Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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16. Während dieser Zeit fand General Tighe 
es außerordentlich schwer, mit dem fortschreitenden 
Gefecht Fühlung zu halten, über das er nur nach 
den Schüssen und auf Grund von Meldungen von 
Offizieren und Leuten urteilen konnte. dic zurück- 
geschickt wurden, aber natürlich nur über die Ereig- 
nisse Bescheid wußten, die in ihrer unmittelbaren 
Nähe vorgefallen waren. Gegen 1 Uhr morgens 
erreichten ihn verschiedene Bitten um Verstärkung. 
und er befahl den 130. Belutschen vorzugehen. Diese 
brachen um 1.20 Uhr auf, stießen aber bald auf 
Oberst Byron, der meldete, daß er seiner kleinen Schar 
den Beiehl zum Rückzug gegeben habe. General 
Tighe zog dementsprechend seine Truppen zurück und 
grub sich quer über den Weg ein, um das Tageslicht 
äu erwarten. Versuche, mit Oberst Freeth und 
Major Thompson Fühlung zu gewinnen, schlugen fehl. 
Auf Grund von General Tighes Berichten hielt 
ich es nicht für ratsam, den direkten Angriff gegen 
den Latema-Reata- Paß weiter fortzusetzen und zog 
vor, die Wirkung einer Umgehung durch berittene 
Truppen, welche für den nächsten Morgen angesetzt 
war, abzuwarten, und rechnete, dadurch eine baldige 
Räumung der feindlichen Stellung herbeizuführen. 
Ich wies daher um 4.30 Uhr vormittags General 
Tighe an, seine ganze Macht noch vor Tagesanbruch 
in eine vom Paß weiter zurückliegende Linic zu 
verlegen. Dieser Rückzug war im Gange, als Pa- 
trouillen, die ausgesandt waren, um Fühlung mit 
den Flankendetachements zu gewinnen, diese im Besitz 
beider Hügel und den Feind in vollem Rückzug von 
dem Paß fanden. Ich entsandte sofort die 8. Süd- 
afrikani sche Infanterie zur Besetzung des Bergzuges 
sowie einige Artillerie, um den sich zurückziehenden 
Feind zu beschießen, der nun auf 1500 bis 2000 Mann 
geschätzt wurde. Eine wirksame Verfolgung durch 
den dichten tropischen Wald, der sich von Kitowo 
nach Kahe hinzieht, war außer Frage. 
17. Unsere Verluste bei dem Gefecht waren un- 
gefähr 270, was in Anbetracht des brdentenden ge- 
wonnenen Erfolges nicht als außergewöhnlich an- 
gesehen werden kann. Wir erbeunteten außer Ge- 
wehren und Munition ein 6 cm-Geschütz und drei 
Maschinengewehre. Einige 40 bis 50 tote Feinde 
wurden in der Stellung gefunden und, da sie immer 
ibre Toten und Verwundeten sehr sorgfältig beiseite 
schaffen, kann kein Zweifel sein, daß ihre Verluste 
sehr schwer waren. Während dieses Gefechtes an 
der Taveta — Kabe-Straße haitten die 4. Süd- 
afrikanischen Reiter und die 2. Südafrilanische In- 
santerie ein heftiges Gefecht mit dem Feinde an der 
aveta—Moschi-Straße, wo lebterer in ziemlicher 
Stärke an dem Nordabhang des Latemaberges und 
am Nord-Kitowohügel angetroffen wurde. An einer 
Stelle wurden 20 Feindesleichen nach dem Treffen 
gefunden. 
18. Mit dem Ende dieser Gefechte kam der Ab- 
schnitt des Kampfes um den Kilimandscharo zum 
Abschlus. Am 12. März setzte General van Deventer 
seinen Vormarsch auf die Missionsstatinn Mamba 
und die Himobrücke an der Straße Taveta—Moschi 
hegen nur leichten Widerstand fort. Der Feind 
hatte während seines Rückzuges in der Nacht und 
am folgenden Morgen alle Brücken an der Straße 
zerstört und die Versorgung von van Devenmers 
Streitmacht mit Lebensmitseln machte große 
Schwierigkeit. Am 13. rückte er weiter vor und 
besetzte Moschi ohne Widerstand, da sich der Feind 
in der Nacht vorher auf Kahe zurückgegogen hatte. 
