Politik während des Erbfolgekrieges. 227
Die Engländer meinten, dann würden sie sich nicht weiter in
den Continentalkrieg zu mischen brauchen; sie würden ein Kriegsheer
nach Amerika schicken, ein anderes dort in den Colonien werben, die
Franzosen aus Nordamerika vertreiben und indessen mit der Flotte
sich in den Besitz der wichtigsten Seeplätze, wie Cuba, Hispaniola,
Portorico setzen.
Es ist wie ein gemeinsames Unternehmen der germanischen Völker
gegen die romanischen: Oesterreich, Preußen und England sollten zu-
sammenstehen, um die Gegner zu bekämpfen.
So weit gingen jedoch nur die Gedanken Einzelner; die eng-
lischen Minister hätten einen solchen Vorschlag nicht machen können,
zumal da der Prinz von Oranien Schwiegersohn ihres Königs war
und dieser Alles anwendete, um denselben zur Statthalterwürde zu
befördern.
Aber eine Allianz auf immer boten auch sie dem König von
Preußen an; sie ließen ihn noch stärkere Subsidien hoffen als bisher
die Königin von Ungarn gezogen: eine Million Pfund Sterling.
Wäre auch der erste Antrag, der ihm nur als eine Meinung,
die in der Nation laut geworden, amtlich vorgetragen worden, so darf
man zweifeln, ob er darauf eingegangen wäre. Einen Krieg für Sub-
sidien zu führen, war er viel zu stolz. Er antwortete, so weit sei er
noch nicht heruntergebracht, um sich danach umsehen zu müssen.
Und das leuchtete bald ein, daß ohne die Hülfe von Preußen
den Franzosen und ihren Verbündeten nicht viel abgewonnen werden
konnte.
Des Prätendenten zwar, der von diesen keine nachhaltige Hülfe
empfing, wurden die Engländer Herr. Nach seiner Rückkehr auf den
schottischen Boden war ihm noch eins und das andere gelungen; kaum
aber erschienen die in den niederländischen Feldzügen geübten Truppen
unter dem Herzog von Cumberland, so mußte er in die Hochlande
zurückweichen. Am 16. April kam es zur Schlacht bei Culloden, die
Alles beendigte: die Bergschotten drangen mit ihren breiten Schwer-
tern so tapfer wie jemals auf die Engländer ein und durchbrachen
die erste Linie, aber es ging ihnen wie den Franzosen bei Dettingen,
ihr Vordringen führte sie in das Bereich der englischen Geschütze und
eines wohlunterhaltenen Kleingewehrfeuers, welches sie zu Grunde
richtete. Wie sah man den verwegenen Anlauf plötzlich in eine so
wilde Flucht verwandelt!
Der preußischen Hülfe, die schon in Anspruch genommen war,
bedurfte England hieréuf nicht mehr.
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