Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

B83 
Truppenführern Männer gegeben, die dem ver- 
dienstlichen Wirken der Sendboten Gottes Achtung 
gezollt haben, und es ist in manchen Bezirken, 
so z. B. in Neuguinea, zum Teil auch in Deutsch- 
Südwestafrika und Togo, deutschen Missionen 
möglich gewesen, ihre Arbeit in beschränktem 
Umfange fortzusetzen. An anderen Stellen aber, 
so namentlich aus Kamerun und aus Deutsch- 
Ostafrika, nach kürzlich eingetroffener Nachricht 
auch aus Togo, ist der weitaus größere Teil der 
Missionare weggeschleppt, sind die Missionsstationen 
geplündert und verwaist. Das jäh unterbrochene 
Werk liegt brach danieder! Mit dem größten 
Zynismus haben sich unsere Feinde, die nicht 
müde werden, uns jeden Sinn für Vertragstreue 
abzusprechen, über die Bestimmungen der Haager 
Konvention bei ihrem Vorgehen gegen die fried- 
liche weiße Bevölkerung einschließlich der Missions- 
angehörigen hinweggesetzt. In Zentralafrika 
hätten sie besondere Veranlassung gehabt, den 
Missionen gegenüber anders aufzutreten. Denn 
dort verpflichtet sie Artikel 6 der eben erwähnten 
Kongoakte, alle religiösen Einrichtungen und Unter- 
nehmungen ohne Unterschied der Nationalität 
und des Kulius und alle christlichen Missionare 
in ihren besonderen Schutz zu nehmen. Statt 
dessen haben wir auch dort die systematische Aus- 
treibung der Missionare und die Vernichtung 
ihrer Arbeit erleben müssen. Und auch hier war 
es wieder England, dasselbe England, das sich auf 
seine Missionsfreundlichkeit soviel zugute zutun pflegt. 
Zu den Kriegsschäden an Geld und Gut in 
den Kolonien kommen die beklagenswerten Ver- 
luste an Missionaren, die draußen den Heldentod 
gestorben und Krankheiten erlegen sind oder in 
den Listen als vermißt verzeichnet werden. 
Auch in der Heimat blieb der Weltkrieg nicht 
ohne schwere Folgen für die Missionen. Freudig 
und willig haben sie sich alle, jung und alt, in 
den Dienst des Vaterlandes gestellt. Die Waffen- 
fähigen eilten zu den Fahnen, die Nichtwaffen- 
fähigen haben sich für die Seelsorge im Felde, 
für die Krankenpflege oder für den Dienst in 
Soldatenheimen zur Verfügung gestellt. So waren 
am 1. Januar 1917 insgesamt 3710 Angehörige 
der Missionen beiderlei Konfessionen teils mit der 
Waffe, teils als Seelsorger oder im Gesundheits- 
  
dienst tätig. Missionshäuser wurden zu Hilfs- 
lazaretten oder Flüchtlingsherbergen eingerichtet. 
Die Warenbestände der Missionshäuser werden 
für die Zwecke des Heeres, der Verwundeten-, 
Gefangenen= und Vertriebenen-Fürsorge bereit- 
gehalten. Auch die zahlreichen weiblichen Ar- 
beitskräfte der Missionen sind in weitem Umfange 
für die gleichen Zwecke tätig. Endlich haben die 
Missionen nach besten Kräften Geldmittel durch 
Zeichnung von Kriegsanleihe für die Fortführung 
des Krieges hingegeben. Das ist doppelt anzu- 
erkennen, da die meisten Missionen mit irdischen 
Gütern nicht gesegnet sind und ihr Beruf dem 
Gelderwerb keinen Raum läßt. 
Das schwerste Opfer aber traf sie durch den 
Tod ihrer Mitglieder auf dem Schlachtfelde. Bis 
Ende des vorigen Kriegsjahres haben 423 An- 
gehörige beider Missionen ihr Leben im Dienste 
des Vaterlandes hingegeben. Diese Zahlen mögen 
im Verhältnis zu den Hekatomben von Toten, 
die dieser furchtbare Krieg verschlungen hat, 
quantitativ klein erscheinen, qualitativ aber wiegt 
der Verlust der Missionare, die bereits mit Erfolg 
in den Schutzgebieten tätig waren, doppelt schwer, 
weil mit ihnen all die Kenntnisse und reichen Er- 
fahrungen, die sie mit unendlicher Hingabe und 
Geduld in der Betätigung ihres christlichen 
Liebesdienstes gesammelt haben, für immer ver- 
loren gehen. 
Zu diesen unmittelbaren Opfern an Gut und 
Blut, die der Weltkrieg den Missionsgesellschaften 
auferlegte, kam ein erheblicher Rückgang in den 
finanziellen Einnahmen bei Ausbruch des Krieges. 
Das Interesse am Missionswesen in den hei- 
mischen Freundeskreisen ist aber sehr bald so ge- 
gewachsen und so stark geworden, daß weder die 
Enttäuschung über die Haltung Englands und 
über die Gleichgültigkeit der Neutralen, noch die 
Verwüstung der deutschen Missionsfelder den Kreis 
der frommen Christen, aus deren Mitte die 
Missionsarbeiter hervorgehen und die Spenden 
für die Missionsunternehmungen fließen, auf 
die Dauer beirrt hat. So hat mit der neu- 
erwachten und im Laufe des Krieges sich immer 
mehr vertiefenden Liebe zum Missionswerk auch 
die Gebefreudigkeit der Missionsfreunde in über- 
raschender Weise zugenommen und angehalten. 
4
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.