Die 2. und 3. Südafrikanische Brigade wurde nun 
  
an der Himobrücke, der Rest der 2. Division bei 
Taveta zusammengezogen. 
19. Ich muß nun über die Bewegungen der 
1. Division berichten, welche am 8. März, nur leichten 
Widerstand findend, Gararagua besetzt hatte. Am 
9. Märg blieb General Stewart liegen, um zu er- 
kunden und seinen Nachschub zu erwarten. Der 
direkte Weg von Gararagna nach Boma ja Ngombe 
wurde als unfahrbar für den Fuhrpark bezeichnet, 
da der Feind alle Brücken zerstört hatte. Infolge- 
dessen und wegen des erschöpften Zustandes der Zug- 
ochsen hielt General Stewart auch am 10. morgens 
noch einen Halt für geboten, auch um einen Weg 
weiter westlich zu erkunden. st schwieri 
aber fahrbar, wurde gefunden und mittags der 
Marsch wieder aufgenommen. Die berittenen Truppen 
verließen Gararagua am 10. um 4 Uhr nachmittags, 
stießen auf einigen Widerstand und hatten 13 Mann 
Verluste. Die Divirron und die berittenen Truppen 
vereinigten sich schließlich in der Nacht vom 12. zum 
13. wieder am Sanja-Fluß und marschierten am 13. 
auf Boma ja Ngombe. Am 14., als die feindliche 
Hauptmacht sich bereits in die Ruwu= und Kahestellung 
zurückgezogen hatte, reichte sich die 1. Division mit 
General van Deventer in Neu-Moschi die Hand, 
durch welchen Platz dic sechs seindlichen Kompagnien, 
die General Stewart Widerstand geleistet hatten, 
bereits in der Nacht des 12. Märg durchgezogen 
waren, 
Die nächsten Tage vom 13. bis zum 
18. Nan wurden der Ausbesserung der Straße 
Taveta—Moschi, der Regelung der Transporte, der 
Heranschaffung von Nachschüben usw. sowie Er- 
kundungen gegen Kahe und den Ruwu-Fluß ge- 
widmet. Das ganze Land nördlich dieses Flusses 
ist mit dichtem tropischen Urwald bedeckt und der 
Feind zog hieraus den Vorteil, durch nächtliche Be- 
schießung unserer Lager einige Rühnheit zu ent- 
In der Nacht vom 17. zum 18. wurden die 
Belfield Scouts zur Besetzung des unteren Himo 
von der Himobrücke abgesandt, aber am Abend von 
Abteilung zurückgetrieben. 
Nach Patrouillenmeldungen. Spionennachrichten (in- 
tellzenee repnort, und einer etwas unvollständigen 
Fliegeraufklärung schien mir eine Stellung am Ruwu- 
fluß die nächste zu sein, die der Feind halten würde, 
und es war von einer hervorragenden Wichtigkeit 
für den Plan des Ausbaues der Bahn und unseres 
weiteren Vorrückens, daß der Feind vor Beginn der 
Regenzeit südlich dieses Flusses vertrieben wurde. 
Ich gab daher am 18. für einen allgemeinen 
Vormarsch gegen den Ruwu Befehle aus. Auf dem 
änftersten rechten Flügel gingen die Ostafrikanischen 
berittenen Schützen und eine Schwadron des 
17. Kavallerieregiments von Muc über Masaikraal 
vor. Die 3. Südafrikanische Brigade brach von der 
Himobrücke genen den Eumhorbienhügel auf und die 
2. Südafmkanische Brigade von demselben Platz 
gegen den Unteren Himo, wohin die 1. Ostafrikanische 
Brigade der 2. Division von Latema aus gleichfalls 
2 Bataillone. schickee. Der Vormarsch wurde unter- 
stü Die In- 
sure besetzte die Linie Euphorbienhügel— — Unterer 
Himo ohne Schwierigkeit, während die Ostafrikanischen 
berittenen Schützen beim Masaikraal auf drei feind- 
liche Kompagnien stioßen. Während des Tagcs ent- 
sandte ich die 2. Ostafrikanische Brigade von der 
1. Division von Neu-Moschi nach Mue, um die be- 
rittenen Truppen an der Mhetaße zu unterstützen. 
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