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Handpresse schließlich gänzlich versagte, verlegte
man die Prägung nach der 25 km von Tabora
entfernten Olfabrik Lulanguru, deren Leiter be-
reitwillig eine Olpresse für die Münzprägung
überließ. So wurden fortan die Goldstücke auf
einer wesentlich stärkeren, maschinell angetriebenen
Olpresse Kruppscher Bauart geprägt, die wohl
die gleiche Wirkungsweise wie die früher benutzte
Handpresse hatte, aber dank dem mechanischen
Antrieb doch ein wesentlich rascheres und be-
quemeres Arbeiten ermöglichte.
Die aus der Prägemaschine kommenden Gold-
münzen erhielten durch Abreiben mittels Messing-
bürsten in einem aus den Früchten des tro-
pischen Seifenbaumes hergestellten Seifenwasser
vollends Hochglanz und waren sodann fertig
zur Ausgabe. Das gesamte Arbeitspersonal
bestand außer den schon genannten sieben singha-
lesischen Goldarbeitern zum Justieren aus zwei
indischen und sechs eingeborenen Arbeitern unter
der Aufsicht eines Europäers, dem die Unter-
haltung der Betriebsmittel und die Prägung der
Münzen oblag.
Das Gesamtgewicht aller ausgegebenen Münzen
betrug 116,103 kg; das hieraus sich ergebende
durchschnittliche Münzgewicht von 7,168 g ent-
spricht genan dem Normalgewicht der Münze.
Leider fiel die Prägung der deutsch- ostafrika=
nischen Goldmünzen gerade in eine für die
Kolonie sehr kritische Periode, nämlich in die
Zeit, da der große englische Vorstoß von Norden
her gegen die Zentralbahn bereits tief in das
Land eingedrungen war und auch die Lage im
Westen immer bedrohlicher wurde. Im übrigen
gilt auch hier dasselbe, was schon über die Her-
stellung der Scheidemünzen gesagt worden ist:
Nach Uberwindung der anfänglichen Schwierig-
keiten steigerte sich mit der Verbesserung der
Arbeitsmethoden und mit dem allmählichen Sich-
einarbeiten des Personales in die völlig neue
Materie binnen kurzer Zeit auch die Leistung
und erreichte in den Monaten Juli und August 1916
mit einer Erzeugung von nahezu 75 000 Rp. —
100 000.7 an Goldmünzen eine gegen den
Anfangsmonat um ein Vielfaches gesteigerte Ziffer.
So wäre es möglich gewesen, den noch vor-
handenen Rohgoldvorrat von rund 200 kg in
Leistungen. Hierüber orientiert nachstehende wenigen Monaten aufzuarbeiten, wenn nicht die
Tabelle: Besetzung Taboras durch die belgischen Truppen
Monat Goldstücke i# Rupien am 19. September 1916 der Münzprägung ein
April 1½½ (ab vorzeitiges Ende bereitet hätte. Trotzdem die
15. IV.) .. 5#. 8 220 letzten Münzen noch in den ersten September-
Mai 1916 2020 0 300 tagen geprägt wurden, da die Kämpfe um
Juni 1916 3327 57 405 Tabora bereits in vollem Gange waren, fiel
Juli 1919 1385 73275 weder von dem geprägten, noch von dem un-
August 1916. 40918 73770 geprägten Münzgolde auch nur das Geringste in
zusammen . . . 16 198 242 970 die Hand des Feindes.
Lifer atur-Bericht.
Otto Hoectzsch: Der Krieg und die grole Polltik.
Dritter Band: Bis zum deutsch -russischen Waffen-
stillstand. Leipzig 1918. Verlag von S. Tli#zl.
Preis: geh. 11. — Leb. . AC IS,
Die Vorzüge dieser Sammlung der wührend des
Krieges allwöchentlich erschienenen „Kreuzzeitung—
Aufsätze des Verfassers sind bei Ausgabe der beiden
ersten Bände hier nuch Gebühr gewürdigt worden.
Nicht ohnc eine vewisse Wehmut greift man nun zum
s
dritten Band, der wiederum die Erinnerung an s0
inanchen militärisehen Höhepunkt des für uns so
rehtbar zu Ende ucgungenen Weltkriegs wachruft.
Vicles in dem Buche hut sich naturgemüß, namentlich
auf autzerpolitischem Gebicte. durch die späteren Er-
cignissc und unseren schlieblichen Niederbruch wider
I##warten erledigt. Trotzrdem werden diese Wochen-
Thnu-Artikel als Kahincttstücke unseres deutlschen
Tatscsschrifttums in der Kriegsliteratur von 1914 bis
IplSs immer ihren LEhrenplatz behaupten.