Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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Berichte sind wir leider nicht in der Lage, die 
vom Feinde gemachten Angaben prüfen zu können, 
aber aus einigen hier und da durchgesickerten 
Nachrichten ist zu entnehmen, daß die Smutsschen 
Truppen in diesen Kämpfen an mehreren Stellen 
recht erhebliche Schlappen und hohe Verluste an 
Menschen und Material erlitten haben. 
Wie General Smuts selbst die Lage beurteilte, 
beweisen wohl am besten die Maßnahmen, die er 
zur Abwendung der seinen Truppen an dieser 
Stelle drohenden Gefahren schleunigst ergriff. 
In aller Eile wurde in Dodoma an der Zentral- 
bahn eine Kolonne unter Colonel Taylor zu- 
sammengezogen und ebenso die bei Morogoro in 
Ruhestellung und zur Auffüllung ihres Bestandes 
befindliche berittene Brigade der 2. Division vor- 
zeitig und nur etwa 1000 Gewehre stark nach 
Iringa in Marsch gesetzt. Bemerkenswert ist, 
daß diese Brigade auf dem Marsche dorthin bzw. 
innerhalb von sechs Wochen etwas mehr als 
90 v. H. ihrer Pferde infolge von Krankheit verlor. 
Vom 8. bis 12. November soll es dann noch 
zu heftigen deutschen Angriffen gegen Malangali 
gekommen sein, die ebenso wie ein vom 14. zum 
15. unternommener Nachtangriff bei Ssongea und 
ein Angriff bei Lupembe am 17. verlustreich ab- 
gewiesen worden sein sollen. Es ist denkbar, daß 
diese Angriffe zur Unterstützung der noch jenseits 
der feindlichen Linien etwa in der Richtung auf 
Malangali vermuteten Abteilung Hübener unter- 
nommen worden sind. Angesichts der zahlenmäßi- 
gen Überlegenheit des Gegners an und für sich und 
des Eintreffens seiner Verstärkungen, die es dem 
General Northey ermöglichten, seine Streitkräfte 
um Lupembe zu konzentrieren, scheint man auf 
deutscher Seite von weiteren Versuchen, der Ab- 
teilung Hübener Hilfe zu bringen, als aussichtslos 
Abstand genommen zu haben. Dem feindlichen 
Bericht zufolge gingen die deutschen Streitkräfte 
mit dem 19. November ostwärts auf eine Stellung 
zurück, die von Kidatu über Lofia, Mfua, Luke- 
geta, Makua's und Mfirika bis nordöstlich Ssongea 
den Bezirk von Mahenge deckte. So konnte 
General Northey in Verbindung mit General 
van Deventer die zur Einschließung der Abteilung 
Hübener erforderlichen Truppen freimachen, die zum 
Teil sogar auf Kraftwagen herangeführt wurden. 
Zur Vorbereitung seines später zu unterneh- 
menden allgemeinen Vorgehens beschloß General 
Smuts, die deutschen Streitkräfte zunächst über den 
Ruhudje und Ulanga (Kilombero) zurückzuwerfen. 
Zu diesem Zweck befahl er am 29. November 
General van Deventer, mit starken Kräften gegen 
Ifakara und weiterhin gegen den Luwegufluß 
vorzugehen, während General Northey von Lu- 
pembe in Richtung auf den Ruhudje und von 
Ssongea auf Mponda angreifen sollte. 
  
Der Beginn dieser Bewegungen mußte jedoch, 
wie General Smuts berichtet, infolge der ungün- 
stigen Witterung bis Ende Dezember aufgeschoben 
werden. Heftige Regenfälle machten alle Bewe- 
gungen ungeheuer schwierig und die Verpflegungs- 
möglichkeiten gestalteten sich äußerst unsicher. Noch 
unterm 19. Dezember meldete General van De- 
venter, daß er nicht in der Lage gewesen sei, 
diejenigen Verpflegungsvorräte anzusammeln, die 
man bei Iringa zu finden hoffte, und daß er seine 
ganze Division während des bevorstehenden Vor- 
marsches nicht verpflegen könne. Er hatte sogar 
einen Teil seiner Truppen an die Zentralbahn 
zurückschicken müssen und bei Iringa nur ein 
Detachement von drei Bataillonen Infanterie und 
einer Schwadron zurückbehalten. 
Die Generale van Deventer und Northey 
wurden angewiesen, sich dem auf den 24. Dezember 
angesetzten allgemeinen Vorgehen anzuschließen. 
Bevor wir uns den weiteren Ereignissen zu- 
wenden, sei uns mit Bezug auf eine weiter oben 
im Wortlaut angeführte Stelle des Berichts des 
Generals Smuts die Bemerkung gestattet, daß 
auch wir unserseits wohl annehmen dürfen, daß, 
wenn es der deutschen Führung möglich gewesen 
wäre, eine größere Anzahl von Truppen auf dem 
westlichen Kriegsschauplatz zu vereinigen, sie 
zweifellos die feindlichen Streitkräfte weit schärfer 
hätte anfassen können, als sie bazu unter den für 
sie noch bei weitem schwierigeren Umständen in 
der Lage war. 
In dem Gebiet zwischen dem Rufiji und der 
Zentralbahn, auf der Strecke von Daressalam bis 
zum Ruwu, kam es während des November und 
Dezember in der Gegend von Msanga-KAissangire 
zu kleineren Zusammenstößen. Wie bereits weiter 
oben erwähnt, war ein am 9. Oktober unter- 
nommener Versuch, die Kissangire besetzt haltende 
deutsche Abteilung von dort zu vertreiben, nicht 
nur gescheitert, sondern endete mit dem Rückzug 
des Angreifers auf Maneromango. Nach Ein- 
treffen der von der 1. Division von Tulo her 
entsandten Verstärkungen, bestehend aus einer Ab- 
teilung südafrikanischer Infanterie, den 57. Rifles 
und einem Zuge Gebirgsartilleric, besetzte der 
Gegner am 21. Oktober Msanga und schob am 
6. November eine Abteilung in Stärke von 
300 Gewehren und 2 Maschinengewehren nach 
Kongo, etwa 25,7 km westlich Msanga, während 
an letzterem Platze 450 Gewehre, 2 Geschütze und 
4 Maschinengewehre verblieben. 
Um dieselbe Zeit hielten die Deutschen Mkamba 
und Kissangire besetzt und setzten sich gegen Ende 
des Monats noch in Kibesa, etwa 19 km südlich 
von Msanga, fest. Sie unterhielten eine lebhafte 
Patrouillentätigkeit in Richtung auf die Zentral- 
bahn, konnten die Bahn selbst jedoch nicht er- 
 
	        
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