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man blos das Klirren der Waffen und die dumpfen Schritte der
Soldaten, vie von Haus zu Haus zogen und Geld erpreßten. So
erging es vor 120 Jahren unserm sonst so reich gesegneten Sachsen
und seinen unglücklichen Einwohnern!
Der Anfang des Jahres 1760 war unter solchen unglücklichen
Verhältnissen für die Sachsen ein höchst trübseliger. Auch Friedrichs
Gemüth umdüsterte Mißmuth. Sein Heer war geschmolzen und die
sonstigen Hilfsauellen versiegten immer mehr. Tief schmerzte ihn
Dresdens Verlust. Im Jahre 1760 machte er deshalb einen ernst-
lichen Versuch, sich dieser Stadt (Dresden) wieder zu bemäch-
tigen. Er umstellte sie mit seiner ganzen Macht und forderte nun
den Kommandanten zur Uebergabe Dresdens auf. Die Antwort war
eine abschlägliche. Dies entschied Dresdens Schicksal. Tage des
Unglücks bereiteten sich vor, wie man sie in dieser Stadt noch nicht
gesehen und wie sie ähnlich nur noch in der Erinnerung von Magde-
burgs Bewohnern fortlebten. Feuerschlünde wurden rings um die
Stadt herum aufgepflanzt, und in der Nacht vom 13. zum 14. Juli
öffneten sie ihren ehernen Rachen und spieen verderbenbringende
Kugeln über dieselbe aus.
Im ganzen war der jetzt angerichtete Schade nicht von Belang,
denn das Feuer aus der Festung wurde so vorzüglich unterhalten,
daß der Feind keine Vortheile erringen konnte. Unter Zittern und
Zagen sahen die geängstigten Einwohner dem 19. Juli entgegen.
Dies war der Hauptschreckenstag für Dresdens Bewohner. Kurz nach
Mitternacht begann die Erde zu dröhnen, denn 18 Mörser sandten
90 bis 100 Pfund schwere Bomben in die Stadt. Fast schien es,
als hätten die Preußen in den Kirchthürmen steinerne Finger erkannt,
die drohend gegen Himmel zeigten und ihnen zum Bewußtsein bringen
wollten, daß noch ein Gott lebe, der Acht habe auf die Thaten seiner
Menschenkinder. Diese Thürme sollten vernichtet werden und deshalb
richtete man die Mörser hauptsächlich auf sie. Dem Frauenthurm
vermochten sie nichts anzuhaben. Wirkungslos prallten die Bomben
an diesem steinernen Dome ab und „krepirten“ meistentheils in dem
auf dem Neumarkte aufgeschichteten Dünger.
Gleichen Widerstand vermochte der Kreuzthurm nicht zu leisten.
Den 19. Juli nachmittags 2 Uhr stand er in hellen Flammen. Eine
Stunde später begann er zu wanken, stürzte mit donnerähnlichem
Getöse auf das Kirchendach, das krachend zusammenbrach, und nun
bildete das schöne, 400 Jahre alte Gotteshaus einen furchtbaren
Feuerheerd. An Löschen konnte niemand denken, weil die Kugeln in
allen Straßen einschlugen und überdies auch das Röhrwasser vom
Feinde abgeschnitten worden war.
„Die Bewohner saßen theils in den Kellern weinend und betend und
den Augenblick erwartend, daß das Gebäude über ihnen zusammenstürzen