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Die Beamten sowie ein Herr Pechstein mit
Frau, die auf ihrer Reise gerade auf der Palau-
Gruppe angekommen waren, verließen Palau mit
der ersten Gelegenheit, während die Angehörigen
der katholischen Mission es vorzogen, dort zu bleiben.
Bei der Besetzung der Gruppe erließ der
Kommandant des japanischen Südseegeschwaders
in Japanisch und Deutsch eine Proklamation, die
folgenden Wortlaut hatte:
„Erklärung.
I. Mit den Streitkräften Seiner Majestät des
Kaisers von Japan okupiere ich von heute ab
die ganze Palauinseln zu den militärischen Zweck
und besetze dasselbe Gebiet mit der zu mir ge-
hörenden Truppe.
II. Die japanische Truppe fügt gar nicht den
unschuldigen Einwohnern Schaden zu, sie dürfen
sich wie beim alten beruhigt fühlen und Be-
schäftigung treiben.
III. Alle und jede Tat, die die Ruhe und
Ordnung stört oder auf das militärische Benehmen
der japanischen Truppe nachteilig einwirkt, wird
streng verboten. Wer auch immer die Mahnung
übertritt, wird dem Kriegsgesetz gemäß streng
bestraft.
Palau, den 8. Oktober 1914.
Kontreadmiral T. Matsumura,
Kommandant von dem japanischen II. Süd-
gesandten Geschwader.“
Über die Besetzung von Saipan liegt ein
Bericht des Regierungsarztes Dr. Salecker vor.
Danach kam am 14. Oktober v. Is. der japanische
Panzerkreuzer „Katon“ von Saipan an, legte sich
in der Nähe der Einfahrt nahe am Riff vor
Anker und bemannte zehn Boote sowie eine
Dampfbarkasse. Die ziemlich schwierige Riff-
einfahrt war den Japanern ganz genau bekannt.
Der stellvertretende Stationsleiter Böhme fuhr
an Bord, um nach den Wünschen des Kreuzer-
kommandanten zu fragen. Bei seiner Begegnung
mit den japanischen Booten, die an Land fuhren,
erhielt er von diesen in der Chamorrosprache
die Anweisung, weiter an Bord zu fahren. Die
japanischen Landungsboote waren mit je einem
schußfertigen Maschinengewehr ausgerüstet. Ge-
landet wurden 350 Mann und zehn Maschinen-
gewehre. 8 Uhr 20 Min. früh wurde in durch-
aus würdiger Weise die deutsche Flagge am
Bootshafen heruntergeholt und die japanische an
deren Stelle gehißt. Der Regierungsarzt blieb
einstweilen im Dorf, um die Eingeborenen von
Unüberlegtheiten abzuhalten. Eine Anzahl der
Leute, darunter der eingeborene Feldwebel der
Polizeitruppe, der schon seit langen Jahren in
Diensten der deutschen Regierung stand, waren
so blutdürstig, daß ihnen vor Wut die Tränen
über die Wangen liefen, als ihnen der Arzt jeden
Widerstand untersagte, und sie waren nur mit
Mühe von der Aussichtslosigkeit und der schweren
Gefahr, die mit dem geringsten Widerstand ver-
bunden gewesen wäre, zu überzeugen. Die Ja-
paner besetzten sofort das Amtshaus und die
sonstigen wichtigeren Plätze, im übrigen sicherten
sie auch hier die völlige Unversehrtheit des Privat-
eigentums sowie der Kirche und Schule zu. Das
Hospital sollte der Regierungsarzt vorläufig weiter-
führen. Die Beamtenhäuser durften weiter be-
wohnt werden, bis die neue Regierung sie be-
nötigen würde. Nach drei Tagen wurde den
Beamten gesagt, die Japaner würden die ganze
Verwaltung einschließlich der Heilpflege selbst in
die Hand nehmen. Daraufhin mußte der Re-
gierungsarzt auch das Hospital abgeben. Die
beiden Lehrer und der Regierungsarzt verließen
daher mit erster Gelegenheit Saipan. Der stell-
vertretende Stationsleiter Böhme glaubte weiter
auf seinem Posten ausharren zu müssen.
UÜber das Benehmen der japanischen
satzungstruppen berichtet der Regierungsarzt:
„Abgesehen von manchen nicht eingehaltenen
Versprechungen und einer Anzahl Gehässigkeiten
von seiten des zum zweiten Gouverneur bestellten,
schon lange Zeit in Saipan ansässigen japanischen
Kaufmanns Tanabe, wurden wir Beamten durch-
aus anständig behandelt. Für Dieberei japani-
scher Matrosen (Hühner, Früchte) ist wohl nur
der nicht übermäßig hohe Grad japanischer
Disziplin verantwortlich zu machen.“
Über das Schicksal der deutschen Ansiedler
auf den Marianen ist in dem Bericht noch
folgendes gesagt:
„Von den zur Zeit der Besetzung auf den
Marianen befindlichen Deutschen sind in Saipan:
Stationsleiter Böhme (nach einem Gerücht
jetzt in Manila), Oberaufseher Fackel nebst Fa-
milie, Pflanzer von Alpen nebst Frau, Pflanzer
Weller, Pater Gallus, Pater Odonikus,
Pater Joachim; in Rota: Pater Corbian,
Bruder Menas; in St. Franzisko: Regierungs-
lehrer Hofer, Regierungslehrer Voigt nebst
Frau und Kind, Pflanzer Lotze, Regierungsarzt
Dr. Salecker nebst Frau und Kind.
Nach den vorliegenden Nachrichten hat Groß-
britannien für die von ihm besetzten Kolonien
inzwischen folgende Posttarife eingeführt:
Das Briefporto von einem Penny für die Unze
gilt auch für nachstehende Territorien:
Samoa, Neu-Guinea (ausgenommen Hollän-
disch-Neu-Guinea), den Bismarck-Archipel ein-
schließlich Neu-Britannien (Neupommern), Neu-
Irland (Neu-Mecklenburg), Neu-Hannover, die
Admiralitätsinseln usw., die Insel Nauru in der
Be-