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und höchst demüthigend waren. Die hauptsächlichsten Friedens-
bestimmungen waren folgende: Friedrich August entsagt für sich und
seine Nachkommen dem polnischen Throne und behält nur den Titel:
König; — derselbe hat Stanislaus als seinen rechtmäßigen Nachfolger
anzuerkennen; — derselbe muß ferner von dem Bündnisse mit Ruß-
land zurücktreten; — er muß den russischen Gesandten Patkul an
Schweden ausliefern; — Sachsen hat den Schweden Winterquartier
und Unterhalt zu gewähren; — Friedrich August und seine Nachfolger
dürfen in Sachsen niemals eine Veränderung in der evangelischen
Religion vornehmen 2c.
Nicht wenig war August bestürzt, als diese Friedensbedingungen
zu seiner Kenntniß gelangten. Er eilte (im Dezember) nach Sachsen
zurück und begab sich sofort zu dem schwedischen Könige, um ihn zur
Milderung dieser Bedingungen zu bewegen. In einem Dörschen
(Günthersdorf) bei Altranstädt trafen die beiden Monarchen zusammen.
Welche Gefühle mochten Beider Herzen bewegen! Der, welcher ge—
demüthigt werden sollte, war der Sieger, und der, welcher zuversichtlich
hoffte, als Sieger aus dem Kampfe hervorzugehen, war der Besiegte.
In dem feierlichen Augenblicke des Zusammentreffens gedachte man
aber des Grolles und Hasses nicht. Tief ergriffen lagen beide Könige
einander in den Armen. Jetzt äußerten die Bande der Bluts-
verwandtschaft, welche beide Monarchen an einander ketteten, ihre
göttliche Kraft; denn die, welche einander mit blutigen Waffen bekriegt
hatten, waren von mütterlicher Seite Geschwisterkind. Auch die um-
stehenden Krieger fühlten im Herzen nach, was beide Könige bewegte,
und Thränen zitterten in ihren Augen.
So freundlich sich auch der Sieger gegen den Besiegten benahm,
so vermied er doch absichtlich jede Gelegenheit, das Gespräch auf die
Friedensbestimmungen zu lenken. Nicht so Friedrich August, welcher
anfangs die Hoffnung nicht aufgab, den schwedischen König zu milderen
Friedensbedingungen bewegen zu können. Allein alles umsonst; Karl
änderte nicht ein Jota, und so mußte sich endlich unser Kurfürst mit
blutendem Herzen zu Unterzeichnung der Friedensbedingungen ent-
schließen, welcher Friede in der Geschichte unter dem Namen: „Alt-
ranstädter Friede“ bekannt ist.
Der in vieler Hinsicht sehr edel gesinnte Karl ging offenbar zu
weit, als er endlich noch verlangte, Friedrich August solle dem neuen
Könige von Polen zu seiner Thronbesteigung Glück wünschen. Um
den Sieger nicht aufs neue zu reizen, erfüllte unser Kurfürst auch
diese für ihn höchst demüthigende Forderung. Er schrieb seinem Nach-
folger unter anderem: „Um Sr. schwedischen Majestät gefällig zu sein,
gratuliren wir hiermit Ew. Majestät zu Ihrer Thronbesteigung und
wünschen, daß Sie in Ihrem Vaterlande getreuere Unterthanen finden
mögen, als wir verlassen haben."“