Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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handlungen durch Berichterstattungen nach Berlin nicht aufzuhalten, 
nahm Friedrich seinen Aufenthalt in Dahlen. 
Nach einigen Wochen unermüdlicher Arbeit war das wichtige 
Werk zu Ende gediehen, und es konnte am 15. Februar 1763") 
der Friedensabschluß von den Bevollmächtigten der drei Staaten 
unterzeichnet werden. Hauptbestimmungen dieses Friedens waren: 
Kaiserin Maria Theresia verzichtet für immer zu Gunsten Preußens 
auf Schlesien, und Friedrich II. giebt Kursachsen wieder vollständig 
heraus. Ein Courier eilte nach Warschau, und schon am 26. kehrte 
dieser mit der eigenhändig vom Kurfürsten unterschriebenen Friedens- 
urkunde zurück. Am 1. März wechselte man in Hubertusburg die 
Urkunden aus. Ein Courier überbrachte noch denselben Tag diese 
Kunde nach Dresden. Schmetternder Hörnerschall durchhallte die 
Stadt, denn 32 Postillone durchritten blasend die Residenz. Jubelnd 
begleitete die Menge die Verkündiger der Friedensbotschaft. In Windes- 
eile drang die Friedenskunde hinaus in alle Gegenden Sachsens. Da 
herrschte Freude über Freude. Von derselben überwältigt, stürzte 
man einander in die Arme. Das in Wonne aufwallende Herz fand 
im ersten Entzücken keine Worte, es hatte nur Thränen. Und als 
man den 21. März ein allgemeines Freuden= und Dankfest feierte, 
da „betete man den Herrn an im heiligen Schmuck“. In Scharen 
zog man hin in des Herrn Haus. Wiederum hallte Kanonendonner 
in langem Echo wieder, aber diese Klänge machten diesmal nicht die 
Herzen erzittern, sondern sie begleiteten die Lobgesänge hinauf zu Dem, 
der nicht blos das Uebel schafft, sondern auch den Frieden giebt. 
Damit auch der Jugend Gelegenheit geboten würde, ihre Hände 
im Heiligthum des Herrn aufheben zu können, wurde ein besonderer 
Festgottesdienst veranstaltet. Mit Kränzen und Bändern geschmückt, 
zogen Jünglinge, Jungfrauen und Kinder bis zum sechsten Jahre 
herab in festlichen Reihen zum Gotteshause. 
Gewiß nicht ohne Grund beging man die Friedensfeier den 
21. März, also zu Frühlingsanfang. Ein hoffnungsreicher Frühling 
sollte für die erschöpften Länder anbrechen. Eines solchen Frühlings 
bedurfte vor allem unser Sachsenland, das unter der blutigen 
Kriegsgeißel am meisten gelitten hatte. Friedrich II. erklärte 
selbst, daß er in Sachsen 120 bis 150 Millionen Mark Kriegssteuern 
erhoben habe. Schlägt man die Summen fuür die ungeheuren Liefe- 
rungen, die Einquartierungskosten, die Verluste durch Plünderungen, 
durch Brand, durch das gering ausgeprägte Geld, ferner den Schaden 
an Vieh, an den zerstörten Ernten 2c., außerdem auch noch die Er- 
haltung der freundlichen Truppen (Franzosen, Oesterreicher und die 
deutschen Reichstruppen) ebenfalls auf 120 bis 150 Millionen Mark 
*) In einigen älteren Urkunden habe ich den 13. Februar gefunden.
	        
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