Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

W 417 20 
Was den Diamantenabbau anbelangt, so 
scheint die Regierung der Union die Wiederauf- 
nahme des Betriebes verlangt zu haben unter 
Wahrung der Rechte der Gesellschafter und An- 
teilseigner und unter Beibehaltung der Abgaben, 
die vorher dem deutschen Kolonialfiskus zukamen, 
jetzt aber für die Union und die allgemeine Lan- 
desverwaltung einbehalten werden. 
Für das Post= und Telegraphenwesen gelten 
die gleichen Bestimmungen wie in der Union. 
Die von der Schutztruppe auf ihrem Rückzuge 
nach dem Norden an vielen Stellen zerstörten 
Eisenbahnstrecken wurden zum Teil bereits wäh- 
rend des Krieges, zum Teil später wieder her- 
gestellt, die gesprengten Brücken durch Behelfs- 
bauten vorläufig ersetzt und die ebenfalls zer- 
störten Wasserversorgungsanlagen durch Erboh- 
rungsarbeiten und Aufstellung neuer Wasserbehälter 
wieder instand gesetzt. Zur Zeit sollen alle Bahnen 
wieder in Betrieb sein. 
Schon während des Krieges hatte die Süd- 
afrikanische Union, zunächst aus strategischen 
Gründen, mit dem Bau einer Bahn von Prieska 
in der Kapkolonie nach Upington am Oranjefluß 
und von dort nach Kalkfontein in Deutsch-Süd- 
westafrika, dem Endpunkt der Nord-Südbahn, be- 
gonnen, der nunmehr fertiggestellt sein soll. Was 
der südafrikanischen Regierung noch an rollendem 
deutschen Eisenbahnmaterial in gebrauchsfähigem 
Zustand in die Hände gefallen ist, ist nicht bekannt. 
Ein großer Teil der Lokomotiven soll jedoch vor 
der Preisgabe unbrauchbar gemacht worden sein. 
Aus englischen Nachrichten hatte man seiner- 
zeit den Eindruck gewonnen, als ob den süd- 
afrikanischen Streitkräften bei der Besetzung Wind- 
huks die dortige große drahtlose Station sozusagen 
fast unbeschädigt in die Hände gefallen sei. Auch 
neuerdings wieder wurde die Nachricht verbreitet, 
daß, nachdem es gelungen sei die von den 
Deutschen beiseite geschafften wichtigen Apparat- 
teile zu ersetzen, die Station bald wieder voll 
betriebsfähig sein würde. Diese Hoffnung dürfte 
sich als verfehlt erweisen. Aus eigener Kunst 
werden die Engländer diejenigen Teile, die seiner- 
zeit entfernt und vernichtet worden sind, nicht 
wieder ersetzen können. Nur durch eine voll- 
kommene Neuanlage nach ihrem eigenen System, 
wobei ihnen allerdings die stehengebliebenen 
Türme zugute kommen werden, könnten sie sich 
die Station nutzbar machen. 
Auf Grund der Bestimmungen der Genufer 
Konvention hat die südafrikanische Regierung die 
Rücksendung des Sanitätspersonals der Schutz- 
truppe nach Deutschland angeordnet. Der erste 
Transport, bestehend aus 14 Sanitätsoffizieren, 
2 Stabsapothekern, 1 Zivilarzt und 37 Sanitäts- 
  
mannschaften, ist am 17. November hier ein- 
getroffen. Die Ankunft eines weiteren Trans- 
portes steht bevor. 
r*- 
V. Besitzungen in der Südsee. 
1. Deutsch-Neuguinca. 
A. Altes Schutzgebiet. 
Aus dem Schutzgebiet sind seit der letzten 
Mitteilung Nachrichten nur äußerst spärlich hierher 
gelangt. Die Bemühungen, wieder einen regel- 
rechten Postverkehr mit den Südseebesitzungen her- 
zustellen, haben bis jetzt leider zu einem Erfolge 
nicht geführt. Die englische Regierung steht vor- 
läufig noch auf dem Standpunkt, daß die Deutschen 
in den besetzten Schutzgebieten in postalischer Hin- 
sicht nicht besser behandelt werden könnten, als 
die feindlichen Untertanen in den englischen Be- 
sitzungen. Sie hat indessen zugesagt, darüber 
noch die Kolonialregierungen zu hören. Ob und- 
zu welchem Erfolge die Verhandlungen führen 
werden, läßt sich zur Zeit noch nicht sagen. 
Inzwischen sind die letzten Beamten aus dem 
Schutzgebiet abgereist. Soweit ihre Wahrneh- 
mungen reichen, sind besondere Ereignisse, so- 
namentlich erhebliche Störungen der öffentlichen 
Ruhe und Sicherheit, nicht eingetreten. 
B. Inselgebiet. 
Auch aus dem Jnselgebiet liegen nur wenige 
direkte Nachrichten seit der letzten Mitteilung 
vor. So viel steht aber fest, daß die Japaner 
nach wie vor die Inseln besetzt halten und nicht, 
wie früher mehrfach gemeldet wurde, den Austra- 
liern dort Platz gemacht haben. 
Bemerkenswert ist ein unter dem 13. August 
d. Is. in der Nr. 31 des „Ostasiatischen Lloyd“ 
erschienener Artikel: „Die Japaner in der Südseec." 
Von Interesse ist hieraus namentlich folgende- 
Stelle, die deshalb wörtlich wiedergegeben 
werden soll: 
„Augenblicklich machen die Japaner große An- 
strengungen, die Eingeborenen ein jeder Beziehung 
für sich zu gewinnen. So sind am 28. Juli 22 Häupt- 
linge der verschiedenen Inseln in Japan angekommen. 
und zwar drei von Truk, vier von Ponape, drei von 
Jaluit, drei von Kusaic, drei von Saipan, drei von 
Palau, zwei von Jap und einer von Angaur. Diese 
Häuptlinge, alles meist einfache Naturkinder, sind in 
Japan der Gegenstand aller Bewunderung, und man 
bemüht sich, ihnen den Aufenthalt in Japan recht 
genußreich zu gestalten. Im ganzen sind drei Wochen 
für Besichtigungen usw. vorgesechen. Wenn man 
dabei liest, daß die KRanaker Anutomobil fahren, der 
Truk-Oäuptling im Eindecker Schauflüge mitmacht 
oder die gan ze Gesellschaft amtlich von den Offi- 
zieren der Marine in ihrer Messe zum Festessen ei-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.