Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXX. Jahrgang, 1919. (30)

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die Zusammensetzung der Münzlegierung orien- 
tieren nachstehende Angaben: 
Feingold 750 Tansendteile 
Silber 150 bis 200 - 
Kupfer 100 bis 50 - 
Diese Legierung wurde in einem der schon früher 
erwähnten schmiedefeuerartigen Ofen, der mit 
einem Gebläse verbunden war, in Graphittiegeln 
mit einem Fassungsraum von rund 25 kg ein- 
geschmolzen. Im übrigen erfolgte das Gießen 
der Stäbe in senkrecht stehende, mit Graphit aus- 
geschmierte eiserne Formen in ähnlicher Weise 
wic bei der Herstellung von Scheidemünzen. Die 
erhaltenen Goldzaine waren jedoch ungewöhn- 
lich hart und spröde, ließen sich kanm hämmern, 
wurden beim Walzen trotz wiederholten Glühens 
sehr rasch rissig und zersprangen; häufig zer- 
brachen die Stäbe schon beim Herausnehmen aus 
der Form in mehrere Teile. Dieses Verhalten 
erschien auffällig in Anbelracht der anßerordent- 
lichen Dehnbarkeit des Goldes und der leichten 
Verarbeitungsfähigkeit hochwertiger Goldlegiernn- 
gen, erklärte sich aber daraus, daß zur Herstellung 
der Legierung kein Feingold, sondern unr das 
unreine Rohgold von Sekenke zur Verfügung 
stand, dessen Verunreinigungen — vor allem Eisen, 
das bei der Aufbereitung der Golderze im 
Pochwerk in das Amalgam gelangte — die 
Sprödigkeit und Härte des Materials bedingten. 
Schließlich gelang es aber, hauptsächlich durch 
wiederholtes Umschmelzen unter Zusatz von 
Chemikalien, eine Legierung zu erhalten, die sich 
nicht nur ziemlich blasenfrei gießen ließ, sondern 
auch für die weitere Berarbeitung genügend weich 
war. Immerhin blieben die Goldzaine durchweg 
wesentlich härter als die für die Scheidemünzen 
gegossenen Messingstäbe. Die fertigen Stäbe 
waren rund 500 mm lang, 26 mm breit und 
3 bis Amm dick. 
Walzen, Stauzen. Da ein einigermaßen 
präzises Feinwalzen auf das dem Münzgewicht 
entsprechende genaue Kaliber sich mit den ein- 
gangs beschriebenen groben Kautschukwaschwalz- 
werken als gänzlich unmöglich erwies, so blieb 
um einen großen Ausfall an untergewichtigen 
Münzen zu vermeiden — nichts anderes übrig, 
als durchweg Münzplatten mit Ubergewicht her- 
zustellen und dieselben sämtlich dem Instieren zu 
unterwersen. Was hierbei an Mehrarbeit ent- 
stand, wurde dadurch wieder ausgeglichen, daß 
überhaupt keine untergewichtigen Münzen zum 
Wiedereinschmelzen gelangten. Aus den gut ge- 
glühten Walzstreisen wurden die Münzplättchen 
mit einer kleinen Handstanze ausgestanzt. 
IJustieren, Toleranz. Der ganze Apparat 
für das durch Handarbeit bewirkte Justieren der 
  
Münzplatten auf Gewicht bestand aus zwei 
Arbeitstischen, zwei kleinen Balkenwagen und 
dem nötigen Arbeitsgerät (Feilen, Schaber, 
Schmirgelleinwand). Jede Platte wurde durch 
Feilen und Schaben so lange behandelt, bis sie 
auf der Wage das richtige Gewicht anfswies. 
Diese Arbeit lag in den Händen von sieben 
singhalesischen Goldarbeitern, die der Münze von 
den indischen Goldwarenfirmen Daressalams zur 
Verfügung gestellt wurden und deren im Stück- 
lohn bezahlte Leistungen nach erfolgter Anpassung 
an die nenartige Tätigkeit schließlich recht be- 
friedigend waren (bei einer durchschnittlichen 
Tagesleistung von 200 Stück entfielen auf einen 
Arbeiter etwa 30 justierte Platten). 
Nur mit einem großen Mehraufwand an 
Zeit und Arbeit wäre es möglich gewesen, das 
Toleranzgewicht der Münzen, d. h. die zu- 
lässigen Abweichungen vom Normalgewicht des 
Goldstückes nach oben und unten, in den engen 
Grenzen zu halten, wie sie bei den enropäischen 
Goldmünzen üblich sind; in Deutschland z. B. be- 
trägt die zulässige Toleranz ¼ v. H. des Normal- 
gewichtes. Aus diesem Grunde erweiterte man 
die Toleranz für das Fünfzehnrupiestück auf 1 v. H. 
des Normalgewichtes von 7,168 g. Im Verlaufe 
der Ausprägung bildete sich bei den mit dem 
Justieren beschäftigten Arbeitern eine gewisse 
gefühlsmäßige Sicherheit in der Beurteilung des 
Gewichtes heraus, die der Erziehung einer mög- 
lichsten Gleichmäßigkeit sehr jörderlich war, so 
daß sich nach Abschluß der Prägung das Durch- 
schnittsgewicht aus allen ausgeprägten Münzen 
mit dem Normalgewicht des Goldstückes voll- 
kommen deckte. 
Prägen. Hierzu diente eine kleine, sonst 
zum Biegen von Rohren verwendete hydrau- 
lische Presse, von Hand bedient und mit Ol 
als Preßflüssigkeit. Die Prägewirkung erfolgte 
in der Weise, daß der mit einem Tisch verbundene 
Kolben beim langsamen Aufwärtsgehen die darauf 
stehende Prägeapparatur mit den Stempeln fest 
gegen die oberen Traverse anpreßte. Der an- 
gewandte Druck betrug 150 bis 200 Atm. Die 
Matrizen waren in zylindrische Stahlklötze von 
10 cm Durchmesser versenkt eingesetzt; ein da- 
zwischen liegender Ring faßte die Münzplatte 
und hinderte sie am Ausweichen beim Einsetzen 
des Druckes. Um einen möglichst gleichmäßigen 
Abdruck zu erzielen, wurde in der Regel in drei 
um 120 gegeneinander versetzten Stempel- 
stellungen geprägt. Die Abuntzung der gut ge- 
härteten Matrizen war sehr gering, so daß ein 
Stempelpaar für die Prägung aller Münzen 
ansreichte. 
Als im Laufe der Zeit die kleine, der dauern- 
den hohen Beanspruchung doch nicht gewachsene
	        
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