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Bismarck mit, daß er die Absicht habe, dem Kaiser Alexander
einen längeren Jagdbesuch in Spala (Polen) zu machen.
Bismarck: „SGestatten Majestät, meinen begründeten
Zweifel darüber Ausdruck zu geben, ob ein längerer Jagd-
besuch in dem räumlich sehr beschränkten Jagdhause von Spala
nicht den Lebensgewohnheiten des Kaisers Alexander zuwider-
laufen und somit dem beabsichtigten Zweck der Befestigung
der persönlichen Beziehungen abträglich sein möchte.“
Der Kaiser teilte Bismarcks Bedenken nicht, und ließ
verstimmt, Bismarck auf der Straße aussteigen.)
Berlin, 14. Oktober 1889.
Unterredung mit dem Professor Ottokar Lorenz,
betreffend die Stellung des Kronprinzen zur
Kaiserfrage.
Die kurz vorher erschienene Schrift Gustav Freytags gab
dem Professor Lorenz Anlaß, Bismarck zu bitten, ihm zu
sagen, ob er die Darstellung Freytags über die Kaiser-
frage für richtig halte. Bismarck ging auf eine Besprechung
des Freytagschen Buches nicht ein, verbreitete sich jedoch
in ausführlicher Erzählung darüber, wie der Kronprinz ganz
abgeneigt gewesen sei, auf die Kaiseridee einzugehen, und
daß es ihm Mühe gekostet habe, ihn von der Notwendigkeit
zu überzeugen, das Kaisertum herzustellen. Demnächst er-
zählte Bismarck die rührende Nikolsburger Szene mit von
der Pfordten, bei welcher schließlich eine Umarmung statt-
fand. Als er erfuhr, daß Bismarck Bayern nicht zu schädigen
beabsichtigte, traten Pfordten Tränen in die Augen.
*) Nach der vorstehenden Version setzte der Kaiser Bismarck
vor dem Reichskanzleramt ab; nach den „Hamburger Nach-
richten“ ließ der Kaiser den Wagen „eines Tages“ „pvplötzlich“
auf der Straße halten und den Reichskanzler „aussteigen“. Ver-
aleiche über diese Kontroverse die „Staatsbürger-Zeitung“,
Nr. 479 vom 12. Oktober 1906.