In welcher Richtung seine Wirksamkeit in Letersburg ging und
welche Stimmung seine nwesenbeit auslöste, das zeigen uns alle
Berichte aus jenen Tagen, und nicht zum wenigsten derjenige, den
PalHologue, der französische Gesandte am Petersburger Hof,
in seinen „Erinnerungen“ gegeben hat. Da schildert er die Parade
u Krasnoje-Selo, wo wenige Tage später unter kriegerischem
Fubel das Lager abgebrochen, die Fähnriche zu Offizieren be-
fördert, die Truppen in ihre Standorte zurückgeschickt wurden,
und verschweigt den Kriegswillen und den Kriegsrausch nicht, die
son damals umgingen. Doa zeichnet er die Gestalt der Groß-
ürstin Anastasia, wie sie bei der Festtafel an Bord der „France“
u wiederholten Malen das Ghamposnergas gegen den französi-
schen Gesandten erhob, wie sie ihm mit einem feurigen Einverständ-
nis zutrank und dazu auf die „kriegerische Umgebung“ wies, die
ne so beglückte. Und da läßt er sie selbst sprechen, läßt die
ontenegrinerin bei dem Diner, das der Großfürst Nicolai
Nicolajewitsch zu Ehren des Präsidenten gab, alle Zurückhaltung
vergessen und in Dithryramben reden, „unterbrochen von Prophe-
zeiungen“, wie Paléologue anmerkt. Seine Tischnachbarin, die, wir
wollen es nicht vergessen, die Gattin des Führers der Kriegs-
partei und vorgesehenen Oberbefehlshabers der russischen Armee
ist — sie verkündet:
Der Krieg wird ausbrechen .. .Es wird von
Osterreich nichts übrig bleiben.. Sie nehmen Elsaß-
Lothringen zurück . Unsere Armeen werden sich in
Berlin treffen. Deutschland wird zerstört werden.
(Re#ue des deux mondes vom 15. I. 21, Seite 242.)
Drei Tage später geichnet Paléologue in sein Tagebuch ein,
wie er sich auf den Warschauer Bahnhof begab, um sich von
Iswolski zu verabschieden, der sich „in Eile“ auf seinen Pariser
Posten zurückbegab:
Die Bahnsteige sind voller Leben und Bewegung.
Die Züge sind übervoll von Offizieren und Soldaten.
Das riecht nach Mobilmachung! Wir tauschten Acbmel
unsere Eindrücke und kommen zu dem gleichen Schlusse:
diesmal ist's Krieg! (Kevue des deux mondes vom 15. 1. 21,
Seite 251.)
Das war am 25. Juli, und erst am 30. Juli will Rußland
mobilisiert haben. In Wirklichkeit hatte die russische Kriegs-
partei die Mobilisierung längst vorgenommen und gedachte, sie erst
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