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kannt zu werden. Eben war ich daran, mich mit
dem schwarzen Zingulum zu umgürten, da hörte
ich plötzlich wuchtige Schläge an die verschlossenen
Fensterläden und das Geschrei der auf meine
Ankunft aufmerksam gewordenen Bell-Leute,
die sofort in Scharen herbeiströmten, um meiner
jetzt um jeden Preis habhaft zu werden.
„Wo ist das Germanbeest,“ riefen siec, „kommt,
laßt uns ihm den Schädel abschlagen,“
schrien andere, „dann ist er abgetan und wir
erhalten ein gutes Geschenk von den Eng-
ländern, wenn wir ihnen den Kopf
bringen.“
Zum Glück war die vordere Tür fest ver-
riegelt; draußen hörte ich den Streit unserer
Christen mit den Mordgesellen, dem ich aber nicht
lange zuhorchen konnte. Ich nahm schnell meine
beiden Begleiter von Bonendale, ergriff eine
kleine Lampe und schlüpfte durch die Hintertür
hinaus, um durch den Busch, der sich gleich hinter
dem Lehrerhäuschen anschloß, auf einsamen Um-
wegen zur Straße zu gelangen, die nach Bona-
sama, dem Lager der Engländer, führte. Meine
Begleiter wollten jedoch auf einmal nicht mehr
weiter. A Sango Pata,= huben sie an, „es ist
gesährlich, auf diesem Wege weiter zu gehen, wir
gehen in den Tod.“ Die Engländer hatten näm-
lich ein öffentliches Verbot erlassen, niemand dürfe
nach 6 Uhr abends mehr das Dorf Bonaberi ver-
lassen und sich auf den Weg nach Bonasama
wagen. Ohne Gnade und Pardon würde ein
jeder niedergeschossen. Aber welchen Ausweg hatte
ich noch, wollte ich mich nicht freiwillig in die
Hände der schwarzen Verräter begeben? Aller-
dings, auch anderseits ging ich einem höchst un-
sicheren Schicksal entgegen: näherte ich mich doch
immer mehr den feindlichen Reihen. Doch lieber
wollte ich richtig eine feindliche Kugel bekommen,
als von den verabscheuungswürdigen Duala-Ver-
rätern mich in der gemeinsten Weise zerfleischen
zu lassen. Ich teilte das auch meinen Begleitern
mit. Da sie sahen, daß ich auf keinen Fall um-
kehren wollte, wollte der eine Christ (Josef Ndumbe
Moni), ein stämmiger Junge, mein einstiger
Schüler, doch auch nicht von meiner Seite in
dieser gefahrvollen Stunde weichen, und der Unter-
häuptling von Bonendale Epee getraute sich auch
nicht, allein wegzugehen. Die Situation wurde
tatsächlich von Schritt zu Schritt höchst gefährlich;
denn jeden Augenblick mußten wir auf eine Kugel
oder eine Salve aus dem Busch von seiten englischer
Vorposten gefaßt sein; kamen wir doch schon in
ziemliche Nähe von Bonasama. Ich legte meinen
Begleitern nachdrücklich ans Herz, im entscheiden-
den Augenblick ja nicht auszureißzen, auf jeden
Fall müßten sie sofort stehen bleiben, wenn wir
angerusen würden, auch wenn man vorher auf
uns schießen würde. Mit schlotternden Knien
gaben sie das Versprechen, meiner Weisung zu
folgen. Gefaßt auf alles, gingen wir voran und
sorgten dafür, daß die Brise uns nicht das Licht
auslöschte. Ein jeder von uns hing seinen Ge-
danken nach, es war eine lautlose nächtliche
Wanderung auf Todespfaden .. drei wohl-
gezielte gute Schüsse aus dem Versteck, und Afrika
hätte drei Tote mehr gehabt. Ich warf von Zeit
zu Zeit einen scharfen Blick nach dem Gebüsch auf
beiden Seiten des Weges, lauschte ab und zu . . . .
nur unsere Schritte hallten durch die Tropennacht
unheimlich flackerte unter solcher Stimmung
der Lichtschein unserer Lampe in die Finsternis
hinein . . . . da, plötzlich hörten wir aus dem
nahen Gebüsch einen unartikulierten, durchdringen-
den Schrei, ein Aufspringen einer dunklen Kolonne
die Böschung heraus, das Blitzen von mehreren
Bajonetten im Schimmer unserer Lampe, den
charakteristischen Schlag von der Ausschaltung der
Sicherung mehrerer Gewehre Meine Be-
gleiter glaubten schon eine Kugel im Leibe zu
verspüren, sie wollten ausreißen, mit Mühe hielt
ich sie bei mir fest; sie schoben mich vor und
suchten beide hinter mir Deckung. Mit lauter
Stimme baten sie die dunklen Gestalten von
weltem, doch nicht zu schießen, sie seien keine
Feinde, sondern Eingeborene. In der Tat, die
schwarzen Soldaten waren schußbereit und im
Begriff, uns niederzuknallen. Das Geschrei meiner
Begleiter machte sie jedoch stutzig, auch schienen
sie sich gewundert zu haben über meine weiße,
lange Gewandung; zudem bemühte ich mich in
dieser allerdings bluterstarrenden Situation, nach
außen hin ganz gleichgültig zu erscheinen, winkte
die schwarzen Soldaten heran und rief ihnen auf
Negerenglisch zu, sie möchten ruhig herankommen,
ich wollte zu ihrem weißen Kommandanten (massa).
Sie kamen jedoch nicht direkt auf mich zu, sondern
zogen manövrierend immer engere Kreise um uns,
indem sie katzenartig, jedoch immer schußbereit,
auf= und vorsprangen und dann sich wieder
bückten, bis sie auf einige Meter entfernt waren
..da hatte ich plötzlich acht Bajonette vor der
Brust und um mich; meine Begleiter sprangen
behend etwas seitwärts. Ich glaubte schon, im
nächsten Augenblick die Stahlspitzen im Leib und
in der Brust zu haben, tat aber nach außen hin,
als ob mich das gar nichts anginge, verlangte
vielmehr wiederholt, zum Kommandanten geführt
zu werden. Zwei der Soldaten ergriffen mich
sofort bei den Armen, griffen nach den Taschen,
ob ich Waffen hätte, während die anderen immer
schuß= und stichbereit um mich standen. Einer
wollte mich binden, aber sie nahmen mich dann
nur in ihre Mitte, zwei vorn, je zwei zu beiden
Seiten, zwei hiuten mit bereit gehaltenem Ba-