Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Meldung besagt, daß Oberst van Dewenter, 
der die Streitkräfte der Union an der Grenze 
von Deutsch-Südwestafrika kommandiert, am 
9. November bei Sandfontein dem „Feinde“ 
eine Niederlage bereitet hätte. Der „Feind“ 
hätte Verluste von etwa 120 Toten und Ver— 
wundeten und 125 Gefangenen gehabt. Die Streit- 
kräfte der Union hätten dagegen nur 12 Tote und 
11 Verwundete verloren. Fast alle Verluste der 
britischen Streilkräfte wären durch Dumdumkugeln 
verursacht worden. Nach einem weiteren Tele- 
gramm sollte der „Feind“ nach Sandfontein 
vortrieben worden sein, und seine Verluste werden 
auf 120 Tote und nur 11 Verwundete ange- 
geben. · 
Auffallend an diesen Meldungen ist einmal, 
daß der „Feind“ nicht näher bezeichnet wird, 
und andererseits der krasse Gegensatz zwischen 
den Verlustziffern für die eigenen und die feind— 
lichen Streitkräfte. Zu denken gibt auch die 
Behauptung, daß der Feind Dumdumggeschosse 
vorwendet haben soll. Ter angebliche Erfolg des 
Obersten van Dewenter bedarf daher noch ge- 
nauerer Belenchtung durch eine unzweifelhaft 
glaubwürdige Berichterstattung. 
V-oonun einigem Interesse ist die nach Kapstadt aus 
dem von englisch-südafrikanischen Truppen besetzten 
Lüderitzbucht gelangte Meldung, daß Ende No- 
vember über den dortigen englischen Stellungen 
moehrfach ein deutscher Flieger erschienen sei. 
Dieser habe auch Bomben geworfen, ohne aber sein 
Ziel, die Eisenbahn zu treffen, erreicht zu haben. 
Tas lugzeng sei erfolglos beschossen worden. Es 
dürite nicht allgemein bekannt sein, daß sich seit 
Mai d. Js. in Südwestafrika zu Versuchs- 
zwecken zwei Flugzenge befinden. Diese 
worden unseren Truppen jetzt gute Dienste leisten. 
Neuerdings sind hier über die Ereignisse in 
Südwestafrika, besonders in Lüderitzbucht, und 
über die Besetzung dieses Ortes durch die englisch- 
südafrikanischen Streitkräfte zwei Berichte einge- 
gangen. Diese stammen von Angehörigen 
neutraler Staaten, die sich dort aufbielten 
und dann von den Engländern ausgewiesen 
wurden; sie sollen nachstehend — soweit ihr In- 
halt von allgemeinem Interesse ist — hier wieder- 
gegeben werden, da sie wertvolle Ergänzungen des 
bis dahin bekannt gewordenen Materials liefern. 
Nach dem ersten dieser Berichte erfolgte die 
Mobilmachung der Union gegen Deutsch-Südwest- 
afrika am 8. September 1914. „Etwa am 
15. September') fand in Kapstadt eine Parla- 
mentssitzung statt, in welcher der Krieg der Union 
gegen Deutsch-Südwestafrika mit großer Majorität 
*) Nach anderweitiger Mitteilung (1. u., hatte die 
eutscheidende Sitzung schon am 10. September slatt- 
gefunden (N. K. A.). 
  
— 
beschlossen wurde, und bereits am 19. September 
d. Is. erschienen die Engländer mit 2 Kreuzern, 
4 Torpedobooten und 12 Transportschiffen vor 
Lüderitzbucht. Es landeten 8000 Mann unter 
dem Befehl des früher als englischer Konsul in 
Lüderitzbucht tätig gewesenen Oberstleutnants 
Müller. An Geschützen wurden nur zweirädrige 
leichte Gebirgsgeschütge bemerkt. Etwa zur gleichen 
Zeit oder kurz nachher sollen auch in Port 
Nolloth 8000 Mann und in Swakopmund 
angeblich ebensoviel gelandet worden sein. 
Die Deutschen hatten die Lüderitzbucht- 
Eisenbahn bis zum letzten Augenblick in Betrieb 
gehalten und fast die gesamen Lüderitzbuchter Vor- 
räte nach dem Innern gebracht. Kurz vor dem Ein- 
treffen der Engländer hatte sich der Bezirksamtmann 
mit den noch anwesenden Regierungsbeamten nach 
dem Junern zurückgezogen, und daraufhin wurden, 
nachdem das gesamte rollende Eisenbahnmaterial 
in Sicherheit gebracht worden war, die Bahngleise 
durch Sprengungen zerstört. Die Engländer haben 
aber zahlreiches Eisenbahnbaumaterial in Lüderitz- 
bucht gelandet und sollen sofort an die Wieder- 
herstellung der Bahn gegangen sein. Durch- 
schnittlich sollen täglich 500 m instand gesetzt 
worden sein. 
Die gesamte, in Lüderitzbucht 
Kolmannskuppe zurückgebliebene Zivil- 
bevölkerung ist als kriegsgefangen be- 
handelt und nach Gefangenenlagern in 
der Kapkolonie geschafft worden. Der 
erste Transport ging von Lüderitzbucht ab am 
23. September 1914, nachmittags 2 Uhr. Unter 
den Gefangenen befinden sich u. a.: der Geschäfts- 
führer der Kolonialen Bergbau-Gesellschaft, Re- 
gierungsbaumeister Hörlein, Bürgermeister 
Kreplin, Redakteur Otzen, Rechtsanwalt 
Dr. Dommer. Den Betriebsleiter des Elektri- 
zitätswerkes Dr. Hübner und den Apotheker 
Marschner hat man zunächst in Lüderitzbucht 
gelassen, ersteren für den Betrieb des Elektrizitäts- 
workes.') Kolmannskuppe, Pomona und 
Bogenfels sollen von den Engländern besetzt 
worden sein. 
Dem Bergingenieur Glockemeyer von der 
Deutschen Diamanten-Gesellschaft und dem Proku- 
risten Weber von der Pomona-Diamanten--Ge- 
sellschaft soll es vor Ankunft der Engländer mit 
dem in Pomona und Bogenfels noch anwesend 
gewesenen Personal gelungen sein, sich der Ge- 
fangenschaft dadurch zu entziehen, daß sie sich 
und 
*) Der Berichterstatter glaubt aber, daß später 
auch Marschuer und Dr. Hubner das Schicksal der 
übrigen Lüderinbuchter ereilt hat, und daß die Betriebs= 
leitung des Elektrizitätswertes auf englisches Personal 
Übergegangen ist.
	        
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