Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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schickte deshalb einen besonderen Gesandten an ihn ab; allein Moritz 
ließ dem Kaiser sagen: „ohne Einwilligung der anderen Kurfürsten 
könne er sich in so wichtige Sachen nicht einlassen.“ 
Das Mißtrauen, welches Moritz durch sein früheres Verhalten 
in Deutschland hervorgerufen hatte, minderte sich jetzt schon allmählich 
durch so entschiedenes Auftreten gegen des Kaisers Pläne, und mit 
großer Spannung lauschte man bei wichtigen Vorkommnissen auf die 
Aussprache des sächsischen Kurfürsten. 
b) Kuxfürst Moxitz belagert Magdeburg, schließt heimlich Bündnisse gegen 
den Kaiser, erklärt diesem den Krieg und bricht nach dem Süden 
Deutschlands auf. 
Sehr bald wurde man an Moritzens Gesinnung wieder irre. 
Kaiser Karl hatte ihm nämlich die Vollstreckung der Reichsacht 
an Magdeburg übertragen. Aller Augen waren auf Moritz und 
auf Magdeburg gerichtet. Diese feste Burg der Evangelischen sollte 
durch einen Evangelischen fallen! Kaiser Karl konnte kaum den 
Augenblick erwarten, der ihm die Nachricht von der Erstürmung dieser 
Stadt bringen würde; aber in dem tiefsten Innern des klugen 
Albertiners war ein Plan zur Reife gekommen, der jetzt noch mit 
dem dichtesten Schleier eines Geheimnisses umhüllt bleiben mußte. 
Vor aller Welt lag es nämlich offen da, daß der Kaiser die 
Selbständigkeit Deutschlands zu vernichten suchte. Seinem Eide zu- 
wider hatte er z. B. die beiden Oberhäupter des Schmalkaldischen 
Bundes eigenmächtig in die Reichsacht erklärt; — seinem Eide zu— 
wider hatte er Deutschland mit fremden Truppen überschwemmt, „die“, 
wie Moritz später selbst sagte, „den armen Unterthanen Hab und 
Gut, Schweiß und Blut aussaugen“; — seinen wiederholten Er— 
klärungen zuwider, in Religionssachen keinen Gewissenszwang anzu— 
wenden, that er doch alles zur Unterdrückung der Evangelischen. 
Dies und noch manches Andere brachte in Moritz den Entschluß zur 
Reife, seine Macht gegen den Kaiser zu wenden und „lieber Noth 
und Tod zu leiden, als solche Unbilligkeiten länger mit Geduld zu 
ertragen.“ Wie war dies aber mit Erfolg ins Werk zu setzen? Un- 
besonnenes Hervortreten, vorlautes Ausposaunen konnte alles im 
Keime ersticken; war doch der Kaiser im Stande, in kurzer Zeit ein 
ansehnliches Heer ins Feld zu stellen. Unterlag Moritz, dann drohte 
zugleich auch Deutschlands Selbständigkeit und der mühsam errungenen 
gereinigten Glaubenslehre die höchste Gefahr. 
Zunächst verband sich Moritz im Stillen mit anderen Fürsten 
Deutschlands, und diese versprachen einander feierlichst: dem im Jahre 
1530 in Augsburg abgelegten Glaubensbekenntnisse treu zu bleiben 
und nicht ein Haar breit von der evangelischen Lehre zu weichen; —
	        
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