Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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kannte man bis dahin fast gar nicht, und sollte etwas Besonderes auf- 
geführt werden, so mußte man sich in fremden Ländern nach Bau- 
meistern umsehen. Bis jetzt hatte man selbst in den Städten die 
meisten Häuser nur von Holz errichtet und mit Schindeln gedeckt. 
Brach eine Feuersbrunst aus, so griff diese mit furchtbarer Schnellig- 
keit um sich und legte in kurzer Zeit ganze Häuserreihen in Asche. 
Endlich wurde gegen das Jahr 1500 angeordnet, daß in den größeren 
Städten (Freiberg und Dresden werden besonders genannt) die Häuser 
von Stein aufgeführt und mit Ziegeln gedeckt werden sollten. — 
Zu jener Zeit erhielt auch eine Fertigkeit, die für das gewöhn- 
liche Leben von großer Wichtigkeit ist, eine besondere Ausbildung. 
Es war dies die Rechenkunst. An der Stadtschule zu Annaberg 
wirkte nämlich ein Lehrer, Namens Adam Riese, ) welcher sich 
um das Rechnen große Verdienste erwarb. Er schrieb auch ein 
Rechenbuch, welches sehr lange in großem Ansehen stand, und heute 
noch sagt man zuweilen scherzweise: „das beträgt nach Adam Riese 
so und so viel.“ 
Für den gewöhnlichen Verkehr und den Handel wurde in jener 
Zeit eine Einrichtung getroffen, die sich bis zum Jahre 1872 erhalten 
hat. Vor 370 Jahren hatte der Scheffel in Sachsen 13 Metzen, 
nach jetzigem Maß 6½ Liter. Im Jahre 1507 wurde der Scheffel 
— nach jetzigem Maße ein wenig kleiner, als 1 Hektoliter — in 
Dresden zum ersten Male zu 16 Metzen ausgemessen und im 
Jahre 1521 wurde dieses Maß im ganzen Lande eingeführt) 
42. (Vater) August wird als Moritzens rechtmößiger Negierungs- 
nachfolger bestätigt. Er vollzieht an Johann Friedrich dem Mittleren 
die Reichsacht, 1553—1586. 
Kurfürst Moritz hinterließ bei seinem Tode nur eine einzige 
Tochter. Zwar hatte ihm Gott auch einen Sohn geschenkt, doch dieser 
starb wenige Monate nach seiner Geburt. Kaum hatte der Kurfürst 
seine Augen im Tode geschlossen, als auch Johann Friedrich der 
Großmüthige neue Hoffnungen schöpfte, die ihm entrissene Kurwürde 
vou Sachsen wieder zu erlangen. Sogleich wandte er sich mit einem 
Gesuche an den Kaiser, allein dieser wies ihn mit der Erklärung 
zurück, daß er für sich und seine Nachkommen auf die Kurwürde ver- 
*) Er wurde 1492 in Annaberg geboren und starb daselbst 1559. 
*)Der Name „Scheffelstraße“ in Dresden erinnert heute noch an diese 
Einrichtung. Früher hieß sie „große Webergasse“. Auf dieser Gasse wurde 
das neue Scheffelmaß öffentlich ausgehangen und dieser Umstand gab zur 
Entstehung des Namens „Scheffelgasse“", jetzt Scheffelstraße, Veranlassung.
	        
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