Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Der älteste Sohn des verewigten Kurfürsten, Friedrich August, 
war den 23. Dezember 1750 geboren und hatte bei dem Tode seines 
Vaters noch nicht das 13. Lebensjahr erreicht. Da er erst mit dem 
erfüllten 18. Lebensjahre zur Regierung gelangen konnte, so über- 
nahm sein Onkel — seines Vaters ältester Bruder — die Vor- 
mundschaft über den unmündigen Kurprinzen und als Ad- 
ministrator des Landes die Regierung. 
88. Prinz Faver, 17. Dezember 1763 bis 15. September 1768. 
Allgemeine Verdienste ums Land. — Pläne für Hebung des Militärwesens. — 
Hebung des Bergbaues. — Gründung der Bergakademie zu Freiberg. — 
Hebung des Fabrikwesens und des Handels. — C#brößere Rechte 
der Evangelisch-Neformirten. 
Der Geist des Kurfürsten Friedrich Christian ging als ein heiliges 
Erbtheil auf die nun folgenden Regenten Sachsens über. Auch auf 
seinem Bruder ruhte er, wenn auch, wie wir uns überzeugen werden, 
dem Wesen Tavers die Milde fehlte, welche den verewigten Kurfürsten 
auszeichnete. Mit fester Hand ergriff der Administrator die Zügel 
der Regierung. Ein Hauptaugenmerk richtete er auf diejenigen 
Staatsbeamten, in welchen noch der Brühl'sche Geist lebte und die 
sein Bruder in der kurzen Zeit seiner Regierung mit seinem strafenden 
Arm nicht erreicht hatte. Schrecken erfüllte dieselben, als TKaver fort- 
fuhr, einen nach dem andern aus den Staatsdiensten, wenn auch mit 
Pension, zu entfernen. Im gleichen Sinne wie sein Bruder führte 
er auch die Grundsätze der Sparsamkeit durch, damit die Landes- 
schulden nach dem entworfenen Plane getilgt und die Zinsen pünktlich 
entrichtet werden könnten. Nur in einem Punkte huldigte er dem 
Sparsysteme nicht. 
Prinz Xaver war mit Leib und Seele Soldat und hatte an den 
vorausgegangenen Kriegsereignissen den thätigsten Antheil genommen. 
In den eingetretenen Friedenszeiten richtete er sein Augenmerk ganz 
besonders auch auf das Militärwesen, gestaltete es fast ganz um und 
hauchte demselben einen neuen Geist ein. So sollte z. B. beim 
Avancement in höhere Stellen nur auf Verdienst und Würdigkeit 
Rücksicht genommen, mehr, als es im Kriege möglich gewesen, auf 
Mannszucht (Disziplin) gehalten werden 2c. Ueberdies beschränkte 
er die Zahl der Festungen und ließ Leipzig, Stolpen und Pirna als 
solche eingehen. Dies alles fand den ungetheiltesten Beifall; — aber 
Prinz Taver hatte noch weitergehende Pläne: Er wollte die 
Armee bedeutend vergrößern und sie auch mit — jedenfalls über- 
flüssigem — Glanz umgeben. Als sich im Jahre 1766 die Landstände 
in Dresden versammelten, legte er ihnen seinen Plan vor und verlangte
	        
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