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Kapellmeister in ein längeres Gespräch und leerte ein Glas
auf sein Wohl. Der Menge dankte er durch wiederholtes
Zuwinken.
Nach Entgegennahme der ihm von Mitgliedern des
Altonaer Gesangvereines dargebrachten Huldigung,“’) bemerkte
Bismarck: „Ich sehe einige ältere Kriegskameraden unter
Ihnen.“ Sich an einen wendend: „Haben Sie die Unan-
nehmlichkeiten bei Orleans mitgemacht?"
Kriegsveteran: „Nein, ich war bei Le Mans.“
Bismarck: „Nun da haben Sie ja auch schlimme Zeiten
erlebt. Dort war es wohl am bösesten, Hunger und dabei
blaue Bohnen. Es ist doch ein schönes Vergnügen, die Er-
innerung an das, was man damals erlebt und durchgemacht
hat, wenn man, wie heute, im Sonnenschein steht.“
Ueber sein Befinden befragt, bemerkte er: er befinde
sich sehr wohl, gehe jedoch dieses Jahr nicht nach Kissingen.“)
Friedrichsruh, 4. Mai 1894.
Gespräche mit Mitgliedern des holsteinischen Krie-
gervereines.“
Bismarck (nach Entgegennahme der ihm dargebrachten
Huldigung die Reihen der alten Krieger durchschreitend,
") Cf. mein Werk: „Die Ansprachen des Fürsten Bismarck“,
Bd. II, S. 26.
**) Nach einem der „Kölnischen Zeitung“ im April 1894
zugegangenen Originalberichte („Kölnische Zeitung“ Nr. 303 vom
12. April 1894) pflegte Bismarck mit besonderer Besorgnis von
der durch den russischen Handelsvertrag zum mindesten nicht ver-
besserten Lage der Landwirtschaft zu sprechen. Betreffend unsere
Kolonialpolitik bedauerte er, daß dem von ihm besonders hoch-
geschätzten Major v. Wißmann kein größerer Wirkungskreis ein-
geräumt worden sei. Betreffs der völlig unbekannten Hinter-
männer des „Kladderadatsch“ (Fall Holstein-Kiderlein) erging
sich sowohl Bismarck, als auch Graf Herbert mehrfach in er-
gebnislosen Vermutungen.
**) Cf. mein Werk: „Die Ansprachen des Fürsten Bismarck“,
Bd. I, S. 318.