Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

Politik während des Erbfolgekrieges. 227 
Die Engländer meinten, dann würden sie sich nicht weiter in 
den Continentalkrieg zu mischen brauchen; sie würden ein Kriegsheer 
nach Amerika schicken, ein anderes dort in den Colonien werben, die 
Franzosen aus Nordamerika vertreiben und indessen mit der Flotte 
sich in den Besitz der wichtigsten Seeplätze, wie Cuba, Hispaniola, 
Portorico setzen. 
Es ist wie ein gemeinsames Unternehmen der germanischen Völker 
gegen die romanischen: Oesterreich, Preußen und England sollten zu- 
sammenstehen, um die Gegner zu bekämpfen. 
So weit gingen jedoch nur die Gedanken Einzelner; die eng- 
lischen Minister hätten einen solchen Vorschlag nicht machen können, 
zumal da der Prinz von Oranien Schwiegersohn ihres Königs war 
und dieser Alles anwendete, um denselben zur Statthalterwürde zu 
befördern. 
Aber eine Allianz auf immer boten auch sie dem König von 
Preußen an; sie ließen ihn noch stärkere Subsidien hoffen als bisher 
die Königin von Ungarn gezogen: eine Million Pfund Sterling. 
Wäre auch der erste Antrag, der ihm nur als eine Meinung, 
die in der Nation laut geworden, amtlich vorgetragen worden, so darf 
man zweifeln, ob er darauf eingegangen wäre. Einen Krieg für Sub- 
sidien zu führen, war er viel zu stolz. Er antwortete, so weit sei er 
noch nicht heruntergebracht, um sich danach umsehen zu müssen. 
Und das leuchtete bald ein, daß ohne die Hülfe von Preußen 
den Franzosen und ihren Verbündeten nicht viel abgewonnen werden 
konnte. 
Des Prätendenten zwar, der von diesen keine nachhaltige Hülfe 
empfing, wurden die Engländer Herr. Nach seiner Rückkehr auf den 
schottischen Boden war ihm noch eins und das andere gelungen; kaum 
aber erschienen die in den niederländischen Feldzügen geübten Truppen 
unter dem Herzog von Cumberland, so mußte er in die Hochlande 
zurückweichen. Am 16. April kam es zur Schlacht bei Culloden, die 
Alles beendigte: die Bergschotten drangen mit ihren breiten Schwer- 
tern so tapfer wie jemals auf die Engländer ein und durchbrachen 
die erste Linie, aber es ging ihnen wie den Franzosen bei Dettingen, 
ihr Vordringen führte sie in das Bereich der englischen Geschütze und 
eines wohlunterhaltenen Kleingewehrfeuers, welches sie zu Grunde 
richtete. Wie sah man den verwegenen Anlauf plötzlich in eine so 
wilde Flucht verwandelt! 
Der preußischen Hülfe, die schon in Anspruch genommen war, 
bedurfte England hieréuf nicht mehr. 
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