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§. 299.
Die Parteien können von den Prozeßakten Einsicht nehmen und sich aus den—
selben durch den Gerichtsschreiber Ausfertigungen, Auszüge und Abschriften ertheilen
lassen. .
Dritten Personen kann der Vorstand des Gerichts ohne Einwilligung der
Parteien die Einsicht der Akten nur gestatten, wenn ein rechtliches Interesse glaubhaft
gemacht wird.
Die Entwürfe zu Urtheilen, Beschlüssen und Verfügungen, die zur Vorbereitung
derselben gelieferten Arbeiten, sowie die Schriftstücke, welche Abstimmungen oder Straf-
verfügungen betreffen, werden weder vorgelegt noch abschriftlich mitgetheilt.
Zweiter Titel.
Urtheil.
§. 300.
Ist der Rechtsstreit zur Endentscheidung reif, so hat das Gericht dieselbe durch
Endurtheil zu erlassen.
Dasselbe gilt, wenn von mehreren zum Zwecke gleichzeitiger Verhandlung und
Entscheidung verbundenen Prozessen nur der eine zur Endentscheidung reif ist.
§. 301.
Ist von mehreren in einer Klage geltend gemachten Ansprüchen nur der eine,
oder ist nur ein Theil eines Anspruchs, oder bei erhobener Widerklage nur die
Klage oder die Widerklage zur Endentscheidung reif, so hat das Gericht dieselbe durch
Endurtheil (Theilurtheil) zu erlassen.
Die Erlassung eines Theilurtheils kann unterbleiben, wenn das Gericht sie
nach Lage der Sache nicht für angemessen erachtet.
§. 302.
Hat der Beklagte die Aufrechnung einer Gegenforderung geltend gemacht, welche
mit der in der Klage geltend gemachten Forderung nicht in rechtlichem Zusammen-
hange steht, so kann, wenn nur die Verhandlung über die Forderung zur Entscheidung
reif ist, diese unter Vorbehalt der Entscheidung über die Aufrechnung erfolgen.
Enthält das Urtheil keinen Vorbehalt, so kann die Ergänzung des Urtheils
nach Vorschrift des §. 321 beantragt werden.
Das Urtheil, welches unter Vorbehalt der Entscheidung über die Aufrechnung
ergeht, ist in Betreff der Rechtsmittel und der Zwangsvollstreckung als Endurtheil
anzusehen.
In Betreff der Aufrechnung, über welche die Entscheidung vorbehalten ist,
bleibt der Rechtsstreit anhängig. Soweit sich in dem weiteren Verfahren ergiebt,
daß der Anspruch des Klägers unbegründet war, ist das frühere Urtheil aufzuheben,