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Als man gegen den Berg stürmte, eilte das Fußvolk ebenfalls
über Hals und Kopf von dannen, und so zerstreute sich das Heer
wie eine Herde Schafe, in welche der Wolf eindringt. Im Verlaufe
einer Stunde war alles entschieden. Leichter und schneller ist wohl
noch nicht ein so wichtiger Sieg errungen worden, als auf dem
weißen Berge.
Friedrich wußte nichts von dem Untergange seines Glücksterns.
In behaglicher Ruhe hatte er mit seiner Gemahlin an der Mittags-
tafel geschmaust und wollte nun zu seinen Scharen zurückkehren. Ein
Unglücksbote kam ihm ohne Hut entgegen gesprengt und rief ihm zu:
„Die Schlacht ist verloren!“ Friedrich kehrte bestürzt in die Stadt
zurück und begann mit dem Sieger zu unterhandeln. Da dies ohne
Erfolg blieb, so verließ er, selbst seine Papiere, seine Kleinodien und
seine Krone im Stiche lassend, mit seiner Gemahlin Prag und eilte
nach Holland, wo er in stiller Zurückgezogenheit Zeit hatte, über seine
Thorheiten und seine Schwäche nachzudenken.
Prag ergab sich und endlich fiel auch das ganze Land in die
Hände der Sieger. Nun wagte es der Kaiser sogar, Friedrich und
die mit ihm verbündeten Fürsten eigenmächtig, ohne vorher die Kur-
fürsten gehört zu haben, in die Acht zu erklären. Gleichzeitig ent-
brannte auch des Kaisers Zorn über das eroberte Böhmen. Nur allein
in Prag wurden 24 hochgestellte Männer, die sich unter Friedrich
durch Wort und That ausgezeichnet hatten, durch das Schwert und
3 durch den Strang hingerichtet. Die evangelischen Kirchen wurden
verschlossen und versiegelt, oder zum katholischen Gottesdienste ein-
gerichtet, oder wohl gar zerstört. Den Majestätsbrief erklärte der
Kaiser für ungiltig, verbrannte das Siegel an demselben und den
Brief selbst zerschnitt er mit eigener Hand. Blutdürstige Dragoner
durchzogen das Land, und wer nicht in die katholische Kirche zurück-
kehren wollte, wurde ohne Gnade und Barmherzigkeit niedergeschossen.
Tausende und aber Tausende verloren Hab und Gut, 30000 Familien,
die man vorher an den Bettelstab gebracht, wanderten aus und fanden
in Sachsen und Brandenburg ihr zweites Vaterland. Welch unsäg-
liches Elend hat doch früher blinde Verfolgungssucht über die Menschen
gebracht! Und warum haßte, verfolgte, ja mordete man einander?
Um des verschiedenen Glaubens willen. Dies war freilich kein Glaube,
der durch die Liebe thätig ist.
b) Die Lausitzen werden Sachsen einstweilen überlassen. Schlacht bei Kutter
in Braunschweig, 1626. Wallensteins Auftreten. Restitutionsedikt.
Vorstellungen unsers Kurfürsten an den Baiser.
Die soeben geschilderten Vorgänge öffneten unserm Kurfürsten
die Augen. Wiederholt erinnerte er den Kaiser an sein gegebenes