Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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„der alte Dessauer“ bekannt) Befehl, mit einem andern Heere von 
Halle aus in Sachsen einzufallen. 
So wurde unser Vaterland vom Abend und Morgen her von 
feindlichen Truppen überschwemmt, die zwar nicht hausten wie die 
Schweden im dreißigjährigen Kriege, die sich aber von dem Schweiße 
der Einwohner erhalten ließen. Fürst Leopold besetzte sofort Leipzig, 
mußte diese Stadt aber wieder auf Friedrichs Befehl verlassen und 
nach Meißen zu aufbrechen. Hier vereinigten sich die beiden preußischen 
Heere, um gemeinschaftlich den Kern der sächsischen Armee anzugreifen. 
Unsere Truppen hatten sich unter Anführung des Feldmarschalls 
Rutowsky bei Kesselsdorf und Pennrich festgesetzt und sich hier 
vortheilhaft verschanzt. Leopold rückte nach Wilsdruff vor, während 
König Friedrich in Meißen blieb, um den Rücken seines Heeres zu decken. 
Es war den 15. Dezember 1745. Schnee und Eis bedeckte die Erde, 
und der Boden war festgefroren wie Stein. Den ersten Angriff richteten 
die Preußen auf Kesselsdorf, bei dessen Anhöhen der linke Flügel 
der Sachsen eine vortreffliche Stellung einnahm. Muthig wurde der 
anstürmende Feind zurückgeschlagen. „Der Boden war“ — erzählt 
Mohr — „schlüpfrig von Eis und Schnee; die stürmenden Preußen 
fielen oft reihenweise nieder; sie mußten einander Hand und Gewehr 
reichen, um weiter zu klimmen. Von den Sachsen wurden sie mit 
Kartätschen aus vierzig Kanonen empfangen und immer aufs neue 
ins Thal hinabgestürzt, das mit Leichen gefüllt war. Es war ein 
gräßliches Schauspiel! Die Verwundeten und Todten gefroren fest 
an die Erde, sobald sie fielen; das Blut starrte augenblicklich am 
Boden und bildete gefrorene Pfützen; wer auch nur leicht verwundet 
war, ward bei. der furchtbaren Kälte zum Krüppel.“ 
Die Sachsen jubelten zu früh. Ihres Sieges gewiß, verließen 
sie zu zeitig ihre feste Stellung und gingen ins Thal hinab. Nun 
mußten ihre auf den Anhöhen so vortheilhaft aufgepflanzten Geschütze 
schweigen, wollte die sächsische Artillerie nicht zugleich auch den Tod 
in Freundeslager senden. Die Sachsen wurden zurückgedrängt, sie 
vermochten Kesselsdorf nicht mehr zu behaupten, und mit dem 
Verluste dieses Ortes ging die Hoffnung auf den Sieg verloren. 
In kurzem wurde auch der rechte Flügel der Sachsen zurückgeschlagen. 
3000 Sachsen bedeckten das Schlachtfeld und gegen 7000 fielen in 
Gefangenschaft; außerdem erbeutete der Sieger noch 48 Kanonen. 
Die österreichische Armee, welche sich an dem Kampfe nicht 
betheiligt hatte, zog nach Dresden zu, wohin sich auch der Rest der 
sächsischen Truppen wendete. Einen neuen Angriff auf den durch 
den errungenen Sieg ermuthigten Feind wagte das vereinigte sächsisch— 
österreichische Heer nicht; es trat den Rückzug nach Böhmen an. 
Mit Schrecken bemerkten die geängstigten Bewohner Dresdens 
den siegreichen Feind auf den Anhöhen bei Gorbitz. Was wird das
	        
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