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(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
Deutsch-Ostafrika.
Der Doppelschraubendampfer „Götgen“ auf dem Tanganjikasee.
(Mit zwei Abbildungen.)
In den letzten Wochen ging die Nachricht
durch die Presse, daß in Kigoma am Tanganjika-
see der erste der drei großen Dampfer, die im
Anschluß an die Tanganjikabahn den Schiffahrts-
dienst auf dem See versehen sollen, vom Stapel
gelaufen sei. Der Bau dieses Fracht= und Passa-
gierdampfers „Götzen“ sowie eines Schwester-
schiffes „Rechenberg" wurde im Jahre 1912 von
der Ostafrikanischen Eisenbahn-Gesellschaft der
Maschinenfabrik und Schiffswerft Jos. L. Meyer
in Papenburg a. d. Ems übertragen.
Das Schiff wurde als Doppelschraubendampfer
gebaut und hat folgende Abmessungen: Länge
67 m, Breite 10 m, Seitenhöhe bis Hauptdeck
3,4 m, Tiefgang bei 480 t Ladung, 60 t Kohlen
und 10 t Wasser 2,3 m.
Der Bau erfolgte nach den Vorschriften und
unter der Aufsicht des Germanischen Lloyd für
die Klasse 100 A 4 Tanganjikasee, also für die
höchste Klasse. Als Material war deutscher Stahl
vorgeschrieben. Das Schiff erhält zwei Dreifach-
Expansionsmaschinen von zusammen 500 Pferde-
stärken, die ihm in ruhigem, tiefem Wasser eine
Geschwindigkeit von 9,5 bis 10 Seemeilen er-
möglichen. Außer den Haupt-Dampfmaschinen
sind die erforderlichen Luft-, Zirkulations-, Speise-
und Lenzpumpen vorgesehen. Die Dampferzeu-
gung erfolgt in zwei für Kohlen= und Holzfeuerung
geeigneten, zur Olfeuerung einzurichtenden Rund-
kesseln. An Hilfsmaschinen kommen zur Auf-
stellung: eine Kohlensäure-Eis= und Kühlmaschine,
die in einem besonderen isolierten Kühlraum
untergebracht und imstande ist, 3 kg Eis inner-
halb einer Stunde zu erzeugen und einen Fleisch-
aufbewahrungsraum von 4 chm Inhalt auf eine
Temperatur von 0 bis 2 Grad Cels. zu bringen,
ferner eine elektrische Beleuchtungs= und Venti-
lationsanlage, bestehend aus zwei gleichen, mit
je einer einzylindrigen Dampfmaschine direkt ge-
kuppelten Gleichstrom-Generatoren von 110 Volt
Spannung.
Mittschiffs unter dem Brückendeck sind die
Kammern für die Passagiere angeordnet, und zwar
sechs für sechs Passagiere 1. Klasse und fünf für
zehn Passagiere 2. Klasse mit zusammen sechzehn
Betten. Die Kammern und die Möbel sind aus
Teakholz gefertigt; die Ausstattung entspricht der
unserer einheimischen Seedampfer. Unter dem
Brückendeck befinden sich ferner die Kammern für
die weiße Bedienungsmannschaft, auf dem Brücken-
deck die Kammer für den Kapitän und ein Karten-
raum. Vorn und achtern sind die Wohnräume
für die schwarze Besatzung, bestehend aus sechzig
Kojen, vorgesehen.
Der allgemeinen Benutzung dienen ein Eß-
und Rauchzimmer für die Passagiere 1. und ein
gleicher Raum für die Passagiere 2. Klasse. Ge-
trennte Badeeinrichtungen für die Reisenden und
für die weiße und die farbige Mannschaft sind
vorgesehen. Das Schiff erhält zwei stählerne
Masten mit je einem stählernen Ladebaum von
2 bzw. 10 t Tragfähigkeit, zwei Dampfladewinden,
eine Dampfrudermaschine, die üblichen Rettungs-
boote sowie eine Gig und einen Kutter.
Die Stapellegung erfolgte im Februar 1913
auf der Helling der Bauwerft. Als Grundsatz
für die Montage galt einerseits, die einzelnen
Schiffs= und Maschinenteile und die Kessel mög-
lichst endgültig fertigzustellen, anderseits mußte in
bezug auf Abmessungen und Gewicht auf die Ver-
ladungsmöglichkeit mit dem Seeschiff und mit der
Eisenbahn Rücksicht genommen werden. Im
übrigen wurde das Schiff zusammengeschraubt.
Alle Aufbauten, Kabinen und sonstigen Räume
wurden fertig aufgestellt. Zur Abnahme auf der
Bauwerft im November 1913 war Dampf auf-
gemacht, so daß die Maschinen langsam laufen
und die verschiedenen Einrichtungen geprüft
werden konnten. Das erste Bild zeigt das
Schiff am Tage der Abnahme. Sogleich danach
begann man mit der Zerlegung des ganzen
Schiffes für den Transport nach Hamburg, von
dort weiter nach Daressalam mit Dampfern der
Deutschen Ost-Afrika-Linie und von Daressalam
nach Kigoma mit der Tanganjikabahn. Auf der
letzteren war zur Beförderung der schweren Teile
ein besonderer Tiefladewagen beschafft worden.
In Kigoma waren inzwischen Vorbereitungen
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