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rückte indeß gegen die Elbe vor. Bei Wittenberg, der Grenzfestung des
Königreichs Westphalen, überschritt er das preußische Gebiet. Der Kom-
mandant von Wittenberg suchte ihm den Uebergang über die Elbe strei-
tig zu machen, und schon hier erfuhr er, daß er in der Stimmung der
Sachsen, von denen er hoffte, daß sie gleich zu ihm übergehen würden,
sich getäuscht hatte. Der Zug ging indessen weiter gegen Dessau, Kö-
then, Bernburg, selbst bis nach Halle streifte er hinauf. Hier aber er-
fuhr er, daß Napoleon gleich in den ersten Schlachten die ganze öster-
reichische Heeresmacht vernichtet habe. Da mußzte er leider einsehen,
daß seinem Unternehmen die stärkste Stütze geraubt sei, und daß er sich
übereilt habe.
Was war nun zu thun? In die Hauptstadt zurückzukehren schien
ihm feige und lächerlich. Kriegerische Ehre gab den Ausschlag. Er
wollte kämpfen, und wenn er nicht siegen konnte, ritterlich sterben.
Aus Halle vertrieb Schill die Truppen des Königs Hironymus. Beim
Dorfe Dodendorf, unweit Magdeburg, stieß er auf die ersten Franzo-
senhaufen, machte einige Gefangene und erbeutete Fahnen und Geschütze.
Darauf warf er sich in die kleine mecklenburgische Festung Domnitz, um
sich von hieraus gegen die nachrückenden Franzosen zu vertheidigen.
Doch nun begann seine Lage schwierig zu werden. Der König von
Westphalen bot immer größere Heereskräfte gegen ihn auf und setzte
einen Preis auf seinen Kopf; aus Hannover rückten holländische
Kürassiere und aus Holstein ein dänisches Regiment Fußvolk heran.
Schill wurde nun von allen Seiten bedrängt. Er verließ Domnitz und
suchte Stralsund zu erreichen. Es gelang ihm. Eiligst ließ er hier die
Festungswerke herstellen, Schanzen aufwerfen und Geschütze richten.
Auch rief er die pommersche Landwehr zu Hülfe. Doch die Feinde
ließen ihm nicht lange Zeit. Stralsund wurde von holländischen,
dänischen und westphälischen Truppen eingeschlossen. Nach einer heftigen
Kanonade drangen sie in die Stadt. Schill aber setzte ihnen in den
Straßen den verzweifeltsten Widerstand entgegen. Ein furchtbarer
Kampf entbrennt. Mann gegen Mann, auf Leben und Tod wird
gefochten. Schill kämpft im dichtesten Gewühle. Schon blutet er aus
mehreren Wunden. Er fühlt es, daß sein Sterbestündlein herangekommen
ist. Daher will er sein Leben theuer verkaufen. Jetzt verrichtet er die
letzte That. Wüthend sprengt er auf den holländischen General zu und
spaltet ihm mit den Worten: Hundsfott, bestell Quartier!“ den Schädel,
und in dem nächsten Augenblicke sinkt er, von Kugeln und Söbelhieben
getroffen, leblos vom Rosse herab. Mit seinem Tode endigte das
Gefecht. Nur 150 Mann schlugen sich nach der preußischen Gränze