Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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erfüllte Hussens Feinde mit großer Besorgniß und sie verklagten 
diesen Ketzer, wofür sie ihn ausgaben, bei dem Papste und bei dem 
deutschen Kaiser Sigismund. 
Um diese Zeit hatten sich in Constanz (Kostnitz) am Bodensee, 
das jetzt zum Großherzogthum Baden gehört, die höchsten Geistlichen 
der katholischen Kirche und sehr viele Fürsten versammelt, um über 
einige Verbesserungen in der katholischen Kirche und namentlich auch 
über die Wahl eines Papstes zu berathen; denn damals gaben sich 
zu gleicher Zeit drei katholische Geistliche als Päpste aus. Dieselbe 
Versammlung wollte auch über Huß und seine neue Lehre — sie 
war freilich so alt, wie die heilige Schrift — zu Gericht sitzen. Huß 
erhielt die Aufforderung, in Constanz zu erscheinen, und Kaiser Sigis— 
mund versprach ihm sicheres Geleit, d. h. es solle ihm nichts an seiner 
Freiheit und an seinem Leben geschehen. Huß glaubte diesem kaiser- 
lichen Versprechen und reiste frohen Muthes nach Constanz. Hier 
verlangte man ohne Weiteres, daß er seine Lehren als falsch wider- 
rufen sollte. Huß war hierzu bereit, sobald man ihm aus der 
heiligen Schrift nachweise, daß er geirrt habe. Da man nicht wollte, 
weil man es nicht konnte, so erklärte Huß feierlich, seine Lehren nicht 
widerrufen zu können. Ungeachtet des ihm vom Kaiser versprochenen 
sicheren Geleites wurde er dennoch zum Feuertode verurtheilt und 
den 6. Juli 1415 auf einem Scheiterhaufen verbrannt. 
Hussens Mund konnte nun zwar nicht mehr predigen und lehren, 
aber der Eindruck, den seine Lehren auf die Herzen seiner Zuhörer 
gemacht hatte, wirkte als eine Gotteskraft mächtig fort. Die Kunde 
von Hussens Verbrennung erregte in ganz Böhmen eine allgemeine 
Verwirrung. Man murrte laut, man schaarte sich zusammen, man 
griff endlich zu den Waffen und im Jahre. 1419 brach der blutige 
Hussitenkrieg aus, der später auch unser Vaterland in einer furcht- 
baren Weise heimsuchte. Der König Wenzel erschrak bei der ersten 
Nachricht über den ausgebrochenen Kampf so sehr, daß ihn der Schlag 
rührte und daß er die Sprache verlor, worauf er achtzehn Tage 
später starb. 
Wenzels Bruder, der Kaiser Sigismund, wurde nun König von 
Böhmen, und er wollte nicht eher ruhen, bis er die Hussiten von der 
Erde vertilgt hätte. Diese Leute waren in seinen Augen Ketzer, ge- 
fährliche Menschen. Und warum? Sie verlangten, daß das Wort 
Gottes in ihrer Muttersprache gelehrt werden müsse, damit es jeder 
verstehen könne; daß jeder Christ im heiligen Abendmahle Brot und 
Wein empfangen müsse u. s. w. Allein vermochte aber Sigismund 
sein Vorhaben nicht auszuführen. Die Hussiten waren ihm zu mächtig, 
und namentlich fürchtete er ihren tapferen Feldherrn Ziska. Da bat 
Sigismund andere Fürsten um Hilfe, namentlich aber seinen mäch- 
tigen und tapferen Nachbar, Friedrich den Streitbaren. Dieser Fürst
	        
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