Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Komerun. 
Gefangennahme eines Hallottiner-Daters in Ramerun. 
Vor einigen Mnaten'*) waren wir in der Lage. Berichte von Angehörigen der Baptisten- 
mission in Kamerun über das Verhalten der Engländer gegen die 
bekannt zu geben. 
dortigen Missionare 
In Ergänzung zu jenen Mitteilungen lassen wir jetzt (im Auszuge) einen anschaulichen 
Bericht des Pallottiner-Paters Jos. Färber aus Duala über seine Gefangennahme folgen. 
1 
Nachdem schon Pater Mekes während der 
an und für sich lange dauernden Belagerung 
Dualas einige Tage im Busch war, um unsere 
Christen in verschiedenen Dörfern zu pastorieren, 
wurde mir 14 Tage vor der Übergabe Dualas, 
also Mitte September 1914, der Auftrag zuteil, 
eine Buschreise anzutreten. Ich sollte womöglich 
alle im Busch zerstreuten und zu unserer Station 
Duala gehörigen Christen besuchen, nach den 
Kranken schauen und die vorbereiteten Katechu- 
menen taufen. Ferner war es mir als Schul- 
leiter von Duala darum zu tun, die wegen der 
Kriegsgefahr entlaufenen und zum Teil wegen 
Nahrungsmangel in die Heimat beurlaubten 
Schüler zusammenzusuchen und in den einzelnen 
größeren Dörfern zu konzentrieren. Von den 
1200 Schülern, die ich in der Hauptschule zu 
Duala hatte, waren nämlich kaum mehr 100 
zurückgeblieben, aus Angst, von den Kanonen der 
belagernden Schiffe getroffen zu werden. Ich packte 
meine Sachen: Kleider= und Meßkoffer, ferner 
einige Konserven und Schulutensilien, nahm mein 
Rad und eine Schrotflinte und zog ab. Vorher 
mußte ich mir vom Kriegskommando einen Paß 
holen, um ungehindert reisen zu können. Auf 
den wichtigsten Plätzen waren nämlich schon überall 
Militärposten aufgestellt, namentlich an der Nord- 
bahn, die keinen, weder Weißen noch Schwarzen, 
passieren lassen durften, der sich nicht ausweisen 
konnte. Freilich gegen die Verrätereien der Duala 
waren diese Vorsichtsmaßregeln zu spät, da sich 
diese bereits vorher oder auf anderen Wegen zu 
unseren Feinden schlugen. Ich war manchmal 
mehrere Tagereisen (zu Fuß) von Duala entfernt, 
hörte aber immer die Kanonenschüsse der Engländer 
in Duala, die regelmäßig in der Frühe gegen 
6 Uhr ihr monotones Kanonen-Morgenlied über 
Duala hinwegbrummten. Als ich einmal für ein 
paar Tage mich in unserer Schule Bomono ba 
Mbenge aufhielt, um die oberen Klassen dort 
einzurichten und über 100 Katechumenen zu taufen, 
war ich eine Stunde vom Feuer der Engländer 
entfernt, die im Mungokriek bei Bwadibo mit 
armierten Barkassen hereinkamen und eine Landung 
vorsuchten. Die Leute aus Bwadibo, das die 
*) Ugl. „D. Nol. Bl.“ 1915, Nr. 4, S. 54 ff. 
  
  
* 
Feinde bombardierten, kamen in Scharen an mir 
vorüber, um vor den feindlichen Geschützen zu 
flüchten. Indes konnten die Engländer vor der 
Kapitulation Dualas keine Landung bei Bwadibo 
bewerkstelligen, obwohl nur wenige unserer 
schwarzen Soldaten unter weißer Führung dort 
Aufstellung genommen. 
Es war interessant für mich, auf dieser meiner 
Buschreise die Gesinnungen der Duala= bzw. 
Bell-Leute auszukundschaften. Fast in jedem 
Dorfe, das ich passierte, fand ich zerstreut einige 
Bell-Leute, die in ihren Gesprächen von den 
rosigsten Zukunftsplänen sprachen, die sie verwirk- 
lichen zu können glaubten, sobald die vor Duala 
lagernden Engländer die Herren des Landes 
würden, wovon sie felsenfest überzeugt waren. 
Ich mußte allerdings sehr vorsichtig den Lauscher 
spielen, denn sobald sie merkten, daß ich ihre 
Sprache verstand, brachten sie geschickt ihr Gespräch 
auf einen anderen Stoff und zeigten sich sehr 
deutsch gesinnt. Für mich als Missionar glaubte 
ich keine Befürchtungen hegen zu müssen in dieser 
Zeit, auch wenn die Bell-Leute mit ihren Revo- 
lutionsbestrebungen bei einem unterdessen möglichen 
Falle der Stadt Duala handgreiflich würden. 
Ich kam gegen Ende meiner Missionsreise 
nach Dibombari, einer unserer blühendsten 
Buschstationen, deren Christen für jeden Pater 
durchs Feuer gegangen wären. Es war Sonntag, 
der 27. September, der Tag, an dem sich Duala 
vormittags 11 Uhr ergab. Da Dibombari nicht 
weit (5 bis 6 Stunden) von Duala entfernt ist, 
so hörte ich von dort ganz deutlich den feindlichen 
Kanonendonner, wußte aber nicht, wie die Lage 
in Duala stand. Nachmittags wollte ich zu un- 
serer Missionsfiliale Sodiko, das nur zwei Stunden 
von Bonaberi-Duala entfernt ist. Ich konnte 
zwei Wege dorthin einschlagen, entweder den 
Fußweg oder den Wasserweg. Ersterer geht über 
Maka und von da per Bahn bis Bonendale. 
Da jedoch am Sonntag keine Bahn fuhr (übrigens 
hörte ich, daß die Europäer mit allen Bahnwagen 
bereits nach dem Norden [Nkongsambaj] geflüchtet 
seien), und ich nicht wußte, ob die Eisenbahnbrücke, 
die über den Bonendale-Fluß führte, nicht schon 
gesprengt sei (es war auch tatsächlich so), wählte
	        
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