Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Pistole auf den Kopf. Diese Verzögerung rettete den Feldherrn, 
denn in diesem Augenblicke eilte der Herzog von Sachsen-Lauenburg 
herbei und schoß den Rittmeister gerade in der Richtung durch den 
Kopf, daß die Kugel beide Ohren durchbohrte. 
Nach einem fünfstündigen blutigen Kampfe hatte Gustav Adolph 
Tilly's alten Ruhm der Unbesiegbarkeit vernichtet. 6000 Kaiserliche, 
1000 Schweden und 2000 Sachsen bedeckten das Schlachtfeld und 
7000 Kaiserliche fielen auf der Flucht in die Gefangenschaft. Tilly's 
auserlesenes Heer war fast ganz aufgerieben und sein ganzes Geschütz 
sah er in des Feindes Hand. Diese schmerzliche Erfahrung drückte 
den Greis zu Boden und er verfiel in eine Krankheit. 
Der Sieger von Breitenfeld übernachtete auf dem Wahlplatze. 
Tief beschämt kehrte unser Kurfürst nach Breitenfeld zurück und wagte 
es kaum, dem Könige unter die Augen zu treten, fürchtend, daß ihn 
dieser mit den bittersten Vorwürfen überhäufen würde. Der König 
nahm den verlegenen Fürsten aber freundlich auf und dankte ihm 
sogar, daß er zur Schlacht gerathen habe. 
Der erfochtene Sieg war für den Schwedenkönig von unberechen— 
baren Folgen. Er hatte sich nun nicht blos den Zugang zum Innern 
Deutschlands geöffnet, sondern es traten auch viele gefangene kaiser— 
liche Soldaten in seine Dienste und vergrößerten seine Macht. Alle 
Evangelischen jubelten nun dem siegreichen Helden entgegen und in 
den Palästen der Großen, wie in den Hütten der Armen zierte 
Gustav Adolphs Bildniß die Zimmer und Stuben. Allgemeine 
Bestürzung herrschte dagegen bei den Katholiken, namentlich bei dem 
Kurfürsten von Bayern, dessen Heer größtentheils mit aufgerieben 
war. Der Kaiser hatte nichts Eiligeres zu thun, als Tilly zu 
neuen Truppen zu verhelfen, und in der That gelang es ihm auch, 
seinen Feldherrn wieder mit 30 000 Mann zu umgeben. Was sollte 
der sieggekrönte Schwedenkönig nun weiter unternehmen? Er entwarf 
folgenden Kriegsplan: Er selbst wollte mit seinem Heere durch 
Thüringen, Franken, Bayern nach Oesterreich vordringen, unser 
Kurfürst sollte nach Böhmen vorrücken, und dann sollten sich beide 
Heere im Innern Oesterreichs vereinigen. Im Siegesfluge eilte 
Gustav Adolph vorwärts, eine Stadt nach der andern fiel in seine 
Hände und nachdem der Winter von 1631 zu 1632 ebenfalls glücklich 
überstanden war, erschien der Held am Lech, um in das Herz des 
damaligen Bayern einzudringen. Hier kam es mit Tilly zum zweiten 
Male zur Schlacht, dessen Glücksstern in derselben verblich. Eine 
Kugel zerschmetterte ihm das rechte Bein und der 73jährige Greis 
starb bald darauf in Ingolstadt. Im Mai 1632 hielt der siegreiche 
Schwedenkönig seinen Einzug in Bayerns Hauptstadt, in München. 
Gleiches Waffenglück begleitete auch die sächsischen Truppen in 
Böhmen. Schon im Oktober 1631 waren diese vorwärts gedrungen
	        
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