Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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nachrichtenausdendeutichenschuggebietem 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
  
Deutsch-Ostafrika. 
Der Doppelschraubendampfer „Götgen“ auf dem Tanganjikasee. 
(Mit zwei Abbildungen.) 
In den letzten Wochen ging die Nachricht 
durch die Presse, daß in Kigoma am Tanganjika- 
see der erste der drei großen Dampfer, die im 
Anschluß an die Tanganjikabahn den Schiffahrts- 
dienst auf dem See versehen sollen, vom Stapel 
gelaufen sei. Der Bau dieses Fracht= und Passa- 
gierdampfers „Götzen“ sowie eines Schwester- 
schiffes „Rechenberg" wurde im Jahre 1912 von 
der Ostafrikanischen Eisenbahn-Gesellschaft der 
Maschinenfabrik und Schiffswerft Jos. L. Meyer 
in Papenburg a. d. Ems übertragen. 
Das Schiff wurde als Doppelschraubendampfer 
gebaut und hat folgende Abmessungen: Länge 
67 m, Breite 10 m, Seitenhöhe bis Hauptdeck 
3,4 m, Tiefgang bei 480 t Ladung, 60 t Kohlen 
und 10 t Wasser 2,3 m. 
Der Bau erfolgte nach den Vorschriften und 
unter der Aufsicht des Germanischen Lloyd für 
die Klasse 100 A 4 Tanganjikasee, also für die 
höchste Klasse. Als Material war deutscher Stahl 
vorgeschrieben. Das Schiff erhält zwei Dreifach- 
Expansionsmaschinen von zusammen 500 Pferde- 
stärken, die ihm in ruhigem, tiefem Wasser eine 
Geschwindigkeit von 9,5 bis 10 Seemeilen er- 
möglichen. Außer den Haupt-Dampfmaschinen 
sind die erforderlichen Luft-, Zirkulations-, Speise- 
und Lenzpumpen vorgesehen. Die Dampferzeu- 
gung erfolgt in zwei für Kohlen= und Holzfeuerung 
geeigneten, zur Olfeuerung einzurichtenden Rund- 
kesseln. An Hilfsmaschinen kommen zur Auf- 
stellung: eine Kohlensäure-Eis= und Kühlmaschine, 
die in einem besonderen isolierten Kühlraum 
untergebracht und imstande ist, 3 kg Eis inner- 
halb einer Stunde zu erzeugen und einen Fleisch- 
aufbewahrungsraum von 4 chm Inhalt auf eine 
Temperatur von 0 bis 2 Grad Cels. zu bringen, 
ferner eine elektrische Beleuchtungs= und Venti- 
lationsanlage, bestehend aus zwei gleichen, mit 
je einer einzylindrigen Dampfmaschine direkt ge- 
kuppelten Gleichstrom-Generatoren von 110 Volt 
Spannung. 
Mittschiffs unter dem Brückendeck sind die 
Kammern für die Passagiere angeordnet, und zwar 
sechs für sechs Passagiere 1. Klasse und fünf für 
  
zehn Passagiere 2. Klasse mit zusammen sechzehn 
Betten. Die Kammern und die Möbel sind aus 
Teakholz gefertigt; die Ausstattung entspricht der 
unserer einheimischen Seedampfer. Unter dem 
Brückendeck befinden sich ferner die Kammern für 
die weiße Bedienungsmannschaft, auf dem Brücken- 
deck die Kammer für den Kapitän und ein Karten- 
raum. Vorn und achtern sind die Wohnräume 
für die schwarze Besatzung, bestehend aus sechzig 
Kojen, vorgesehen. 
Der allgemeinen Benutzung dienen ein Eß- 
und Rauchzimmer für die Passagiere 1. und ein 
gleicher Raum für die Passagiere 2. Klasse. Ge- 
trennte Badeeinrichtungen für die Reisenden und 
für die weiße und die farbige Mannschaft sind 
vorgesehen. Das Schiff erhält zwei stählerne 
Masten mit je einem stählernen Ladebaum von 
2 bzw. 10 t Tragfähigkeit, zwei Dampfladewinden, 
eine Dampfrudermaschine, die üblichen Rettungs- 
boote sowie eine Gig und einen Kutter. 
Die Stapellegung erfolgte im Februar 1913 
auf der Helling der Bauwerft. Als Grundsatz 
für die Montage galt einerseits, die einzelnen 
Schiffs= und Maschinenteile und die Kessel mög- 
lichst endgültig fertigzustellen, anderseits mußte in 
bezug auf Abmessungen und Gewicht auf die Ver- 
ladungsmöglichkeit mit dem Seeschiff und mit der 
Eisenbahn Rücksicht genommen werden. Im 
übrigen wurde das Schiff zusammengeschraubt. 
Alle Aufbauten, Kabinen und sonstigen Räume 
wurden fertig aufgestellt. Zur Abnahme auf der 
Bauwerft im November 1913 war Dampf auf- 
gemacht, so daß die Maschinen langsam laufen 
und die verschiedenen Einrichtungen geprüft 
werden konnten. Das erste Bild zeigt das 
Schiff am Tage der Abnahme. Sogleich danach 
begann man mit der Zerlegung des ganzen 
Schiffes für den Transport nach Hamburg, von 
dort weiter nach Daressalam mit Dampfern der 
Deutschen Ost-Afrika-Linie und von Daressalam 
nach Kigoma mit der Tanganjikabahn. Auf der 
letzteren war zur Beförderung der schweren Teile 
ein besonderer Tiefladewagen beschafft worden. 
In Kigoma waren inzwischen Vorbereitungen 
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