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1915 auf einen englischen Dampfer, der und wohl-
behalten nach Fernando Poo brachte, wo wir von
Pater Voß und den dortigen spanischen Patres gast-
freundlich aufgenommen wurden.“
In Erwartung des weiteren Vormarsches der
Engländer auf dem Hochplateau standen unsere
Truppen nahe Dschang in steter Fühlung mit dem
Gegner. Gegenüber Ossidinge verharrte weiter-
hin die Abteilung Sommerfeld bei Widekum.
Am 10. Januar traten unerwartet die Eng-
länder in größter Eile den Rückmarsch
nach Nkongsamba an. Von hier begann der
Rücktrausport von Truppen und Kriegsgerät auf
der wieder in Betrieb gesetzten Nordbahn nach
Duala. Auch die über Ossidinge in Vormarsch
begriffenen englischen Truppen zogen sich gegen die
Grenze zurück. Dem zurückweichenden Gegner folgten
unsere Truppen in der allgemeinen Linie Ekone-
man — Johann Albrechtshöhe — Jabassi.
Letzterer Ort wurde am 19. Januar von der Ab-
teilung Haedicke wieder besetzt. Nähere Nach-
richten über die Beweggründe dieses auffallenden
Rückzuges der Engländer von dem erst mit so
großen Verlusten erkämpften Plateau von Dschang
liegen noch nicht vor. Vermutet wird Unzuver-
lässigkeit der englischen Eingeborenen-Truppen.
Auch von Aufstandsbewegung der Fulbe in Ni—
gerien als Folge des „Heiligen Krieges“ sprechen
Privatnachrichten.
Imnördlichen Teile des Schutzgebietes,
in Adamaua und im Tschadseegebiet, ist die
Lage unverändert. Bei Mora und Garua
haltren sich unsere Truppen in befestigten Stellungen
bedeutender Ubermacht gegenüber. Anfang Januar
hatten die Verbündeten in Leinde und Tongo
bei Garua 7 Kompagnien, 2 Schwadronen zu-
sammengezogen; etwa in gleicher Stärke lagen sie
vor Mora. In dem deutsch-englischen Grenz-
gebiet südlich des Yola-Bogens bis Karbabi
fanden Plänkeleien der beiderseitigen Sicherungs-
truppen statt. Von Kontscha aus stieß eine
22 Köpfe starke Patrouille bis nach Yola hinein
vor und gelangte nach glücklichem Gefechte wohl-
behalten an ihren Ausgangspunkt zurück.
In dem bereits früher veröffentlichten Bericht
des Gouverneurs vom 4. Januar 1915 war der Vor-
marsch französischer Truppen von Kunde auf
Ngaundere und von Betare auf Dengdeng ge-
meldet. Diese Vorwärtsbewegungen stellten indes
einen weit nach Norden ausholenden Angriff
französischer und belgischer Streitkräfte gegen unsere
Vortruppen am Bumbe II und am Kadei dar.
Der Anmarsch auf Rgaundere fand nicht statt.
Vor dem überlegenen Gegner sammelte sich die
durch die Abteilung von Heigelin verstärkte Ost-
abteilung unter Hauptmann Eymael bei Dume
und Bertua. Bei Dokoa, etwa 6 km nördlich
Bertua, sowie bei letzterem Orte selbst fanden
am 25., 27. und 28. Dezember für uns günstige
Gefechte statt. Südlich des Dume-Flusses wurden
feindliche Angriffe am 27. Dezember bei Mombi,
etwa 30 km südöstlich Njassi, und am 30. De-
zember im Mensime-Gebiet und damit Versuche,
auf Abongmbang durchzustoßen, zurückgewiesen.
Mitte Februar standen unsere Truppen etwa in
der Linie Dengdeng — Simekoa letwa 40 km
westlich Bertna) — Inkaduma. Ihnen gegen-
über waren Bertua und Njassi am Dume-Fluz,
etwa 50 km östlich der Dume-Station, vom Feinde
besetzt. Nach neueren Privatunachrichten
sollen indes die Franzosen mit dem Rück-
zug ihrer Truppen auf den Kadei begonnen
haben, hierzu anscheinend durch Aufstands-
bewegungen östlich des Ssanga veranlaßt.
In dessen Stromgebiet waren Angriffe der Fran-
zosen und Belgier auf Molundu am 4. Dezember
mit erheblichen Verlusten für den Geguer ab-
geschlagen worden. Unter der von unseren Truppen
gemachten Beute hatten sich 2 Geschütze befunden.
Am 22. Dezember 1914 erschienen darauf vor
Molundu 13 Dampfer und 2 Barkassen, die
den mit erheblichen Kräften zu Lande ausgeführten
Angriff vom Fluß aus unterstützten. Der Platz
wurde nunmehr dem Gegner überlassen. Dessen
weiteres Vordringen auf Lomie haben unsere, in
der Linie Eta (Long) — Ngatto (etwa 100 km
nordwestlich Molundu am Bök-Flusse, einem
rechten Nebenflusse des Bumba) — Bange am
Bumba, etwa 50 km südlich Jukaduma
stehenden Truppen verhindert.
Im Süden des Schutzgebietes vermochten die
von bewaffneten Eingeborenen unterstützten feind-
lichen Patrouillen im allgemeinen nicht die Linie
Sembe —Ngarabinsam — Minkebe zu über-
schreiten. Westlich dieser Linie beherrschten unsere
Truppen noch die Ubergänge über den Wolö-
Fluß, nachdem die Versuche des Gegners, am
26., 28. und 30. Dezember den Übergang über
den Fluß zu erzwingen, abgewiesen waren.
Kleinere unentschiedene Gefechte fanden Anfang
Jannar bei Bissok südlich des Wolö-Überganges
der Ojem-Straße statt.
Von Anfang März stammende Nachrichten von
Kaufleuten besagen, daß im Verlauf des Februar
unsere Truppen sich vor der großen feindlichen
lbermacht auf Ambam zurückzuziehen begonnen
hätten. Damit würde allerdings Neu-Kamerun
völlig den Franzosen überlassen sein. Eine Be-
einträchtigung der Gesamtlage würde die Preisgabe
dieses Gebietes jedoch nicht zu bedeuten haben.
Der Erfolg der vereinigten Engländer
und Franzosen nach einer neunmonatigen
Kriegführung ist also trotz des Auf-
gebots einer gewaltigen Übermacht und
trotz der fast völligen Abschließung des
Schutzgebietes von der Außenwelt durch
eine Blockade lediglich die Besetzung eines