Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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frühere Zeit, allein die weitere Ausbildung dieser großartigen Er— 
findung und dies alles umgestaltenden Folgen derselben sind das 
Eigenthum des 19. Jahrhunderts. Was z. B. früher Tausende von 
Menschenhänden in einer gewissen Zeit zu spinnen vermochten, lieferte 
eine einzige Spinnfabrik in gleicher Zeit. In den verschiedensten 
Gegenden unsers Vaterlandes entstanden in diesem Jahrhunderte die 
großartigsten Fabriken für Spinnerei, Weberei, Druckerei, Färberei, 
ferner Fabriken für Eisen= und Metallwaaren, für Maschinen 2c. 
Sehr natürlich beeinträchtigte das Fabrikwesen manche Gewerbs- 
thätigkeit im Hause. Der Einzelne konnte mit seiner Hände Arbeit 
neben den außerordentlichen Leistungen der Fabriken gar nicht mehr 
bestehen. Er mußte entweder einen andern Erwerbszweig aufsuchen, 
oder als Arbeiter in eine Fabrik eintreten. Wie hier alles im 
großen Maßstabe betrieben wird, so sind auch die Folgen von außer- 
ordentlicher Tragweite, sobald eine Geschäftsstockung eintritt. Mußte 
früher ein Einzelner sein Gewerbe einstellen, so berührte dies zunächst 
nur ihn und seine Familie. Werden jetzt die Fabrikarbeiter brotlos, 
so zieht mit Einem Tage und meist an Einem Orte Mangel und 
Elend in Hunderte von Familien ein. 
Das Streben, alles massenhaft zu fabriciren und mit großen 
Kapitalien Unternehmungen ausführen zu wollen, die für die Einzelnen 
unausführbar bleiben, rief eine Erscheinung ins Leben, die haupt- 
sächlich unserem Jahrhunderte angehört. Mit Genehmigung der 
Staatsbehörden bildeten sich Gesellschaften — Aktiengesellschaften — 
welche zur Ausführung eines großen Handels= oder Fabrikgeschäfts 
oder eines Eisenbahn= oder Dampfschiffahrts-Unternehmens große 
Kapitalien aufbrachten und dann den Gewinn verhältnißmäßig an 
die Theilnehmer — Aktionäre — vertheilten. Auf diese Weise ist 
z. B. die Leipzig-Dresdner Eisenbahn, die Dampfschiffahrt auf der 
Elbe, es sind ferner große Brauereien, Papierfabriken, Spinnereien rc. 
entstanden. Da sich bei derartigen großen Unternehmungen der Erfolg 
im voraus mit Bestimmtheit nicht berechnen läßt, so nahmen manche 
Aktienunternehmungen ein klägliches Ende und brachten den Aktionären 
anstatt des Gewinnes die bittersten Verluste. 
Der Zusammentritt einer Anzahl Personen zur Erreichung 
irgend eines Zweckes ließ in unserem Jahrhunderte eine so große 
Anzahl Vereine entstehen, wie eine derartige Erscheinung früher 
nur selten vorkam, so daß man unsere Zeit sogar das Jahrhundert 
der Vereine genannt hat. Abgesehen von den verschiedenen politischen 
Vereinen und den bereits erwähnten Aktiengesellschaften dürfte in den 
gesellschaftlichen Verhältnissen kaum irgend etwas von allgemeiner 
Bedeutung aufzufinden sein, was nicht durch Vereine gefördert 
worden wäre oder doch wenigstens gefördert werden sollte. So ent- 
standen z. B. Vereine zur Bildung von Kassen für Krankheits-, für
	        
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