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Nachprüfung der hinsichtlich der gesamten Typhus-
epidemiologie auffirsellten Schlußfolgerungen ge-
schaffen werden sollte. Es ergab sich hierbei, daß
die Verbreitung des Iyphus in der Schutztruppe nieht.
wie vielfach ungenommen wurcke. dem Wasser zur
Lust zu legen, sondern hauptsüchlich im Wege der
mittelbaren Kontaktinfektion unter entscheidender
Mitwirkung der Flicgen erfolgt war und daß cine
günstige Wirkung der Tphusschutzimpfung in chicle-
miologischer Hinsicht nicht als erwiesen gelten konntc.
Die Sterblichkeit der Trphusfülle war bei der Schutz-
truppe im Durchschnitt des Feldzuges mit l. 8 v. H
um über ein Drittel höher als bei der heimischen
Armee während ungeführ des gleichen Zeitraumcs.
ie fiel von 151 v. H. im Hererofeldauge 1904 auf
7.8 und 7.5 v. im Hottentottenfeldzuge 1905 und
ido6; ob *— ein Einfluß der ITyphusschutzimpfung
erblickt werden mug. soll bei der noch ausstehenden
klinischen Bearbeitung des Typhus noch gennner ge-
prüft werden.
Die während des Feldzuges beobuchteten Malaria-
lälle stammten, entsprechend den früheren Erfahrungen.
im wesentlichen aus dem nördlichen und nordwest.
lichen Teil des Schutzgebicts. Die Wirksamkeit der
angewandten Chininprophylaxe wird nicht als un-
Zweifelhaft anerkannt, * bei starker und dauernder
Geführdung auch eine strenge Form der Prophylaxe
die Erkrantung nicht zu verbindern vermochte.
Die Rubr trat während des Feldzuges 2w#ar allent-
halben im Schutzgebict, uber im allgemeinen nur spo-
radisch, und zwar in Form der Pasilenruhr. ganz
vereinzelt auch als Amöbenrubr au
Uber eine Heilwirkung des sesns gegenüber der
Tuberkulose erlauben dic statistischen Feststellungen
kein sichercs Urteil; sie kann uber angesichts der
sonstigen Erfahrungen bierüber nicht als wahrschein-
lich angeschen werden.
Blutarmut war zwar im Krankenzutans uuffüllig
selten, in Wirklichkeit jedoch vic häufiger, als s
nach ihrem Auftreiten im Krankenzurake schcint.
offenbar weil nur ausgeprägtere Fällc besonders er-
wähnt zu werden pflegte
Verhültnismätzig *W wurde Skorbut beobachtet,
besonders im Anschluh un Iyphus, doch wird seine
eigentliche Ursache in Einseitigkeit der Ernährung und
vor allem im Fehlen frischer Pflanzenkost gesucht.
De Zahl der Alkoholdelikte war relativ fast
zehnmal so hoch wic in der heimischen Armcc; auch
dins Hervortreten von Ceistesstörungen bei den Hitz-
schlagfüllen im lourstgelecht bei Gr. Nabas um 2., 3.
und 4. Januar 1905 wird überwiegend auf Alkohol-
wirkungen zurückgeführt.
An Schl snse wurden trotz der Häuligkeit
der Giftschlungen im Schutzgebiet nur zehn Fülle
beobachtet, davon zwei mit tödlichem Ausgang.
Der relative Zugung un Krankheiten des Nerven-
systems war ctwa doppelt so hoch wic bei der hei-
mischen Armec; bei den Geisteskrankheiten würde dor
relative Zuguang nach Ausschaltung der Alkobol- und
der Infektionspsychosen, die zusammen die Hälfte
aller Pspchosen ausmachten, nur eiwa das 1½ fache
dessen der heimischen Armce betragzen.
Krankheiten der Atmungsorgane kamen bei der
Schutztruppe noch nicht halb so oft wie bei der hei-
mischen Armec vor, was auf klimatische Vorteile
zurückgeführt wird.
