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das Meiste seinen Herren als Abgabe zu. Außerdem erfuhr er
die roheste Behandlung und die himmelschreiendsten Ungerechtigkeiten.
Gab es denn keine Obrigkeit, bei welcher sich der Bauer Recht schaffen
konnte? Obrigkeiten gab es wohl, aber für den Bauer waren sie
so gut wie nicht vorhanden. Gewöhnlich machte sich der Landmann
sein Schicksal durch Klagen nur noch drückender, denn Beschwerden
wurden ihm als Ungehorsam, als Widerspenstigkeit ausgelegt. Hierzu
kam, daß damals die Bauern in größter Unwissenheit lebten. Die
meisten konnten weder lesen, noch schreiben. Je unwissender der
Bauer war, desto lieber war dies den Edelleuten; denn mit dummen
Leuten konnten sie nach Belieben schalten und walten.
Jede Ungerechtigkeit aber wird bestraft, sei es früher oder später.
Die Unzufriedenheit und der Mißmuth der Bauern über die er—
fahrenen Unterdrückungen wuchs zusehends. Tausende rotteten sich
endlich zusammen, bewaffneten sich mit Dreschflegeln, mit Sensen
und Heugabeln und fielen über die Schlösser der Edelleute her,
steckten sie in Brand und ermordeten ihre Besitzer. Das war eine
Selbsthilfe, die verwerflich und unchristlich war. Wer Unrecht er—
fährt, versündigt sich schwer, wenn er anderen gleiches Unrecht, und
wie es hier geschah, noch größeres zufügt.
Auch die Bauern in Thüringen ließen sich zu dergleichen Gewalt—
thätigkeiten hinreißen. Anstatt diese Leute zur Ruhe zu ermahnen
und sie aufzufordern, durch vereinte Vorstellungen bei den Fürsten
um Erleichterung ihres Schicksals zu bitten, stachelte man sie immer
mehr zur Empörung auf. Namentlich geschah dies von Thomas
Münzer und seinem Gehilfen, dem Mönch Pfeiffer.
Thomas Münzer war der unruhigste Mensch, den man sich
denken kann und schon in seiner Jugend war er ein böser Bube, der
nichts als lose Streiche verübte. Jedenfalls hatte er als Knabe nicht
viel Gutes bei seinen Eltern gesehen und gehört; denn sein Vater
starb als Verbrecher am Galgen. Später wurde Münzer Prediger
und wir finden ihn in den Jahren 1520 und 1521 als Geistlichen
an der Katharinenkirche in Zwickau angestellt. Anstatt aber das Wort
der Schrift: „Jedermann sei unterthan der Obrigkeit, die Gewalt
über ihn hat,“ seinen Zuhörern ans Herz zu legen, predigte er in
seiner Gottlosigkeit Aufruhr und Empörung. «
Münzer verließ Zwickau und eilte zur Zeit der Bilderstürmerei
nach Wittenberg, wo er sein Unwesen fortsetzte. Sehr bald gelang es
indes der gewaltigen Predigt Luthers, Ordnung und Ruhe wieder
herzustellen, und Münzer eilte nach Thüringen. Hier predigte dieser
Mensch das unsinnigste Zeug, das sich denken läßt. Auf den Kanzeln
und freien Plätzen lehrte er frank und frei, man müsse die Fürsten
und Obrigkeiten fortjagen und Hab und Gut der reichen Einwohner
an arme Leute vertheilen. Je größer der Unsinn war, desto lieber