Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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sowie an der Südostgrenze ereignet haben sollen, 
zu melden wissen. 
Am 3. und 7. März fanden am Victoria- 
See kleinere Gefechte statt, in denen feindliche 
Landungsversuche abgeschlagen wurden. Bei einer 
Erkundungsfahrt am 6. März wurde der kleine 
Dampfer „Muansa“, der — wie aus früheren 
Meldungen bekannt — seinerzeit den 600 t# großen 
englischen Dampfer „Sybill“" schwer beschädigt und 
zur Flucht gezwungen hatte, von stark armierten 
englischen Fahrzeugen bei der Insel Ukerewe an- 
gegriffen und von seinem Führer auf den Strand 
gesetzt. Weitere feindliche Annäherungsversuche 
wurden abgewehrt. Diesen Vorgang gibt der 
amtliche englische Bericht wie folgt wieder: 
„Am 5. März griff= Winifred(ein Schwester- 
schiff der Sybill-) auf dem Victoria-See im 
Speke-Golf den armierten deutschen Schlepper 
:. Muansa- an. Das deutsche Schiff wurde bei 
Rusene auf den Strand gesetzt und durch Geschütz- 
feuer vollständig unbrauchbar gemacht. Ein 
Leichter, früher Eigentum der Ugandabahn, der 
mit Reis beladen von dem deutschen Dampfer 
geschleppt wurde, wurde in Brand geschossen. 
Winifred" selbst erlitt weder Beschädigungen 
noch Verluste." 
In der deutschen Meldung ist von der an- 
geblichen Zerstörung der „Muansa“ nichts gesagt. 
Da vielmehr die feindlichen Annäherungsversuche 
abgewiesen wurden, muß vorläufig angenommen 
werden, daß der Dampfer noch intakt ist, und es 
bleibt zu hoffen, daß er wieder abgeschleppt 
werden konnte. Hierauf läßt wenigstens eine 
andere englische Meldung, die den Vorgang aller- 
dings auf den 11. März verlegt, schließen, in der 
es heißt, daß es dem Feinde gelungen sei, das 
Schiff wieder flott zu machen. 
Bei dieser Gelegenheit sei noch erwähnt, daß 
der englische Dampfer „Sybill“ anfangs No- 
vember v. Is. bei der Halbinsel Madjita, nord- 
östlich der Insel Ukerewe, gestrandet aufgefunden 
und von unseren Truppen zerstört worden ist. 
Letztere hatten dieses Werk anscheinend nach eng- 
lischen Begriffen nicht gründlich genug besorgt; 
denn nach einem amtlichen englischen Bericht 
wurde zwischen dem 5. und 22. Mai d. J. u. a. 
auch eine Expedition von Karunga (englische 
Station nördlich Schirati) aus entsandt, „um den 
Dampfer -Sybill= zu zerstören, der anfangs des 
Krieges bereits lahm gelegt war."“ 
Am 23. März erschien dann vor der Station 
Muansa ein englischer armierter Dampfer, der 
aber auf 3200 m von unserer Artillerie unter 
Feuer genommen wurde und, nachdem er einen 
Treffer auf das Vorderdeck und einen auf das 
  
Steuer erhalten hatte, wieder abfuhr, während 
sein eigenes Feuer wirkungslos war. 
Zu Lande kam es am 9. März östlich der 
Station Schirati anscheinend in der Landschaft 
Utegi, südöstlich des an der Grenze gelegenen 
Ortes Jkoma, zu einem Gefecht zwischen deutschen 
und englischen Streitkräften, über dessen Verlauf 
nur die nachstehende kurze aber klare amtliche 
deutsche Meldung vorliegt: 
„9. März hatte Abteilung von Haxthausen 
Gefecht mit starkem Gegner östlich Schirati, 
darunter eine englische Europäerkompagnie mit 
Maschinengewehren und Geschützen. Feind teil- 
weise aus Stellung vertrieben, ging nach 
elfstündigem Gefecht zurück. Bei uns ein 
Europäer tot, zwei vermißt, zwei leicht verwundet.“ 
Hiermit vergleiche man folgenden amtlichen 
englischen Bericht: 
„Ende Februar wurde bekannt, daß eine 
deutsche Abteilung von ungefähr dreihundert 
Askari einschließlich einer großen Zahl Europäer 
unter Führung des Hauptmanns Haxthausen 
nach Norden vorrücke, um ins britische Karunga- 
gebiet einzufallen, das östlich vom Victoria- 
Nyanza liegt. Eine kleine Abteilung unter Oberst- 
leutnant Hickson mit etwas Artillerie und be- 
rittenen Aufklärungstruppen wurde ihnen ent- 
gegengeschickt. Unsere Truppen kamen mit einem 
Teil des Feindes in Fühlung, der sich zurückzog. 
Unser Vormarsch auf den Marafluß wurde fort- 
gesetzt, wo der Feind sich konzentriert hatte. Am 
3. März trafen wir auf die gesamte Streitmacht 
Haxthausens. Ein scharfer Kampf entspann sich. 
Die Deutschen leisteten tapferen Widerstand, aber 
nach stundenlangem Kampf, der oft zum Hand- 
gemenge ausartete, gaben sie nach und zogen sich, 
gedeckt durch dichtes Buschwerk, unter dem Schutze 
der Dunkelheit zurück. Aufklärer brachten am 
nächsten Morgen die Nachricht, daß der Feind 
sich auf die Südseite des Maraflusses zurück- 
gezogen hatte. Nach Berichten von Eingeborenen 
waren seine Truppen desorganisiert und demo- 
ralisiert. Seine Offensive war vollkommen ge- 
brochen, und wir zogen uns zurück." 
Der in Britisch-Ostafrika erscheinende = East 
African Standard= vom 20. März brachte darüber 
einen Bericht, in dem noch erwähnt wird, daß 
die Deutschen sich nach verzweifeltem Kampfe mit 
einem Verlust von acht Europäern und vielen 
Askari an Toten zurückgezogen hätten. Hinzu- 
gefügt wird auch, daß der englische Erfolg augen- 
scheinlich von weitreichender Bedeutung sei und 
zur Folge haben dürfte, daß den Plünderungen 
der südlich Kisii — also auf englischem Gebiet — 
wohnenden Eingeborenen sowie den weiteren Uber-
	        
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