Dagegen spielten die Herzkrankheiten. dic haupt-
süchlich in der Form der Herzmuskelschwäche und
der nervösen Stbrung der Herztätigkeit auftraten und
als solche das 60 fache des relativen Zugangs der hei-
mischen Armcc erreichten, besonders geten Ende des
Feldzuges cinc bedeutende Rolle. Die Ermittlungen
über die ursächlichen Verhältnisse dieser Erkrunkungen
lnufen auf die Annahme einer in der Hauptsache
klimatischen Bedingtheit bei einer mehr sekundären
Bedeutung der körperlichen Anstrengungen hinnus.
Der pathogenctische Zusammenhaung wird so gecucht.
daß er Grundlage anämischer Zustände, die
neben anderen Ursaehen besonders haufig dureh das
subtropische trockene Höhenklima als solches crzeugt
werden. in Verbindung mit der der Höhenlage ent-
sprechenden E rniedrigung des Saucistoffdruckes einc
Erschwerung des Gaswechschs entsteht, die ecine
dauernde Mchrarbeit des Herzens zur Folge hat. und
daß dicsc Wirkung noch durch dic erhöhten Ankor#ic=
rungen velstürkt wird, die die Aufrechterhaltung des
Phrsikalischen Wärmeausgleichs in einem Klima mit
so hohem Würmewert wie das südwestafrikanische an
den Krcislauf stellt.
Schr zahlrcich waren ferner die akuten Alagen-
und Darmkrankheilen, die in ihrer überwiegenden
Menge auf infektiöse Einflüsse zurückgeführt werden.
Bei den Geschlechtskrankheiten wird auf den ge-
ringen Erfolg der dagegen ergriffenen Bekümpfuntgs-
mahregeln hingewiesen und der Grund hierfür haupt-
süchlich in dem Umstande gesucht, dalf#es nicht ne-
lang, der pesönlichen Prophylaxe während des Feld-
zuges zu der erforderlichen allgemeinen Einbürgerung
zu verhelfen.
Von Schutßverlctzungen wurcken 1571 einzelne
Dersonen betroffen. von denen 610 vor dem Feinde
gefallen und 819 im Gefecht rerwundet sind. Die
Zabl der Gefallenen wur relatir mehr als dreimal so
hoch wic im Burenkriege, die der Verwundeten da-
betzen ungeführ um * geringer als dort.
Von den Behandelten gingen ab als felddienst-
fühig 73.2 v. H., als etappendienstfähig 5.6 v. H., als
heimsendungsbed(lürftig 19.4 v. H., uls gestorben 1.9 v. H.
und anderweitig 0.1 v. H.
der Hällte aller egen Krankheit Heim-
gesandten bildeten Herzstörungen den Heimsendunge-
grund. doch steigt deren Anteil auf ½. wenn nuch
die Fülle berücksichtigt werden, in denen Herzerkran-
kungen neben anderen Heimsendungsgründen vorlugen.
Die Verluste durch feindliche Waffen und durch
Krankheiten verhiclien sich wie 1: 1. 1. die Verwun-
dungen einschlicllich der Gdefallenen zu den Krank-
beiten wic 1:25.
Bis 30. April 1912 waren von den Feldugsteil-
— der Unterklassen 44.3 v. II. invali#lisiert;
über 70 v. H. der Versorgungsberechtigten lieferten
die Herzkrankheiten.
Auch-bei der weilen Zivilberölkerung stellic der
Txphus dic hauptsächlichste Krankheit dar; seine Le-
talitälsziffer betrug 12.1 v. II.
Unter den Eingeborenen stunden zwar nuch die
emmsteckenden Krankheiten und allgemeinen Erkran-
kungen an erster Stclle, besonders, und zwar haupt-
süchlich bei den Kriegsgesangenen. Skorbut und Ruhr.
doch werden sic nahezu erreicht von den C(icschlechts-
Krankheiten, die auch schon vor dem Kricge bei den
Eingeborenen den stärksten Zugung liekerten.
Vergleichsweise schr hoch war die Sterblichkeir
der Eingeborenen bei Typhus. Ruhr, Skorbut und
Lungencntzündung.
Erwühnt sei noch, daß während des Kricges zum
erstenmal Beriberilälle bei südwistafrikanischen Ein-
geborenen festgestellt wurilen.
es in allem darf der Bericht, dessen reich-
hultiger Inhault sich hier im Rahmen ciner Besprechung