Front nichts Be- 
merkenswertes ereignet. Britische Patrouillen 
durchstöberten das Gelände zwischen der Küste 
und Toma und terrorisierten die ansässigen Weißen. 
Mehrere Meldungen weißer Angehöriger der be- 
waffneten Macht über das Auftreten britischer 
Patrouillen auf dem Grasfelde von Rakunai ver- 
anlaßten den Rittmeister von Klewitz, die Truppe 
nach Vunadidir und schließlich in die anstoßende 
Niederung zurückzunehmen. Diese Meldungen 
haben sich indes nachträglich als nicht zutreffend 
erwiesen. 
Mittlerweile wurde an der Fertigstellung des 
Weges durch die Taulil-Niederung nach dem Platze 
beim Häuptlings-Dorfe am Rande des Urwaldes 
gearbeitet und der Troß von Ochsenwagen mit 
den Maschinen der Reservefunkenstation, den Vor- 
räten und dem zahlreichen Gepäck voranbewegt. 
Auch an der Telephonleitung nach jenem Platze 
wurde goearbeitet. 
Bei der militärischen Besetzung von Herberts- 
höhe und von Rabaul am 11. und 12. Sep-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.