Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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heilpflege auszubilden und Armenkrankenpflege zu üben. Das in 
der Stephanienstraße zu Dresden eröffnete Carolahaus dient nicht 
allein zu allgemeinen Hospitalzwecken, sondern auch als Schul- und 
Lehranstalt für die Albertinerinnen. 
116. Kückblich auf das 19. Jahrhundert. 
a) Volks- und Tugendbildung. — Klagen über den sittlichen Zustand der 
Menschen. — Familienleben. — Steigerung der Genüsse. 
Trägt sich jetzt unter den gebildeten Völkern Europas irgendwo 
etwas Außerordentliches zu, das unser Mißfallen hervorruft, so 
fragen wir einander verwundert: Ist so etwas im 19. Jahrhunderte 
möglich? Aus dieser Frage geht hervor, daß man das 19. Jahr- 
hundert als eine Zeit betrachtet, die sich von der früheren vortheilhaft 
auszeichnen soll. Und in der That wird niemand leugnen, daß sich 
unsere Zeit mancher Vorzüge erfreut, von welchen man früher 
keine Ahnung hatte. Obenan steht sicherlich die Thatsache, daß 
zu keiner Zeit soviel für die Bildung des Volkes geschehen ist, als 
in diesem Jahrhunderte In Sachsen wächst kein gesundes Kind 
ohne Schulunterricht auf. Bei einer Wanderung durch unser 
Vaterland stoßen wir überall auf neuerbaute, zweckmäßig eingerichtete 
Schulhäuser. 
Um der Jugend in Fabrikgegenden Gelegenheit zur Ausbildung 
in Handfertigkeiten zu bieten, schuf man Klöppel-, Näh-, Strohflecht- 
und dergleichen andere Schulen. Auch die Körperpflege der Jugend 
wurde nicht vergessen. An vielen Orten, namentlich in Städten, sorgte 
man für Turnunterricht. Hatte man früher für unglückliche Kinder, 
z. B. für Blinde rc., nichts weiter, als höchstens Mitleid, so hat die 
neuere Zeit nicht unterlassen, sich auch dieser helfend anzunehmen. 
Man gründete Anstalten für Taubstumme, für Blinde, für Blöd- 
sinnige 2c. Es traten Vereine von Menschenfreunden zusammen, 
welche Erziehungs= und Rettungshäuser für solche Kinder schufen, 
die ohne fremde Hilfe an Körper und Geist verwildern würden. 
Mit dem allen begnügte man sich noch nicht; die Sorge ging 
bis über die Zeit der Confirmation hinaus. Da die Volksschule nur 
den Grund legen, nicht aber für das spätere Fortbauen auf diesem 
Grunde sorgen kann, so rief man, wenigstens in Städten, Sonntags- 
schulen ins Leben. Neuerdings sind in Stadt und Land durch 
das Gesetz Fortbildungsschulen gegründet worden. Durch dieses 
Beispiel ermuntert, bemühten sich andere junge Leute, namentlich aus 
dem Gewerbestande, in Fortbildungsanstalten ihre Kenntnisse zu er- 
weitern. Andere traten zu Gesangvereinen zusammen, um den Sinn 
für den Gesang zu wecken und die Ausbildung in dieser Kunst
	        
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