Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXXI. Jahrgang, 1920. (31)

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der Auswanderer — in der Hauptsache kommt der 
Landwirt, und zwar der verheiratete, in Frage — 
neben nützlichen Winken über die Reise, die Aus- 
rüstung, die nötigen Geldmittel, die erste Ankunft 
und Unterbringung, die Auskunktsstellen, den Verkehr 
mit den Brasilianern auch in gedrüngier. Kürze die 
Beschreibung der hauptsüchlich für die Einwanderung 
in Frage kommenden Staaten Brasiliens und der Ein- 
wanderungsbestimmungen findet. Beigefügt ist eine 
für den Landwirt nützliche, vom brasilianischen Mi- 
nisterium für Landwirtschaft herausgegebene Tabelle 
der für Brusilien zur Anpflanzung in Frage kommenden 
Pflanzen. aus der in leicht faßlicher Form die Pflanzart, 
die Art der Bestellung, Zeit der Ernte, die Ertrügec, 
die Unkosten und der voraussichtliche Reingewinn 
für jede Pflanze ersichtlich ist. 
Brusilien. Von Alfred Bieler. 4. Band der 
Auslandswegweiser, herausgegecben von dem Ham- 
burgischen Weltwirtschafts-Archis (Zentralstelle des 
Hamburgischen Kolonialinstituts) und dem lbero- 
amerikanischen Institut, mit ciner Ubersichtskarte, er- 
schienen in Hamburg bei L. Friederichsen & Co., 1920. 
Preis 10,70 A. 
Das auf Grund des reichhaltigen Materials in 
den wertvollen Sammlungen der Archive des Ham- 
burgischen Weltwirtschafts-Archirs herausgegebene 
Werk von etwa 150 Seiten will dem Auswanderer die 
notwendigste Aufklärung über seine zukünftige Heimat. 
bieten. Die sachlichen Darstellungen sind durch 
Heranziehung des statistischen Materials sowie durch 
Angabe der einschlügigen Literatur erläutert. Den 
Hauptkulturen des Landes, Kaffee, Kakaco, Zucker- 
rohr, Tabak, Baumwolle, Mais, Reis, Weizen, Bohnen, 
den Knollen ewächsen, dem Wein- und Obstbau sind 
ebenso wie den einzelnen Zweigen der Vichzucht, der 
Fischerei, den Waldprodukten und Nutzpflanzen sowie 
dem Bergbau besondere Kapitel gewidmet. Die wirt- 
schaftlichen Möglichkeiten für die verschiedenen Berufs= 
arten sind besprochen, alle Hilfsmittel für den Aus- 
wanderer sowie die einschlügigen gesctzlichen Be- 
stimmungen für die Einwanderung und den Landerwerb 
nüher erläutert. Brasilien braucht für seine weiten, 
brachliegenden Ländereien tüchtige Kulturpioniere. 
eer gesund und arbeitsfreudig ist, wird bier ein 
dankbares Feld für seine Betitigung finden. Das 
Bielersche Werk wird ihm ein guter Ratgeber sein. 
Sanitlitsberilcht über die Kalserliche Schottruppe 
fr Sudwestafrika wllhrend des und 
Hottentottenunfstandes für die Eauil vom 1. Ju- 
nuar 1904 31. Murz 1907. Bearbeitet im Kom- 
mando der Schutztruppen im Reichs-Kolonialamt 
(Abwicklungsamt des früheren Kommandos der 
Schutztruppen im Reichs- Kolonialministerium). 
Zweiter Band. II. Statistischer Teil. Berlin 1920. 
E. S. Mittler & Sohn. 
Dem bereits 1909 erschienenen und als admini- 
strativer Teil bezeichneten I. Bande des südwestafrika- 
üischen Kriegs-Sanitütsberichtes 1901/07 ist vor kurzem 
als II. Band der statistische Teil gefolgt, der zwar 
schon 1914 größtenteils fertiggestellt war, dessen Ver- 
öffentlichung aber durch Le Weltkrieg verzögert 
wurde. Der annähernd 600 Seiten starke Band bringt 
die gesamten sanitätsstatislischen Ergebniese, die sich 
aus den wöhrend des Feldzuges in Gestalt von Zahlen- 
F#apporten, Krankenbüchern, Krankenblättern und Be- 
richten entstandenen und dank der Sorgfalt und Ge- 
wissenhaftigkeit der beteiligten Sanitütsoffiziere sehr 
  
