GV 38 20
Von der Zerstörung eines deutschen Schiffes
in Daressalam durch das Feuer englischer Kreuzer
kann also keine Rede sein. Zwar ist ein deutsches
Schiff bei Daressalam versenkt worden; das ge-
schah aber ohne Wissen und Zutun der englischen
Kreuzer. Die Schilderung des Angriffs auf Tanga,
namentlich die überlegene Schießkunst hat sich
als eitle Prahlerei erwiesen.
Von sonstigen Unternehmungen an der Küste
verlautet nichts. Nach den oben geschilderten
Heldentaten scheinen sich die englischen Schiffe
wieder lediglich dem Blockadedienst zu widmen.
Nordostgrenzgebiet.
Mit Ausnahme von zwei Einzelfällen am
Longidoberg spielen sich alle kriegerischen Ereig-
nisse in dieser Gegend auf englischem Boden ab.
Nach wie vor sehen wir Abteilungen der Schutz-
truppe in der Richtung auf die Ugandabahn und
deren Nebenstrecken erfolgreiche Vorstöße aus-
führen. Nach den allerneuesten Nachrichten, aller-
dings feindlichen, hat es sogar den Anschein, als
ob eine stärkere deutsche Truppe bis zur Uganda-
bahn bei Voi vorgedrungen wäre und sich dort
festgesetzt gehabt habe. Eine Reutermeldung vom
15. Februar sagt nämlich:
„Am 7. Jannar griffen englische Flugzenge zwei
feindliche Lager bei Voi an der Uganda=
bahn an.“
gewartet werden. Jedenfalls haben wir eine
ganze Reihe erfolgreicher Unternehmungen gegen
die Ugandabahn aufzuweisen.
Sie finden ihre Fortsetzung am 22. Juli v. J.
in der Nähe der Station Maungu, wo die Ab-
teilung des Leutnants d. Res. Klein einen Truppen-
transportzug in die Luft sprengte, und bei Sam-
buru, wo die Abteilung Bosch die Bahn und die
Telegraphenlinie zerstörte. Auf der von Voi in
Richtung Taveta führenden Bahn sprengte die
Abteilung des Oberleutnants z. S. d. Res. Koch
am 15. August östlich Makatau einen Panzerzug
in die Luft und zerstörte am 22. südlich dieses
Punktes die Bahn selbst. Einen Tag später ge-
lang es dem Leutnant d. Res. Braul, die Uganda-
bahn südlich Yamanyani zu sprengen, wodurch
eine Lokomotive und drei mit Nubiern besetzte
Wagen entgleisten.
Auch die Engländer selbst melden noch eine
Reihe von Zerstörungen ihrer Bahn, so am
5. September bei Meile 237 zwischen den
Stationen Simba und Sultan Hamud, am 9.
bei Meile 161 bei der Station Mtoto Handei
und am 7. Oktober bei Meile 249. Hier stürzte
die Lokomotive um, und der größte Teil des
Zuges entgleiste. Ferner sollen zwischen dem
meldet.
16. und 19. Oktober an fünf verschiedenen
Stellen der Ugandabahn Sprengungen vorge-
kommen sein.
Aus jüngster Zeit berichtet Reuter über an-
geblich vereitelte Versuche deutscher Patrouillen,
die Bahn am 5. und 10. Januar d. J. zu
sprengen.
Natürlich kam es bei den Vorstößen dieser
Streifabteilungen wiederholt zu Gefechten mit ähn-
lichen Abteilungen des Gegners. So stieß am
30. Juli v. J. Leutnant d. Res. Braul nördlich
Makatau auf eine feindliche Europäerkompagnie. In
dem sich entwickelnden Gefecht verlor der Gegner
fünf Mann, während Leutnant Braul selbst leicht
verwundet wurde und drei Askari als vermißt
Am gleichen Tage wurde die Abteilung
Rucke bei Engaruka von einer aus Europäern
und Massai bestehenden Abteilung angegriffen,
die sie abwies. Sie selbst hatte keine Verluste,
erbeutete jedoch vier Reittiere.
Ein unglückliches Gefecht hatte am 2. August
in der Nähe des Longidoberges die Abteilung
des Oberleutnants der Landwehr a. D. Trappe, die
dort auf eine starke Abteilung berittener Engländer
und Inder stieß. Trappe selbst und vier andere
Deutsche, deren Namen nach nicht bekannt sind,
gerieten hierbei in Gefangeuschaft.
Glücklicher war am 12. August die Abteilung
des Oberleutnants Grote. Dieser griff den auf
dem Kadiaroberg südlich der Station Maungu
Was an dieser Meldung richtig ist, muß ab-
der Ugandabahn in verschanzter Stellung stehenden,
80 Inder starken Gegner überraschend an, stürmte
das Lager nach 2½ stündigem Gefecht, nahm
2 englische Offiziere und 38 Inder gefangen und
erbeutete Vorräte, Waffen und Munition. Auf
deutscher Seite wurden Sanitätssergeant Schuh-
macher und 1 Askari schwer, 1 Europäer und
2 Askari leicht verwundet. Beim Gegner waren
7 Inder tot.
Nördlich des Erok am Lemaibarascha stieß
am 20. August die Abteilung des Feldwebels
Nickel auf eine feindliche Kompagnie, die sich
unter Verlust von einem Europäer und drei
Indern zurückzog. Auf deutscher Seite wird der
Landwehrmann Kizle als vermißt gemeldet.
Ein bereits in der sechsten Mitteilung er-
wähntes Gefecht bei Mrima hatte am 26. August
die Abteilung Kempner, die von 50 Indern an-
gegriffen wurde, nach kurzem Feuergefecht jedoch
zum Sturm vorging und den Gegner mit einem
Verlust von 15 Toten in die Flucht schlug. Die
Engländer selbst geben ihren Verlust an Toten,
Verwundeten und Vermißten auf 24 Mann an
und beziffern die deutschen Verluste auf einen
Europäer und mehrere Askari an Toten. Letztere
Angabe ist irrig, die deutschen Verluste betragen:
2 Askari und 1 Träger leicht verwundet.