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den verächtlichen Blicken und schadenfrohen Zu—
rufen des in den Straßen zahlreich herumlungern-
den Dualapöbels ausgesetzt. Bei Herrn Paul an—
gekommen, schrie mich dieser hochfahrige frühere
Pflanzer — jetzt englischer Verwaltungsoffizier im
Hauptmannsrang — an: „Sie werden auf Befehl
des Generals kriegsgefangen gemacht, da An-
schuldigungen gegen Sie vorliegen.“ Ich wollte
entgegnen, daß ich als neutraler Schweizer das
Recht beanspruchen müsse, den Grund meiner Ver-
haftung zu erfahren, aber schroff fuhr mir Paul
zwischen die Worte mit dem Befehl: „Sprechen
Sie nicht! Sie werden jetzt gleich in den Ge-
fangenenraum — ein Zimmer Ihres Bellstadt-
Hauses — geführt.“ Hier wurden wir wie die
deutschen Kriegsgefangenen behandelt, meine
Kleider wurden untersucht, ob ich keine Waffe
bei mir trage, auf Fluchtversuch wurde Erschießen
angedroht und scharfe Bewachung bei Tag und
Nacht durchgeführt. Nach drei Tagen erhielt
meine Frau mit dem ebenfalls in die Gefangen-
schaft mitgenommenen 2½ jährigen Kinde des
Herrn Link die Erlaubnis, wieder in unsere
Wohnung nach Akwa zurückzukehren. Meine Ge-
fangenhaltung blieb aufrecht, ohne daß mir die
leiseste Andeutung des Grundes gemacht worden
wäre. Am vierten Tage endlich kam Kapt. Paul
mit noch einem Offizier, die mir eröffneten, meine
Angelegenheit werde untersucht, und ich hätte in
den nächsten Tagen vor einem Kriegsgericht zu
erscheinen, aber wieder wurde mir jede Angabe
der Art der gegen mich vorliegenden Anschuldi-
gungen verweigert. Ich zerbrach mir den Kopf,
was ich wohl gegen die Engländer gefrevelt haben
könnte, kam aber zu keinem Resultat.
Endlich am sechsten Tage wurde ich zur Ver-
antwortung gezogen, jedoch nicht, wie mir an-
gedroht wurde, vor ein Kriegsgericht gestellt,
sondern vor einen englischen Oberst gebracht.
Dieser Herr, der mich (im Gegensatz zu Herrn
Paul)h freundlich behandelte, sagte — wie ich den
Eindruck hatte, gewissermaßen als Entschuldigung
meiner Inhaftnahme —, sie, die Engländer,
würden die Rechte der Neutralen nach Möglich-
keit respektieren, aber in Kriegszeiten seien eben
manchmal Härten nicht zu vermeiden. Gegen
mich hätten viele Anschuldigungen vorgelegen. Es
erschien mir ganz unverständlich und als eine
empörende Willkür, daß auch dieser Offizier nicht
auf die Anklagen, die mich ins Gefängnis brachten,
eingehen und keine Einzelheiten nennen wollte.
Schließlich, auf meine wiederholten Bitten hin,
bequemte er sich, wenigstens eine meiner angeb-
lichen Verschuldungen mir, dem Angeklagten, kund-
zutun: Nach Aussage von Eingeborenen soll ich
heimlich in der Nacht mit einem Kanu Botschaft
an die im Innern kämpfenden Deutschen über-
sandt haben. Was für Eingeborene mich verklagt
hatten, durch welche Mittelspersonen und an
welche Deutsche und wohin ich eine Mitteilung
gesandt haben soll, wurde mir nicht gesagt.
Gleichfalls verheimlicht wurde mir die Angabe
des Inhalts meiner angeblichen Mitteilung und
wie und wann sie erfolgt sein sollte. Diese An-
klage war eine so plumpe Erfindung, die den
Stempel der Unwahrheit auf der Stirne trug, daß
ich mit einem einzigen Hinweis die Unmöglichkeit
dieser absurden Behauptung dartun konnte.
Offenbar hatte sich der Oberst schon vorher von
der Unglaubwürdigkeit der Geschichte überzeugt
und gab sich mit meiner Erklärung sofort zu-
frieden, ohne die anderen gegen mich vorliegenden
Anschuldigungen, die wahrscheinlich ähnlicher Art
waren, weiter zu erwähnen. Ich verwahrte mich
dagegen, je Spionage getrieben zu haben. Ich
sprach es dann auch offen aus, daß, wenn diese
Anklagen von Eingeborenen herrühren, sie sicher-
lich aus der Absicht entstanden seien, unser Ver-
bleiben in Duala unmöglich zu machen, denn
der schlimmere Teil der Duala-Bevölkerung hatte
großes Interesse an unserem Wegzug, da diese
Schwarzen hofften, nachher um so leichter unser
Akwa-Geschäft ausplündern zu können. Ander-
seits wäre es auch denkbar, daß die Engländer
selber die Anschuldigungen gegen mich konstruiert
haben, um eine Handhabe für meine Ausweisung
aus Kamerun zu bekommen. Auf Auskünfte über
bestimmte Verhältnisse, Streitkräfte der Deutschen
in Kamerun u. a. m., die die Engländer von mir
wünschten, ließ ich mich nicht ein, wofür sie mir
augenscheinlich übelwollten.
Nach meiner Freilassung in unser Akwa-
Geschäft zurückgekehrt, mußte ich zu meiner nicht
geringen Uberraschung feststellen, daß während
meiner Gefangenhaltung englisches Militär die
Türen zu den Lagerräumen unseres Akwa-Ge-
schäftes aufgebrochen und andere Schlösser an die
Türen angebracht hatte, zu denen mir die Schlüssel
vorenthalten wurden. Durch Wachen vor Gewehr
wurde mir der Zutritt sogar zum Geschäftshofraum
verwehrt. In unseren mit Waren aller Art an-
gefüllten Lagerräumen hausten nun die Engländer
als die unumschränkten Eigentümer. Mit Hilfe
unserer Kru-Jungen hatten wir bis dahin die An-
stürme der plündernden Horden der Eingeborenen-
Bevölkerung auf unsere Geschäftslokalitäten ab-
wehren können, aber, wie es schien, nur zu dem
Zwecke, die Waren als Beute für die Engländer
und Franzosen aufzubewahren. Es ist empörend,
wie Angehörige der englischen und französischen
Nationen die Neutralität unserer Häuser und der-
jenigen unserer Mission, die sämtlich durch Hissung
von Schweizerflaggen als schweizerisches Besitztum
kenntlich gemacht waren, mißachteten. Einmal