reichhaltigen und gediegenen sowie nachtrüglich noch 
kritisch gesichteten Unterlagen gewinnen lichen. Das 
umkfangreiche Zahlenmaterial ist in einer großen An- 
zahl von Tabellen übersichtlich gegliedert, die durch 
einen verbindenden Text auslührlich erlüntert und 
viclfach zur besseren Anschaulichkeit durch Kurven 
und Diagramme ergänzt werden. eEmn zahlreichen 
Stellen sind in die Giekti, beschreibende Darstellung 
Erörterungen nuftauchender wissenschaftlicher Fraugen 
ein eflochten und Vergleiche mit den Ergebnissen 
erer Feldzüge gezogen. 
Nach einer Einleitung, die sich mit der Bedeutung 
der Kriegskrankheiten und Kricgsverletzungen für die 
Kriegsheere in curopülschen und auBercuropiäschen. 
zumal auch in kolonialen Feldzügen beschäftigt und 
die besonderen Aufgaben der Sanitütsgeschichte des 
südwestafrikanischen Feldzuges als des ersten mit 
weihen Truppen geführten deutschen Kolonialkrieges 
näher umschreibt, folgt eine Schilderung der Gesund- 
heitsverhältnissc im Schutzgebiet vor ### Ausbruch 
des Herero- und Hottentottennufstandes, wobei die 
Theorie der Kiiswiungen auf die Blutbeschalfen- 
cit — es wird die Hypothesc einer primüren klima- 
tischen, durch die übergrohe Intensität der südwest- 
alrikanischen Sonnenstunhlung bedingten Anümie auf- 
gestellt —, die Kreislaufsorganc und das Nervensystem 
eingehend’ erörtert und die Bezichungen zwischen 
Klima und Tuberkulose gestreift werden. aran 
schließt sich in je einem besonderen Abschnitt die 
Darstellung der Krankenbewegung bei der Schutz- 
truppe, der weißen Eiwilberölrrerun und den Ein- 
geborenen wührend des Feldauges selbst. Den Schlut 
bildet eine Anzahl Beilngen, die im wesentlichen die 
genaucn zahlenmäütßigen Unterlagen der. Beurbeitung 
enthalten. Ein als Ergänzung der nusführlichen 
Inhaltsangabe gedachtes Sachverzeichnis soll die Be- 
nutzung des Buches erleichtern. 
Bei der Krankenbewegung der Schutztruppe wirc 
zunächst der Gesamtkrankenzugang während des 
ganzen Feldzuges und in den einzelnen Jahren und 
Dlonaten besprochen, sodunn die Beteiligung der ein- 
zelnen Krankheitsgruppen am Gesamtkaankenzugang, 
aus deren Betrachtung sich ergibt, daß die Gruppe 
der übertragbaren Krankheiten und allgemeinen Er- 
krankungen allein über ein Viertel des Gesamtkranken- 
zugangs ausmachtec, die Krankheiten der Ernährungs- 
organe ctwa ein Fünftel, die Krankheiten der Kreis= 
laufsorgane etwas über ein Zchntel, annähernd ebenso- 
vich die mechanischen Verletzungen und etwas weniger 
die Geschlechtskrankheiten. Als ansteckende Krank- 
heiten kamen vor allem der Unterleibstyphus, ferncr, 
aber in weit geringerem Jlaße. Wechselfieber und 
Ruhr in Betracht. Im Durchschnitt des Feldzuges 
waren die Feldtruppen 2½vmal so stark von Intek- 
tionskrankheiten bölallen wie die Etappentruppen, die 
Feldtruppen im Hererolande wieder doppelt so stark 
wie die im Namalande. 
n der Besehreibung des Zugangs der inwelnen 
Krankheiten nimmt den breitesten Raum der Unter- 
leibstyphus ein, dem nicht nur deswegen eim auler- 
ordentlich eingehende, den Zugangsverlauf bis in seine 
einzelnen Fälle zerglicdernde Bearbeitung zuteil wurde, 
weil er die wichtigste und der Zahl nach mit am 
stürksten vertretene Krankheit war, sondern auch, weil 
aus dicser genaucn Durchforschung der Typhusepide- 
miologio die Unterlagen für eine zuverlüssige Be- 
urteilung des Wertes der Prorblaktischen Wphu 
schutzimpfung nach Pfeifter-Kolle, die bei der 
südwestafrikanischen Schutztru **' zum erstenmal in 
größerem Umfange zur Anwen gelangt war, ge- 
wonnen und zugleich die Mewichleiuwe einer objcktiven
	        
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