Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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dem Klopfer „koll“, dessen Ende einen scharf- 
wandigen, aus einem Bambusinternodium ge- 
schnittenen Hohlbecher trägt. In einer aus zwei 
großen Kokosblattstielen hergerichteten Wanne 
(kubut) wird mit Wasser nun der zweite Prozeß 
vorgenommen: das Austreten des Markes 
mit bloßen Füßen (kokopän). Hierauf folgt 
ein Filtrationsprozeß durch ein Kokosfasernetz 
(Déhega#) in eine weitere große Blattmulde 
(njäss), in welcher nun der Sago sich als ein 
weißlicher Satz ansammelt. Danach wird er ge- 
trocknet und in sauberen Blattgewinden von etwa 
doppelter Kopfgröße aufbewahrt. Für große Fest- 
essen werden von den Stämmen Hunderte solcher 
Sagoklumpen beigesteuert. 
Die in Mbüke und Hus geübte Ton- 
industrie beschränkt sich wohl hauptsächlich auf 
die Herstellung jener kugelrunden etwa 40 bis 
50 cm im Durchmesser großen Koch= und Vorrats- 
töpfe, die man an der ganzen Manusküste und 
auch auf den vorgelagerten Inseln überall ver- 
breitet sieht. Es ist eine Weiberindustrie, deren 
Einzelheiten aus folgender Schilderung hervorgeht: 
Süri poän rambähln sudehad 
sie nehmen rote Erde, Frauen kneten sie, 
ön läle sudehaüu pät lillon 
mit weißem Sand, pressen einen runden Stein 
„ hinein, 
suté 16 kápäp süta kür 
schlagen von außen mit Holz, schlagen einen Topf, 
sudad elej 
stellen ihn aufs Feuer, 
surf 16 pä 
kommt zum Markt, 
mana söngo 
Taro 10, 
längka §# 
dies dauert 1 Tag, 
längka si pöke 
in 1 Tag ist er hart, 
purs 
für einen (Topf), 
bf sahlt 
Gebinde Sago. 
  
Diese Erzählung gibt auch ein ungefähres 
Wertverhältnis dieser Produkte, auf dem „Bung“, 
wie der Markt im Pidgin heißt: ein Tontopf 
= ein Gebinde Sago = zehn Knollen Taro. 
Die Einteilung der Manusbewohner 
in Manus, Usiai und Matankor ist längst 
nicht mehr im alten Sinne anwendbar. Gewiß 
find die Küstenbewohner von den Binnenländern 
unendlich verschieden, sie leben vom Fischfang 
und haben durch den Konnex mit anderen Inseln 
und auch mit Europäern eine höhere Kultur. 
Aber von den sagopflanzenden Binnenländern zu 
den seefahrenden Küstenländern find alle üÜber- 
gänge vorhanden: Stämme, die an Flüssen 
wohnen, Felder bestellen und Fische fangen, 
Stämme, die in regelmäßigem Austausch ihrer 
Produkte mit denen anderer Inseln stehen. Und 
so ist es auch wohl von altersher gewesen, seit 
sich die Schulen geschickter Handwerker an ein- 
zelnen Orten eine weitgehende Bedeutung er- 
worben hatten. So ist der Bootsbau auf Luf 
(ietzt eingeschlummert!) und Rambutjo, so ist 
die Tonindustrie in Mböke (Zuckerhutinsel) und 
Hus (Seeadlerhafen) zentralisiert, so wurde der 
Obsidianstein nur in Lou gebrochen, gewisse 
Binnendörfer betrieben die Schnithzerei jener kunst- 
vollen altbekannten Holzschalen, andere wieder 
das Flechten großer Olkrüge, die außen mit 
Parinariumkitt beworfen, oben mit Henkeln ver- 
sehen, noch heute mancher modernen Kunst- 
ausstellung zur Ehre gereichen können. 
Ein reger Handelsverkehr tauscht Produkte 
und Erzeugnisse miteinander aus und gleicht die 
früher vielleicht einmal erheblichen Unterschiede 
in einem breiten Küstenstrich der Hauptinsel land- 
einwärts, an einer Reihe vieler Kilometer langer 
Flüsse und an gewissen Wanderstraßen, selbst von 
Küste zu Küste aus. "
	        
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