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Die weiße Bevölkerung im Bereiche der Ok-
kupationstruppen wurde aufs äußerste drangsaliert.
Es ist fraglos, daß man auch von gewaltsamen
Akten gegen Personen und Eigentum nicht zu-
rückgeschreckt wäre, um sie gefügig zu machen.
Die Kopfzahl der Weißen in der bewaffneten
Macht war aber gänzlich unzureichend für den
Erkundungsdienst. Die Truppe war einfach auf
Mitteilungen aus dem Kreise der weißen Ange-
sessenen angewiesen.
Für den Nachmittag des 17. September
hatten die britischen Militärbehörden den
Missionen und den Pflanzungsgesell-
schaften eine Beschießung des Hinter-
landes von Toma angesagt. Die Be-
schießung sollte mit Lyditgranaten erfolgen. Zu
dem Zwecke begab sich ein Kreuzer nach dem
Weberhafen. Von der Rabauler und Herberts-
höher Seite sollten die anderen australischen
Kreuzer und der „Montcalm“ die Beschießung
ausführen. Ein gewisser Kapitän Straßburg,
welcher die Gegend aus jahrelangem Auf-
enthalt genau kannte, war auf allen
britischen Schiffen gewesen und hatte die
auf den Karten verzeichneten Merkmale
in der Natur gezeigt.
Welchen Erfolg das Bombardement gehabt
haben würde, vermag ich mangels fachmännischer
Kenntnisse nicht auszuführen. Sicher ist indes,
daß es auf die Eingeborenen in der Taulil-=
Niederung eine demoralisierende Wirkung aus-
geübt haben würde. Und sicher ist, daß die
übrig gebliebenen 110, meist kaum ausgebildeten
Polizeimannschaften nicht hätten zusammengehalten
werden können. Unter den weißen Angehörigen
der bewaffneten Macht befand sich eine Anzahl
außerordentlich mutiger und unternehmungs-
lustiger Personen. Aber fast ein Drittel war
krank.
Es war also keine Ehre zu holen, wenn
ich es auf einen energischen
britischen Okkupationstruppen und der austra-
lischen und französischen Flotte ankommen ließ.
Ein tatsächlicher militärischer Erfolg war
gleichfalls gänzlich ausgeschlossen. Wir wären
kurzerhand aufgehoben worden, und ich hätte keine
Gelegenheit mehr gehabt, durch Verhandlungen
für den Schutz der deutschen wirtschaftlichen
Interessen im Schutzgebiet zu wirken. Auf dem
dritten Platz hätten wir vielleicht, wenn der Rest
der Truppe nicht abgeschnitten wurde, noch einen
oder zwei Tage gewinnen können. Es lag mir
auch viel daran, noch ein Funkentelegramm von der
Hilfsfunkenstation auf den zweiten Platz, die in der
Nacht des 16. September abgestimmt werden sollte,
abzulassen. Aber der Empfangsapparat war un-
vollkommen und wir hatten überhaupt keinen
Vorstoß der
Detektor. Das Geben von Telegrammen allein
hatte für uns keinen Zweck. Und übrigens hätten
wir S. M. Schiffen außer dem bereits mitgeteilten
Angriff der australischen Flotte keine neuen De-
tails melden können, da die Einwirkung der
britischen Okkupationstruppen auf das Vorland
uns im Hinterlande jeder zuverlässigen Nachricht
beraubte.
Erwogen wurde auch, ob ich mich mit einigen
wenigen Personen unter der Führung des in-
zwischen wieder gesundeten Stationsleiters Adel-
mann in das Innere des Baining-Gebirges be-
geben sollte. Das wäre aber Flucht gewesen
und hätte auf den tatsächlichen Gang der Er-
eignisse keinen Einfluß gehabt. Auch hätten wir
mit Widersetzlichkeiten der Eingeborenen, von deren
Lebensmitteln wir abhingen, rechnen müssen. Ob
wir überdies den Aufenthalt im Gebirge gesund-
heitlich lange ausgehalten hätten, mag dahingestellt
bleiben.
Schließlich darf nicht übersehen werden, daß
das Schutzgebiet nur so lange einen Wert als
Stützpunkt für S. M. Schiffe hatte, als wir über
eine gebrauchsfähige Funkenstation verfügten, und
daß im übrigen die endgültige Entscheidung über
die Souveränität unabhängig von unserer schwachen
Reaktion gegenüber der tatsächlich bereits durch-
geführten militärischen Besetzung von der Kriegs-
lage in der Heimat abhängig blieb.
So entschloß ich mich nach einem nochmaligen
Besuche bei der bewaffneten Macht, welche zu
der Zeit in Wunadidir stand, am 17. September zur
Fortsetzung der Verhandlungen zu reiten.
Der Rittmeister von Klewitz begleitete mich.
Mehrere Stunden mußten wir auf die Ankunft des
britischen Oberkommandierenden, welcher gegen
schweren Wind von Rabaul kam, warten, so daß
ich bereits vermutete, man wolle britischerseits
an dem Ergebnis der Vorbesprechungen nicht
mehr festhalten. Es gelang mir indes bei den
weiteren Verhandlungen noch eine Reihe von
Addendis durchzusetzen. Dann wurden die in
UÜbersetzung anliegenden „Terms of capitulation
of German New Guine“ unterzeichnet (s. Anhang).
Auf dem Dampfer „Siar“ der Neu Guinea Co.,
welcher am 27. August mit dem Administrator
Täuffert an Bord Rabaul in der Richtung auf
Holländisch-Neuguinea verließ, hatte ich dem
Bezirksamt zu Friedrich-Wilhelmshafen Weisung
gesandt, in meinem Namen zwölf im Busch ge-
wandte, infanteristisch ausgebildete Personen des
Beurlaubtenstandes, tunlichst Chargen, zur be-
waffneten Machteinzuberufen und alsbald, eventuell
mit dem Regierungsdampfer „Kolonialgesellschaft“,
nach der Gazelle-Halbinsel zu entsenden. Am
20. September abends spät erhielt ich in Wuna-
didir eine Nachricht, daß der Leutnant d. R.