Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Nur zu gut erkannten die Sorben-Wenden, daß es jetzt auf ihren 
Untergang abgesehen sei. Sie rafften ihre ganze Macht zusammen 
und rüsteten sich zur furchtbarsten Gegenwehr; aber ihre letzte Stunde 
hatte geschlagen. Zwar kämpften sie wie Löwen, mußten aber der 
Uebermacht des gewaltigen Heinrich weichen. Noch eine Hoffnung 
blieb ihnen. Die Festung Gana bei Lommatzsch sollte ihr Hort und 
Schutz werden. Dorthin zogen sie sich zurück. Heinrich folgte ihnen 
und erschien mit seinen siegreichen Truppen vor dem letzten Boll- 
werke seiner Gegner. Ein Kampf auf Leben und Tod entspann sich. 
Die Macht der Sorben-Wenden in Sorabia brach auf den jetzigen 
Gefilden von Lommatzsch zusammen. Heinrich drängte nämlich den 
Feind in die Festung zurück, umzingelte dieselbe und bereitete nach 
einer zwanzigtägigen Belagerung einen furchtbaren Sturm vor. Die 
Belagerten erkannten die ganze Größe der Gefahr. Ihre Gegenwehr 
überstieg fast menschliche Kraft. Da Svwantewit, ihr Kriegsgott, 
nicht helfen wollte, oder besser gesagt, nicht helfen konnte, erfaßte 
Verzweiflung ihr Gemüth, und sie weihten sich dem Tode. Ihre alte 
Veste fiel. Tausende fanden, was sie nun auch wünschten, ihren Tod, 
andere wurden gefangen und wenige nur konnten sich durch die Flucht 
retten. Heinrich hatte im Jahre 928 die Macht der Deutschen 
bis an die Elbe und an die Nöder ausgedehnt. 
II. Die Markgrafschaft Aeißen bis zum Jahre 1127. 
  
5. Was Hönig Heinrich mit dem eroberten Lande vornahm. 
a) Gründung der Zurg und der Markgrafschaft Meißen 928. Gründung 
neuer Städte, Dörfer und befestigter Ortschaften. 
Der größte Theil des fruchtbaren und schönen Landes der 
Sorben-Wenden befand sich nun in den Händen der Deutschen. Was 
sollte aber mit dem neuen Lande weiter geschehen? Sollte Heinrich 
ruhig nach Hause ziehen? Würden sich dann die Besiegten nicht 
abermals wieder vereinigt haben, um neue Einfälle in die Länder 
der Deutschen auszuführen? Daß dies so kommen müsse, sah Heinrich 
mit Gewißheit voraus. Um die Besiegten im Zaume zu halten, ließ 
er einen Theil seiner Truppen zurück, errichtete feste Plätze und besetzte 
dieselben mit seinen Kriegern. Der Berg in dem jetzigen Meißen, 
von welchem heute noch der sogenannte „höckerige“ Thurm herunter- 
schaut, und an dessen Fuße sich die breite Elbe dahinwindet, war damals 
mit alten hohen Bäumen bewachsen. Diesen Ort hielt Heinrich zur
	        
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